01 - Nicht ohne meine Tochter
Sein Gesicht zeigte Überraschung und Besorgnis, ihm war klar, dass ich in Not war. »Ich kann es nicht glauben!«, sagte er, als er den Pass betrachtete. »Sowas habe ich noch nie gehört. Er muss Verbindungen haben, von denen ich nichts weiß. Ich habe auch Beziehungen, aber das kann ich nicht erreichen.« »Was mache ich nun?«, fragte ich. Amahl studierte den Pass sorgfältig. »Hier steht, dass Sie in Deutschland geboren sind.«, bemerkte er. »Warum das? Wo sind Sie geboren?« »In Alma, Michigan.«
Amahl dachte nach. »Alman bedeutet in Farsi Deutschland. Na gut. Sagen Sie Moody, Sie werden den Pass morgen zurückbringen müssen, um ihn ändern zu lassen. Dieser Pass wird keine Gültigkeit haben, wenn Sie ihn benutzen wollen. Also gehen Sie morgen wieder ins Passamt. Liefern Sie ihn ab und lassen ihn da. Geben Sie ihnen keine Gelegenheit, ihn zu korrigieren. Dann sagen Sie Ihrem Mann, sie hätten ihn einbehalten. Wir gewinnen Zeit, bis das geklärt ist.« »Okay.« Ich eilte von Amahls Büro durch die Stadt nach Hause und versuchte, alles in meinem Kopf zu sortieren. Ich war so damit beschäftigt, mir für Moody eine Erklärung für den Pass zurechtzulegen, dass er mich völlig überraschte. »Wo bist du gewesen?«, knurrte er. »Ich war im Passamt.« »Ja, die haben mich um eins angerufen und mir gesagt, dass sie dir den Pass ausgehändigt haben.« Seine Stimme War leise, aber der Ton war giftig. »Sie haben dich angerufen?« »Ja.« »Na, es tut mir Leid, wenn ich mich verspätet habe. Es war entsetzlicher Verkehr. Ich hatte Schwierigkeiten beim Umsteigen.« Moody beäugte mich misstrauisch. Er schien Lust zu haben, mich einer Lüge zu bezichtigen, aber ich lenkte ihn ab.
»Diese dummen Idioten!«, sagte ich, und hielt ihm den Pass vor die Nase. »Guck dir das an. Nachdem ich den halben Tag da rumgestanden bin, haben sie meinen Pass falsch ausgestellt. Da steht Deutschland. Ich muss ihn zurückbringen und korrigieren lassen.« Moody studierte den Pass sorgfältig und sah, dass ich die Wahrheit sprach. Der Pass würde nicht mit meiner Geburtsurkunde übereinstimmen. »Morgen.«, knurrte er. Dann sagte er nichts mehr.
Morgens versuchte ich, Moody zu bewegen, mich wieder allein ins Passamt gehen zu lassen. Am Tage zuvor war es mir gelungen. Ich konnte die Aufgabe bewältigen. Aber er hörte sich meine Argumente gar nicht erst an. Obwohl er sich für den Morgen Patienten bestellt hatte, verfrachtete er mich in ein schnelles Telefon-Taxi. Er bellte dem Fahrer scharfe Befehle zu, und schon allzubald waren wir wieder im Passamt. Er trieb seinen Freund auf, gab ihm den Pass und wartete nur fünf Minuten, bevor das korrigierte Dokument ihm wie von Zauberhand wieder in den Händen lag. Nun hatte ich die offizielle Erlaubnis, den Iran zu verlassen. Allein. Moody buchte für mich einen Swissair-Flug, der Freitag, den 31. Januar, aus Teheran abfliegen sollte.
»Es ist alles bereit.«, sagte Amahl. »Endlich.« Es war Dienstag Morgen, drei Tage vor meinem Flug. Mahtab und ich würden morgen fliehen, während Moody im Krankenhaus arbeitete. Wir würden seinem Plan um zwei Tage zuvorkommen. Amahl sprach alles sorgfältig mit mir durch. Trotz der langwierigen Vorbereitungen war der Plan, nach Bandar Abbas zu fliegen und ein Schnellboot außer Landes zu nehmen, immer noch nicht perfekt. Da Moody uns zum Handeln zwang, hatte Amahl Vorbereitungen für einen der anderen Pläne getroffen. Mahtab und ich würden mit dem Neun-Uhr-Flug von Teheran nach Zahidan fliegen und die zerklüfteten Berge nach Pakistan überqueren. Eine Gruppe von berufsmäßigen Schmugglern würde uns nach Quetta in Pakistan bringen. Von dort würden wir nach Karatschi fliegen. Sofort stieg Panik in mir auf, denn ich hatte gerade eine schreckliche Meldung in der Khayan gelesen. Der Artikel berichtete von einem australischen Ehepaar, das von Stammesbanden in Quetta gekidnappt und nach Afghanistan verschleppt worden war, wo sie acht Monate festgehalten wurden, bevor man sie freiließ. Ich konnte mir die Schrecken, die sie durchgestanden hatten, nur ausmalen.
Ich erzählte Amahl von der Geschichte. »Sie stimmt.«, sagte er. »Solche Dinge kommen dauernd vor, aber es gibt keine Möglichkeit, den Iran ohne große Gefahr zu verlassen.« Er versuchte, mich zu beruhign, indem er mir sagte, dass der Stammesführer in der Gegend, der Mann, der beide Seiten der Grenze kontrollierte, sein persönlicher Freund sei. »Von allen Wegen aus
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