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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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Sitz eine bequeme Haltung zu finden. Der Fahrer kam vorne an und streckte uns seine Hand hin. Als ich ihm die Fahrkarten hinschob, ergriff er meine Hand und hielt sie einen Augenblick fest, bevor er seine Hand langsam mit den Fahrkarten zurückzog. Ich hielt das für ein Versehen. Iranische Männer berühren Frauen nicht so. Ich verdrängte die Angelegenheit und wollte nur schnell mit Mahtab nach Hause. Sie nickte während der Fahrt immer wieder ein, und als wir schließlich in Sayyed Khandan, der Endstation, ankamen, schlief sie fest. Wie soll ich sie mit diesen ganzen Paketen zusammen auf den Arm nehmen, fragte ich mich. Ich versuchte, sie zu wecken. »Komm mit, Mahtab.«, sagte ich sanft. »Wir müssen aussteigen.« Sie rührte sich nicht. Sie schlief fest. Inzwischen hatten sich alle anderen Passagiere aus der Tür geschoben. Ich blickte auf und sah, dass der Fahrer auf uns wartete. Er lächelte und streckte seine Hände aus, um zu zeigen, dass er Mahtab aus dem Bus tragen würde. Wie nett von ihm, dachte ich. Er hob Mahtab hoch, und zu meinem Entsetzen küsste er mit seinen dreckigen Lippen mein schlafendes Kind auf die Wange. Ich sah mich um, denn plötzlich bekam ich es mit der Angst zu tun. Der leere Bus war dunkel, der Gang schmal. Ich sammelte meine Pakete zusammen und stand auf, um auszusteigen. Aber der Fahrer, der Mahtab in einen Arm gedrückt hielt, verstellte mir den Weg. Ohne ein Wort, lehnte er sich vor und presste seinen ganzen Körper gegen meinen.
    »Babakscheed.«, sagte ich. »Entschuldigung.« Ich streckte meine Arme aus und entriss Mahtab dem Fahrer. Ich versuchte, mich an ihm vorbeizudrängeln, aber er blockierte mir mit einem Arm den Weg. Er sagte immer noch nichts. Immer noch presste er seinen ekelhaften, übelriechenden Körper gegen meinen. Jetzt hatte ich wirklich Angst. Ich fragte mich, was ich als Waffe benutzen könnte, fragte mich, ob ich riskieren sollte, ihm ein Knie in den Unterleib zu stoßen. Vor Erschöpfung und Ekel war ich einer Ohnmacht nahe. »Wo wohnen Sie?«, fragte er in Farsi. »Ich helfe Ihnen nach Hause.« Er streckte eine Hand aus und legte sie mir auf die Brust. »Babakscheed!«, schrie ich, so laut ich konnte. Mit einem plötzlichen Energieanfall und einem glücklichen Ellbogenstoß, schob ich mich an ihm vorbei und schoss mit der immer noch schlafenden Mahtab aus dem Bus.
    Die Gefahren für Leib und Leben in einer verarmten, mit Flüchtlingen überfüllten Stadt zeigten sich mir eines Tages aufs Neue, als ich Ellen besuchte. Ellen und ich hatten einen unausgesprochenen Waffenstillstand erreicht. Trotz ihrer Drohung, mich im Namen wer islamischen Pflicht zu verraten, hatten Hormoz und sie ihr Möglichstes getan, um mir durch die schlimmsten Zeiten hindurchzuhelfen, und sie hatten nie wieder das Thema angesprochen, Moody von meinem Fluchtplan zu berichten. Obwohl unsere Ansichten sich grundlegend unterschieden waren Ellen und ich beide Amerikanerinnen, und wir hatten immer noch eine Menge gemeinsam.
    Es wurde schon dunkel, als ich an diesem Tag ihr Haus verlassen wollte. »Du gehst nicht allein.«, sagte Ellen. »Ach, das geht schon.«, sagte ich. »Nein, Hormoz fährt dich.« »Nein, ich will ihn nicht stören. Es geht schon. Ich nehme ein Taxi.« »Ich lass dich nicht gehen.« Dann erklärte Ellen den Grund ihrer Vorsicht. »Gestern wurde ein Mädchen in unserer Nachbarschaft ermordet. Sie haben sie hier in der Nähe gefunden. Sie war dreizehn Jahre alt und war morgens um fünf losgegangen, um Fleisch auf Marken zu kaufen. Sie ist nicht wiedergekommen, und die Eltern machten sich auf die Suche. Sie haben ihren Körper in dieser Straße gefunden. Sie war vergewaltigt und ermordet worden.« Ich war natürlich geschockt. »Das passiert tagtäglich.«, fuhr Ellen erschrocken fort. »Es passiert jetzt dauernd.« Ich wusste nicht, ob ich ihr glauben sollte. Wenn Ellen von diesen Dingen wusste, warum hatte sie mir früher nie etwas gesagt? Ich las nie etwas über Raub, Vergewaltigung oder Mord in der Zeitung. »Die Afghanen sind die Übeltäter.«, sagte Ellen. »Es gibt so viele Afghanen im Iran, und sie haben keine eigenen Frauen, deshalb vergewaltigen sie alle, die sie in die Finger bekommen.« Bald nach diesem Zwischenfall kam Madschid zu uns. Ich berichtete ihm von Ellens Geschichten. »Oh, ja, das stimmt.«, sagte Madschid. »Sowas passiert jeden Tag. Es ist wirklich gefährlich, allein auszugehen. Du musst vorsichtig sein.« 
    Eines

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