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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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trocken, aber er gefiel Mahtab trotzdem gut, besonders wegen der billigen Plastik-Puppe, die ich oben in die Mitte setzte. In diesem Jahr fiel Mahtabs Geburtstag mit Eid e Ghadir zusammen, einem der zahllosen religiösen Feiertage. Keiner würde arbeiten müssen, deshalb planten wir ein Mittagessen statt einer Abendeinladung. Ich machte Roastbeef mit allen traditionellen Beilagen sowie Kartoffelpüree und Baked Beans - letztere als Leckerbissen für Ellen.
    Alles war vorbereitet; alle Gäste außer Ellen und Hormoz waren schon da. Während wir auf sie warteten, packte Mahtab ihre Geschenke aus. Maliheh schenkte ihr eine Mooseh-Maus-Handpuppe, ein im Iran beliebtes Zeichentricktier mit überdimensionalen orangefarbenen Ohren. Chamsey und Zaree hatten etwas ganz Besonders für Mahtab, eine ganz rare frische Ananas. Moody und ich schenkten ihr eine Bluse und eine Hose in Lila, ihrer Lieblingsfarbe. Unser schönstes Geschenk war ein in Taiwan hergestelltes Fahrrad, für das wir umgerechnet vierhundertfünfzig Dollar bezahlt hatten. Wir schoben die Mahlzeit so lange hinaus, wie wir konnten, hörten aber schließlich auf unseren Hunger und fingen ohne Ellen und Hormoz an. Sie kamen erst am späten Nachmittag und waren überrascht, dass unser Essen schon vorbei war. »Du hast mir gesagt, zum Abendessen, nicht zu Mittag.«, brauste Ellen ärgerlich auf. »Ich bin sicher, dass ich das nicht gesagt habe.«, sagte ich. »Offensichtlich handelt es sich um ein Missverständnis.« »Du machst andauernd Fehler!«, brüllte Hormoz Ellen an. »Wir gehen immer zur falschen Zeit, weil du alles durcheinanderbringst.« Vor den anderen Gästen beschimpfte Hormoz Ellen viele Minuten lang, während sie ihren mit dem Tschador verhüllten Kopf demütig gesenkt hielt. Ellen war für mich eine starke Motivation bei meiner stillen Suche nach einem Fluchtweg aus dem Iran. Ohne ihr negatives Beispiel hätte ich zwar auch weitergemacht, aber sie verstärkte mein Gefühl der Dringlichkeit. Je länger ich blieb, desto größer war das Risiko, so zu werden wie sie.
    Unser Leben im Iran hatte einen Wendepunkt erreicht. Es war nun wesentlich komfortabler, und das barg die Gefahr der Trägheit in sich . War es möglich, hier im Iran einen Zustand relativen Glücks mit Moody zu erreichen? Einen bequemen Alltag, der die sehr realen Gefahren aufwog, denen Mahtab und ich uns stellen mussten, wenn wir zu fliehen versuchten? Jeden Abend, wenn ich mit Moody ins Bett ging, wusste ich, dass die Antwort eindeutig nein lautete. Ich hasste den Mann, mit dem ich schlief, und schlimmer noch, ich hatte Angst vor ihm. Im Moment war er stabil, aber das würde nicht von Dauer sein. Es war nur eine Frage der Zeit bis zu seinem nächsten Wahnsinnsanfall. Da ich nun häufig das Telefon benutzen und mal kurz in der Botschaft vorbeischauen konnte, nahm ich wieder verstärkt meine Anstrengungen auf, jemanden zu finden, der bereit und in der Lage war, zu helfen.
    Unglücklicherweise schien sich mein vielversprechendster Kontakt in heiße Sommerluft aufgelöst zu haben. Miss Alavis Telefonanschluss funktionierte nicht mehr. Ich machte einen vergeblichen Versuch, nochmal mit Raschid zu verhandeln, dessen Freunde Menschen in die Türkei schmuggelten. Er weigerte sich erneut, ein Kind mitzunehmen. Ich musste jemanden Neuen finden. Aber wen? Und wie? Ich starrte auf die Anschrift, die mir ein Ungenannter auf einen Zettel gekritzelt hatte. »Gehen Sie dorthin und fragen sie nach dem Manager.«, hatte dieser Jemand mich instruiert. Der Weg wurde mir erklärt. Die Identität meines Wohltäters zu offenbaren, würde bedeuten, jemanden durch die Hand der Islamischen Republik Iran zum Tode zu verurteilen.
    Die Anschrift bezeichnete ein Büro am entgegengesetzten Ende der Stadt. Dahin zu gelangen, bedeutete eine lange Fahrt durch überfüllte Straßen, aber ich war entschlossen, mich sofort auf den Weg zu machen, auch wenn das Unternehmen riskant war. Mahtab war bei mir. Der Nachmittag war schon angebrochen, und ich wusste nicht, ob wir wieder zu Hause sein konnten, bevor Moody aus dem Krankenhaus heimkam. Aber meine Freiheit machte mich mutiger. Wenn es sein musste, würde ich etwas kaufen - irgendwas - für den Haushalt und Moody erklären, dass Mahtab und ich uns beim Einkaufen verspätet hätten. Moody würde die Erklärung zumindest einmal schlucken. Ich beschloss, dass ich unmöglich warten konnte. Ich musste jetzt fahren.
    Um Zeit zu sparen, nahmen Mahtab und ich

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