01 - Nicht ohne meine Tochter
muss in die Schule.« »Wenn sie nicht mitkommt, fahre ich nicht.«, erklärte ich. Ohne ein weiteres Wort erhob er sich vom Bett und ging aus dem Zimmer.
»Mammal macht alles klar.«, sagte Moody am nächsten Morgen zu mir, »Ich bin so froh, dass du zu deiner Familie fahren kannst. An welchem Tag willst du fahren? Wann willst du wiederkommen?« »Ich will ohne Mahtab nicht fahren.« »Doch.«, sagte Moody in eisigem Ton. »Doch, du fährst.« »Wenn ich fahre, dann nur für zwei Tage.« »Was sagst du da?«, sagte Moody. »Ich werde für dich einen Flug nach Corpus Christi buchen.« »Was habe ich denn dort zu tun?« »Das Haus verkaufen. Du fährst nicht nach Amerika, ohne das Haus zu verkaufen. Dies ist keine kleine Reise. Du fährst nicht nur für ein paar Tage. Du fährst hin, um alles, was wir besitzen, zu verkaufen. Du wirst dafür sorgen, dass die Dollars herkommen. Du kommst nicht zurück, bevor ich das Geld gesehen habe.«
Da war es also, das waren die verrückten Überlegungen, die hinter Moodys plötzlichem Entschluss standen, mich nach Hause fahren zu lassen. Er gab keinen Pfifferling um meinen Vater, meine Mutter, meine Söhne oder den Rest meiner Familie. Er machte sich nichts aus der Freude, die ein solcher Besuch mir bedeuten könnte. Ihm ging es um das Geld. Und offensichtlich wollte er Mahtab als Geisel behalten, um meine Rückkehr zu garantieren. »Das werde ich nicht tun!«, schrie ich ihn an. »Ich fahre nicht. Wenn, dann gehe ich zur Beerdigung meines Vaters. Ich werde nicht in der Stimmung sein, alles zu verkaufen. Du weißt, wie viele Sachen wir überall eingelagert haben. Es ist nicht leicht, alles zu verkaufen. Und in einer solchen Zeit, wie könnte ich das auch nur annähernd schaffen?« »Ich weiß, dass es nicht leicht ist!«, schrie Moody zurück. »Es ist mir gleich, wie lange du weg bleibst. Es ist mir egal, wie lange du brauchst. Aber du kommst nicht eher zurück, als bis alles verkauft ist!« Sowie Moody zur Arbeit ins Krankenhaus gefahren war, raste ich nach draußen zu einem Taxi, das mich zu Amahls Büro bringen würde. Er hörte sich meinen Bericht über die neuen Entwicklungen in meinem verzwickten Leben aufmerksam an. Ein Ausdruck von Schmerz und Sorge stand in seinem Gesicht. »Vielleicht kann ich für zwei Tage fahren - nur zur Beerdigung - und dann wiederkommen.«, schlug ich vor. »Dann könnten Mahtab und ich wie geplant fliehen.« »Fahren Sie nicht!«, riet Amahl. »Wenn Sie fahren, werden Sie Mahtab nie wiedersehen. Davon bin ich überzeugt. Er wird Sie nicht wieder einreisen lassen.« »Was ist mit meinem Versprechen an meinen Vater? Ich habe ihn schon so oft enttäuscht.« »Fahren Sie nicht.« »Und wenn ich fahre, und das Geld mitbringe - dann könnte ich auch Geld für eine Flucht mitbringen!« »Fahren Sie nicht. Ihr Vater würde sie gar nicht sehen wollen, wenn er wüsste, dass Mahtab noch im Iran ist.«
Amahl hatte Recht. Das wusste ich. Ich wusste, wenn ich den Iran auch nur für fünf Minuten ohne Mahtab an meiner Seite verließ, würde Moody dafür sorgen, dass ich für immer von Mahtab getrennt war. Trotz des komfortableren Lebens, das wir inzwischen im Iran führten, wusste ich im Herzen, dass er froh und glücklich wäre, mich aus dem Weg zu haben. Er würde unsere Tochter haben. Er würde mich hinhalten, indem er mich erst einmal zwang, unseren gesamten Besitz zu veräußern, und dann verlangte, dass ich ihm das Geld vor meiner Rückkehr schickte. Sobald er das Geld in Händen hielt, würde er sich von mir scheiden lassen, mir die Einreise in den Iran verweigern und sich eine iranische Frau suchen, die an meiner Stelle für Mahtab sorgte.
Meine Unterhaltung mit Amahl nahm eine neue Wendung. »Können wir unsere Pläne nicht beschleunigen und fliehen, bevor er mich zur Reise zwingt?« Amahl rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Er wusste, dass seine Pläne viel zu lange dauerten. Er wusste, dass wir einen kritischen Punkt erreicht hatten. Aber er konnte keine Wunder vollbringen. »Es ist sehr wichtig,«, sagte er, wie er mir schon früher erklärt hatte, »dass alles stimmt, bevor Sie und Mahtab Moody verlassen. Es ist zu riskant, zu versuchen, Sie in Teheran versteckt zu halten, bis wir alle Einzelheiten geregelt haben. Es gibt so wenig Autobahnen, die aus der Stadt hinausführen. Wenn sie Sie am Flughafen oder an den Autobahnausfahrten suchen, werden Sie leicht entdeckt.« »Ja,«, pflichtete ich ihm bei »aber
Weitere Kostenlose Bücher