Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
Vom Netzwerk:
Mahtab.«
    Abends machte er sich in seiner Praxis daran, einen Passantrag für mich auszufüllen, und schrieb einen sauberen Brief über den bevorstehenden Tod meines Vaters. Er gab mir eine genaue Wegbeschreibung zum Passamt und den Namen des Mannes, der mich erwartete. Ich sah ein, dass ich gehen musste. Ich musste die Verabredung mit dem Passbeamten einhalten, denn Moody würde mich ohne jeden Zweifel bespitzeln. Aber ich vertraute darauf, dass ich mit neuen Formularen zurückkommen würde und mit vielen Entschuldigungen für die Verzögerungen.
    Das Passamt war ein verwirrendes Labyrinth aus Korridoren und Türen, mit langen Schlangen von Männern und ebenso langen von Frauen, die alle hofften, die schwer zu bekommende Erlaubnis zu ergattern, um den Iran verlassen zu dürfen. Lange hatte ich von dieser Möglichkeit nur träumen können. Wie seltsam und bedrückend, dass mir jetzt davor graute, einen Pass und ein Ausreisevisum zu bekommen. Ich suchte den Mann auf, mit dem Moody für mich eine Verabredung getroffen hatte. Er begrüßte mich fröhlich, unverständliches Farsi murmelnd, und geleitete mich durch eine ganze Reihe von Zimmern, wobei er seine Autorität und seine Ellbogen einsetzte, um sich an den Kopf der jeweiligen Schlange zu setzen. Wir schienen jedoch wenig zu erreichen, und das machte mir Mut. Schließlich führte er mich in einen großen Raum, in dem dicht gedrängt einige hundert Männer standen. Seine Augen suchten den Raum sorgfältig ab, bis er entdeckte, was er suchte: einen jungen Iraner, den er zu mir herzog und in Farsi ansprach.
    »Ich spreche Englisch.«, sagte der junge Mann. »Dies ist die Abteilung für Männer.« So viel war offensichtlich. »Er will, dass Sie hier warten. In dieser Schlange. Er kommt in ein, zwei Stunden zurück, um nach Ihnen zu sehen.« »Und was geschieht hier?« Der junge Mann übersetzte ein paar Fragen und Antworten hin und her. »Man wird Ihnen einen Pass aushändigen.« »Heute?« »Ja, hier, in dieser Schlange.« Ich versuchte, die Sache aufzuhalten. »Ach, ich wollte heute eigentlich erstmal nur gucken.« »Nein, das ist unmöglich.« »Doch. Ich habe den Antrag erst heute Morgen hierher gebracht.« »Wie dem auch sei, man wird Ihnen einen Pass aushändigen. Warten Sie hier.«
    Die beiden Männer überließen mich meiner Panik. War das möglich? Moody hatte doch bis jetzt vergeblich auf seine Lizenz für die Praxis gewartet. Trotz seiner Prahlereien hatten er und seine Familie in der medizinischen Bürokratie wenig Einfluss. Aber hatten ich - und Amahl - seinen Einfluss hier falsch eingeschätzt? Oder Mammals? Oder Madschids? Oder Baba Hadschis, mit seinen Beziehungen im Im- und Export? Ich erinnerte mich an den ersten Verwandten von Moody, dem ich im Flughafen begegnet war. Zia Hakim war an den Zöllnern vorbeigerauscht. Eine Vorahnung ließ mich schwindlig werden. Inmitten von Hunderten von plappernden Iranern fühlte ich mich nackt und bloß, machtlos, eine Frau allein in einer Männergesellschaft. Würde es wirklich geschehen? Würde Moody seinen teuflischen Plan ausführen können? Ich wäre am liebsten umgekehrt und weggelaufen. Ich hätte aber höchstens in die Straßen Teherans fliehen können. In die Botschaft? Zur Polizei? Zu Amahl? Mahtab war bei keinem von ihnen. Sie war zu Hause, in der Hand des Feindes. So blieb ich, wo ich war, langsam in der Schlange vorankommend, wohl wissend, dass Moody zumindest von seinen Kontaktpersonen hier einen vollen Bericht verlangen und erhalten würde. Die Schlange wurde besorgniserregend schnell kürzer. Ich hatte schon Stunden um ein Brot und ein Stück Fleisch und ein paar Eier, von denen die Hälfte einen Sprung hatte, angestanden. Sollte es nicht länger dauern, einen Pass zu bekommen? Musste ich ausgerechnet jetzt auf Effizienz stoßen? 
    Dann stand ich vorne und übergab meine Papiere einem stirnrunzelnden Beamten. Er überreichte mir seinerseits einen Pass. Ich starrte ihn schockiert an und wusste nicht, was ich als nächstes tun sollte. Mein Verstand war umnebelt, aber als ich das Büro verließ, kam mir der Gedanke, dass Moody Verzögerungen erwarten würde. Es war erst kurz nach dreizehn Uhr. Er würde nicht wissen, wie schnell ich dieses entsetzliche Dokument bekommen hatte. Jetzt handelte ich kurzentschlossen. Im Bemühen, mir einen Weg aus dieser neuesten Falle zu erkämpfen, nahm ich ein Taxi zu Amahls Büro. Es war das erste Mal, dass ich, ohne vorher anzurufen, zu ihm kam.

Weitere Kostenlose Bücher