Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
Vom Netzwerk:
nach Amerika fuhr. Beide Möglichkeiten bedeuteten, dass ich sie verlieren musste. 
    An jenem Abend schmeckte ich nichts von dem Essen, dass ich mir in den Mund stopfte. Ich hörte nur einen Bruchteil der Unterhaltung. »Was?«, fragte ich, auf eine Frage von Khanom Hakim hin. Sie wollte, dass ich morgen mit ihr in den Ta'awom ging, einen Laden für die Mitglieder von Aga Hakims Masdsched Sie hatten gerade eine Ladung Linsen hereinbekommen, die man gewöhnlich kaum bekommen konnte. »Wir sollten welche kaufen, ehe sie alle weg sind.«, sagte sie in Farsi. Chamsey wollte auch mit. Geistesabwesend sagte ich zu. Meine Gedanken waren nicht bei Linsen.
    Später am gleichen Abend, als Chamsey und Zaree schon gegangen waren, Mahtab im Bett lag und Moody in seiner Praxis die letzten paar Patienten abfertigte, saßen die Hakims und ich im Wohnzimmer, als plötzlich ein ungebetener und sehr unwillkommener Gast eintraf, Mammal. Er begrüßte die Hakims, verlangte in einem unverschämten Ton nach Tee, und dann zog er mit einem gewöhnlichen, boshaften Grinsen die Flugkarte aus der Tasche und wedelte damit vor mir hin und her. Achtzehn Monate der Wut brachen jetzt aus meinem tiefsten Innern hervor. Ich verlor die Kontrolle. »Gib mir das Ticket!«, schrie ich. »Ich werde es zerreißen.« Aga Hakim übernahm augenblicklich die Rolle des Friedensstifters. Der sanftmütige Turbanmann, der verständnisvollste unter Moodys Verwandten, stellte mir leise, forschende Fragen. Er sprach kein Englisch. Mammal hätte für uns übersetzen können, aber er tat es nicht. Es fiel mir schwer, mich in Farsi verständlich zu machen, aber ich versuchte es verzweifelt, denn ich sah Aga Hakim als Freund und Verbündeten an.
    Die Geschichte brach aus mir heraus. »Ihr wisst nicht, was ich hier durchgemacht habe.«, schluchzte ich. »Er hat mich gezwungen, hierzubleiben. Ich wollte wieder nach Amerika, aber er hat mich gezwungen zu bleiben.« Die Hakims waren aufrichtig schockiert. Aga Hakim stellte weitere Fragen, und bei jeder Antwort verzerrte sich sein Gesicht schmerzlich. Die entsetzlichen Einzelheiten aus den vergangenen anderthalb Jahren kamen ans Licht. Aber dann war er verwirrt. »Warum bist du dann jetzt nicht froh, zu deiner Familie fahren zu können?« »Ich möchte gern zu meiner Familie.«, erklärte ich. »Aber er will, dass ich bleibe, bis ich alles verkauft habe, und dann soll ich das gesamte Geld mitbringen. Mein Vater liegt im Sterben. Ich will nicht nach Amerika fahren, um geschäftliche Dinge zu erledigen.« 
    Moody hatte seine Patienten abgefertigt und setzte sich zu uns ins Wohnzimmer, wo Aga Hakim ihn einem strengen Verhör unterzog. Moodys Antworten in Farsi waren ruhig. Er spielte den Erstaunten, als ob er zum ersten Mal von meinen Einwänden gegen die Reise hörte. Schließlich fragte Aga Hakim: »Was ist, wenn Betty nicht fahren will, muss sie dann fahren?« »Nein.«, erklärte Moody. »Ich wollte es nur für sie tun, damit sie ihre Familie sehen kann.« Moody drehte sich zu mir um: »Willst du fahren?« »Nein.«, sagte ich schnell. »Gut. Wozu also der ganze Ärger? Ich habe es um deinetwillen getan, damit du deinen sterbenden Vater noch einmal sehen kannst. Wenn du nicht fahren willst, musst du nicht.« Seine Worte trieften vor Aufrichtigkeit, Liebe und Achtung für mich, vor Ehrfurcht für Aga Hakims weisen Rat. Damit war die Sache erledigt, die Dauer des Besuches plauderte Moody gutgelaunt mit den Hakims. Er war ganz der gute Gastgeber und brachte die Hakims zur Tür, als sie gingen, dankte allen für ihr Kommen, dankte Aga Hakim für seine Anteilnahme. »Ich hole dich morgen früh um zehn zum Ta'awani ab.«, sagte ich zu Khanom Hakim. Ich hoffte, auf der Einkaufsfahrt würde sich auch eine Gelegenheit ergeben, Amahl anzurufen. Moody machte die Tür leise hinter den Hakims zu und wartete, bis sie außer Hörweite waren, und dann drehte er sich in einer Wahnsinnswut zu mir um. Er schlug mir so heftig ins Gesicht, dass ich der Länge nach hinfiel. »Jetzt hast du es geschafft!«, schrie er. »Du hast alles zerstört. Du steigst in das Flugzeug. Wenn du das nicht tust, werde ich dir Mahtab wegnehmen und dich für den Rest deines Lebens in deinem Zimmer einsperren!« Das konnte und das würde er auch tun.
    In dieser Nacht fand ich keinen Schlaf. Vor lauter Qualen wälzte ich mich hin und her und erinnerte mich, dass ich Mahtab hierhergebracht hatte, wofür ich mich ununterbrochen verfluchte. Der Ärger

Weitere Kostenlose Bücher