01 - Nicht ohne meine Tochter
Amerika sind.« Mahtab schwieg während unserer langen Taxifahrt nach Hause. Das war gut, denn in meinem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander. Ich hörte Amahls Worte immer wieder und versuchte die Erfolgschancen abzuschätzen. Hatte ich wirklich den Weg gefunden, aus dem Iran herauszukommen? »Sie können es später zurückzahlen, wenn Sie in Amerika sind.«, hatte er vertrauensvoll gesagt. Aber ich musste auch an die Worte denken: »Ich weiß nicht, wie und wann es arrangiert werden kann.«
Der Sommer war vorbei, und es war an der Zeit, dass die Schule wieder anfing. Ich musste so tun, als sei ich dafür, dass Mahtab in die erste Klasse kam, und deshalb erhob ich keine Einwände, als Moody den Punkt ansprach. Erstaunlicherweise erhob Mahtab auch keine. Sie begann, sich tatsächlich an die Idee zu gewöhnen, im Iran zu leben.
Eines Morgens unternahmen Moody, Mahtab und ich einen zehnminütigen Spaziergang, um eine nahegelegene Schule zu inspizieren. Dieses Gebäude sah weniger wie ein Gefängnis aus als Madrase Zainab, da es viele Fenster hatte, die das Sonnenlicht einließen. Aber diese Atmosphäre schien keinen Einflussauf die Direktorin zu haben, eine missmutige alte Frau im Tschador, die uns misstrauisch beäugte. »Wir wollen unsere Tochter hier anmelden.«, sagte Moody ihr in Farsi. »Nein.«, schnauzte sie. »Wir haben in dieser Schule keine freien Plätze.« Unwirsch gab sie uns eine Wegbeschreibung zu einer anderen Schule, die erheblich weiter von unserer Wohnung entfernt lag. »Wir sind hierhergekommen, weil es näher ist.«, versuchte Moody zu erklären. »Keine freien Plätze!« Mahtab und ich wandten uns zum Gehen, und ich konnte spüren, wie dankbar Mahtab war, dass sie nicht unter die Aufsicht dieses alten verdrießlichen Weibes gestellt wurde. »Also,«, murmelte Moody. »ich habe wirklich keine Zeit, heute zu dieser anderen Schule zu gehen. Ich muss jetzt in den OP.« »Oh!«, sagte die Direktorin. »Sie sind Arzt?« »Ja.« »Oh, dann kommen Sie noch einmal herein. Nehmen Sie Platz.« Es gab immer Platz für die Tochter eines Arztes. Moody strahlte über diesen Beweis seines hohen Ansehens.
Die Direktorin besprach das Wichtigste mit uns. Mahtab brauchte eine graue Uniform, einen Mantel, eine Hose und einen Magbna'e, ein Schal, der nicht gebunden wird, sondern vorn zusammengenäht ist, etwas unhandlicher als ein Rusari, aber nicht ganz so schlimm wie ein Tschador. Ich wurde angewiesen, Mahtab an einem bestimmten Tag zu einem Mutter-Tochter-Treffen herzubringen. Als wir die Schule verlassen hatten, sagte ich zu Moody: »Wie kann sie mit nur einer Uniform auskommen? Erwarten sie etwa von ihr, jeden Tag dieselbe Uniform zu tragen?« »Die anderen tun das auch.«, sagte Moody. »Aber du hast Recht. Sie sollte mehrere haben.« Er ging zur Arbeit und ließ uns Geld da, um die Uniformen zu kaufen. Und als wir unseren Geschäften nachgingen, heiterte mich die warme Sonne des frühen Septembernachmittags auf. Hier war ich also und konnte mit meiner Tochter frei herumlaufen. Ich hatte ein anderes wichtiges Ziel erreicht. Wenn Mahtab allein in der Schule und Moody bei der Arbeit war, konnte ich in Teheran gehen, wohin es mir gefiel.
Ein paar Tage später nahmen Mahtab und ich an der Mutter-Tochter-Orientierungssitzung teil und nahmen unsere Nachbarin Maliheh als Übersetzerin mit. Sie verstand nur wenig Englisch, aber mit ihrer und Mahtabs Hilfe konnte ich wenigstens teilweise den Vorgängen folgen. Das Treffen dauerte fünf Stunden, wobei die meiste Zeit zum Beten und zum Koranlesen gebraucht wurde. Dann hielt die Direktorin eine leidenschaftliche Ansprache, in der sie die Eltern zu Spenden aufforderte. Sie erklärte, dass es keine Toiletten in der Schule gab, und dass sie Geld brauchten, um die sanitären Einrichtungen zu bauen, bevor die Schule anfing. Ich sagte zu Moody: »Das kommt überhaupt nicht in Frage! Wir geben ihnen kein Geld, um Toiletten zu bauen, wenn sie es sich leisten können, alle diese Pasdaran fortwährend durch die Gegend zu schicken, um herauszufinden, ob einer Frau ein Haar unter dem Rusari hervorgerutscht ist oder ob ihre Strümpfe rutschen, dann könnten sie etwas von dem Geld benutzen, um in Schulen Toiletten für die Kinder zu bauen.« Er war anderer Ansicht. Er machte eine großzügige Spende, und als die Schule eröffnet wurde, war sie ordentlich mit Löchern im Boden ausgestattet. Nach kurzer Zeit wurden diese neuen Dinge zur Routine. Mahtab
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