01 - Nicht ohne meine Tochter
gesprächigere Phase seiner Depression. Fortwährend ritt er auf einem einzigen Grund herum, den er für alle Probleme verantwortlich machte, die ihm jemals widerfahren waren: »Ich bin vom Dienst suspendiert, weil ich Iraner bin. Wenn ich kein Iraner wäre, wäre das niemals geschehen.«
Einige Ärzte im Krankenhaus waren immer noch auf Moodys Seite. Sie schauten gelegentlich vorbei, um Hallo zu sagen und äußerten sich mir gegenüber besorgt über Moodys Trübsinnigkeit. Einer von ihnen, der ziemlich viel Erfahrung in der Behandlung von emotional gestörten Patienten hatte, bot an, regelmäßig vorbeizukommen, damit er und Moody miteinander reden konnten. »Nein.«, erwiderte Moody. »Ich will darüber nicht sprechen.« Ich bat ihn, zu einem Psychiater zu gehen. »Ich weiß mehr als sie.«, sagte er. »Die können mir doch nicht helfen.« Keiner unserer Freunde und Verwandten war sich über das Ausmaß im Klaren, in dem sich Moodys Persönlichkeit veränderte. Wir hatten längst aufgehört, Gäste einzuladen, aber das war verständlich im Hinblick auf unsere finanziellen Sorgen. Unsere Freunde und Verwandten führten ihr eigenes Leben, hatten eigene Probleme, die sie lösen mussten. Sie konnten sich den Umfang von Mooys Depression nicht vorstellen, wenn wir es ihnen nicht erzählten. Er konnte es nicht, und ich wollte nicht.
Ich suchte mir eine Teilzeitbeschäftigung und wurde in einem Anwaltsbüro angestellt. Moody war wütend auf mich, weil er meinte, dass es die Aufgabe einer Ehefrau sei, zu Hause zu bleiben und für ihren Mann zu sorgen. Mit jedem Tag wurde seine Stimmung schlechter als am Tag zuvor. Sein Ego zerbrach schon an der Unterbrechung seiner Karriere, und meine Arbeit empfand er als erneute Erniedrigung seiner Männlichkeit. Er wehrte sich, versuchte seine Herrschaft über mich wiederzugewinnen, indem er von mir verlangte, dass ich jeden Mittag von der Arbeit nach Hause kam, um ihm sein Essen zu machen. Ich fügte mich dieser lächerlichen Forderung, zum Teil, um ihn zu beruhigen, und zum Teil, weil mich die Ereignisse der letzten Monate beunruhigt und verwirrt hatten. Ich hatte keine klare Vorstellung mehr von der Rollenverteilung in unserer Ehe. Oberflächlich mochte ich vielleicht als die Stärkere erscheinen, aber wenn das der Fall war, warum rannte ich dann nach Hause, um für ihn Essen zu kochen? Ich wusste keine Antwort.
Mittags fand ich ihn häufig noch im Bademantel. Er hatte den ganzen Morgen noch nichts getan, außer sich so wenig wie möglich um die Kinder zu kümmern. Nachdem ich seine Mahlzeit zubereitet hatte, eilte ich wieder zur Arbeit. Abends würde ich das schmutzige Geschirr immer noch auf dem Tisch vorfinden, und das Essen wäre kaum angerührt. Mein Mann würde auf dem Sofa liegen und dahinvegetieren. Wenn er sich darüber aufregte, dass ich arbeitete, fragte ich ihn, warum er denn nichts täte. Diese merkwürdige Situation zog sich über ein Jahr lang hin. Es war eine Zeit, in der mein Berufsleben mich immer mehr ausfüllte, während mein Privatleben immer bedeutungsloser wurde.
Meine Arbeit, anfangs als Teilzeitjob geplant, wurde zu mehr als einer Vollzeitbeschäftigung. Mein Gehalt war natürlich unserem bisherigen Lebensstandard nicht angemessen, und als unsere Ersparnisse zur Neige gingen, setzte ich noch einmal meinen Willen meinem Mann gegenüber durch und bot unser wunderschönes Haus zum Verkauf an. Ich stellte ein Schild in unserem Vorgarten auf, auf dem zu lesen war: HAUS VOM BESITZER zu VERKAUFEN, und wartete was geschehen würde. Wenn wir Glück hatten, konnten wir so die Maklergebühren sparen. Wochenlang berichtete Moody, dass Dutzende von Paaren vorbeigekommen waren, um sich unser nettes Häuschen mit seinem spektakulären Blick über den Fluss anzusehen, aber niemand hatte ein Angebot gemacht. Ich vermutete, dass Moody entweder den Leuten absichtlich vom Kauf abriet, oder dass seine düstere, schlampige Erscheinung sie verschreckte.
Schließlich erwähnte Moody eines Abends, dass ein Ehepaar an dem Haus interessiert gewesen war und am nächsten Tag wiederkommen wollte, um es sich noch einmal anzusehen. Ich beschloss, zu Hause zu sein, wenn sie eintrafen. Als ich zur verabredeten Zeit von der Arbeit nach Hause ging, fand ich das Haus in totaler Unordnung vor. Ich schickte Moody weg, eine erfundene Besorgung zu machen, eilte umher, um alles in Ordnung zu bringen, und führte das Haus dann selbst vor. »Es gefällt uns,«, sagte der Mann zu
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