01 - Nicht ohne meine Tochter
anstelle des orangefarbenen Taxis ein teures Telefon-Taxi. Trotzdem war es eine lange, mühselige Fahrt. Mahtab fragte nicht, wohin die Fahrt ging, vielleicht spürte sie, dass es Dinge gab, die sie um unserer Sicherheit willen besser nicht wusste. Endlich erreichten wir die Adresse auf dem Zettel, ein Bürogebäude, in dem geschäftige Angestellte eine in dieser Stadt äußerst seltene Effizienz an den Tag legten. Ich fand eine Pförtnerin, die Englisch sprach, und fragte nach dem Manager. »Gehen Sie nach links.«, sagte sie. »Dann die Treppe hinunter bis ans Ende des Gangs.« Mahtab und ich folgten der Beschreibung und fanden uns im Keller in einem Bürokomplex wieder. In einer Ecke des Arbeitsbereichs gab es einen Warteraum mit bequemen westlichen Möbeln. Es gab Bücher und Zeitschriften zum Lesen. »Warum wartest du nicht hier, Mahtab?«, schlug ich vor. Mahtab war einverstanden.
»Zum Manager?«, fragte ich einen vorbeigehenden Arbeiter. »Am Ende des Gangs.« Er zeigte auf ein Büro, das von den anderen getrennt lag, und ich ging zielbewusst darauf zu. Ich klopfte an, und als ein Mann antwortete, sagte ich, wie man mir vorgeschrieben hatte: »Ich bin Betty Mahmoody.« »Kommen Sie herein.«, sagte ein Mann in perfektem Englisch und schüttelte mir die Hand. »Ich habe Sie erwartet.« Er schloss die Tür hinter uns, bot mir mit einem zuvorkommenden Lächeln einen Stuhl an. Er war ein kleiner, dünner Mann, sauber in Anzug und Krawatte gekleidet. Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch und unterhielt sich ruhig mit mir, er war sich der Sicherheit seiner Umgebung deutlich bewusst. Im Sprechen klopfte er mit seinem Kugelschreiber auf den Schreibtisch. Jemand hatte mir ein paar Einzelheiten erzählt. Dieser Mann hoffte, eines Tages sich und seine Familie aus dem Iran herauszubekommen, aber seine Lebensumstände waren außerordentlich kompliziert. Bei Tage war er ein erfolgreicher Geschäftsmann, der nach außen hin das Ayatollah-Regime unterstützte. Bei Nacht bestand sein Leben aus einem Netz von Intrigen. Man kennt ihn unter vielen Namen; ich nannte ihn Amahl.
»Ich bedaure wirklich sehr, dass Sie sich in dieser Lage befinden.«, sagte Amahl ohne Vorrede. »Ich werde alles tun was ich kann, um Sie hier herauszubekommen.« Seine Offenheit war zugleich erfreulich und beängstigend. Er kannte meine Geschichte. Er glaubte, helfen zu können. Aber ich war schon früher diesen Weg gegangen, mit Trish und Suzanne, mit Raschid und seinem Freund, mit der rätselhaften Miss Alavi. »Wissen Sie,«, sagte ich, »ich habe dies schon ein paar Mal durchgemacht, und ich habe ein Problem. Ich gehe nicht ohne meine Tochter. Wenn sie nicht mitkommen kann, gehe ich nicht. Es hat keinen Sinn, Ihre Zeit zu verschwenden - nur so kann es gehen.« »Das respektiere ich.«, sagte Amahl. »Wenn Sie es so wollen, dann schaffe ich Sie beide aus dem Land - unter der Bedingung, dass Sie Geduld haben. Ich weiß nicht, wie oder wann es arrangiert werden kann. Haben Sie nur Geduld.« Seine Worte ließen mein Herz warm erglühen, und ich zwang mich zur Mäßigung. Er machte mir Hoffnung, aber er gab freimütig zu, dass er nicht wusste, wie oder wann wir fliehen konnten.
»Hier sind meine Telefonnummern.«, sagte er und schrieb sie auf einen Notizblock. »Lassen Sie sich von mir zeigen, wie man sie kodiert. Das sind meine Privatnummern, eine hier im Büro, eine zu Hause. Sie können mich jederzeit, Tag und Nacht, anrufen. Bitte zögern Sie nicht. Ich muss so oft wie möglich von Ihnen hören. Haben Sie bitte nie das Gefühl, dass Sie mich stören. Sie müssen mich immer anrufen, denn ich kann es nicht tun. Ihr Mann könnte das missverstehen. Er könnte eifersüchtig werden.« Amahl lachte. Seine Laune war ansteckend. Schade, dass er verheiratet ist, dachte ich und spürte sogleich ein leises Schuldgefühl. »In Ordnung.«, sagte ich und nickte verwundert. Amahl hatte etwas wunderbar Tüchtiges an sich. »Wir werden uns am Telefon nicht unterhalten.«, instruierte er mich. »Sagen sie nur 'Wie geht's?' oder so. Wenn ich Neuigkeiten für Sie habe, sage ich Ihnen, dass ich Sie sehen muss, und Sie müssen herkommen, weil wir am Telefon nichts sagen können.«
Die Sache musste einen Haken haben, dachte ich. Vielleicht Geld. »Soll ich meine Eltern Geld an die Botschaft schicken lassen?«, fragte ich. »Nein. Machen Sie sich jetzt keine Sorgen um Geld. Ich bezahle für Sie. Sie können es später zurückzahlen, wenn Sie in
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