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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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unter der dünnen Matratze meines Bettes. Morgens früh, wenn Moody und der Rest der Familie ihre Gebete anstimmten, holte ich mein Geld hervor und versteckte es unter den vielen Schichten meiner Kleidung für den Fall, dass sich während des Tages eine unvorhergesehene Gelegenheit ergeben würde. Das Geld war alles, was ich hatte, es war meine Rettung. Ich hatte noch keine Ahnung, was ich damit anfangen konnte, aber vielleicht gelang es mir, damit meine Freiheit zu erkaufen. Irgendwann, irgendwie sagte ich mir, würden Mahtab und ich aus diesem Gefängnis herauskommen. Denn es war ein Gefängnis. Moody besaß unsere amerikanischen und iranischen Pässe und auch unsere Geburtsurkunden. Ohne diese wichtigen Dokumente konnten wir den Iran nicht verlassen, selbst wenn es uns gelang, aus dem Haus zu fliehen.
    Viele Tage lang verließen Mahtab und ich unser Schlafzimmer kaum. Eine ganze Menge Krankheiten plagten mich: Ich konnte nur gewöhnlichen weißen Reis in kleinen Mengen essen. Obwohl ich sehr schwach war, konnte ich nicht schlafen. Moody gab mir Medikamente. Meistens ließ er uns allein, da er uns Zeit geben wollte, unser Schicksal zu akzeptieren, uns damit abzufinden, dass wir den Rest unseres Lebens im Iran verbringen würden. Mich behandelte er - jetzt eher Gefängniswärter als Ehemann - mit Verachtung, aber er ließ die widersinnige Hoffnung erkennen, dass Mahtab, die kurz vor ihrem fünften Geburtstag stand, sich leicht und mit Freuden an diese Umwälzung ihres Lebens gewöhnen würde. Er versuchte, sich ihre Zuneigung zu erschleichen, aber sie blieb zurückhaltend und misstrauisch. Immer wenn er sie bei der Hand nehmen wollte, zog sie sie weg und griff nach meiner. In ihren braunen Augen spiegelte sich die Verwirrung darüber, dass ihr Daddy plötzlich unser Feind war.
    Jede Nacht weinte Mahtab im Schlaf. Sie hatte immer noch Angst, allein zur Toilette zu gehen. Wir litten beide an Magenkrämpfen und Durchfall, sodass wir einen guten Teil der Tage und Nächte in dem von Kakerlaken wimmelnden Badezimmer verbrachten, das zum Zufluchtsort geworden war. Dort murmelten wir gemeinsam, sicher und ungestört ein feierliches Gebet: »Lieber Gott, bitte hilf uns, aus dieser schwierigen Lage herauszukommen. Bitte hilf uns, einen sicheren Weg zu finden, auf dem wir zusammen nach Hause nach Amerika zu unserer Familie kommen.« Ich machte ihr klar, dass wir immer zusammenbleiben mussten. Meine größte Angst war, dass Moody sie mir wegnehmen konnte.
    Meine einzige Zerstreuung war der Koran in einer englischen Übersetzung von Dr. phil. Rashad Khalifa, Imam der Moschee von Tucson, Arizona. Den hatte man mir zu meiner Erbauung zur Verfügung gestellt. Ich suchte so verzweifelt nach irgendeiner Beschäftigung, dass ich sehnsüchtig wartete, bis die ersten Strahlen der Morgendämmerung durch das Fenster des lampenlosen Schlafzimmers fielen, damit ich lesen konnte. Baba Hadschis beschwörende Gesänge in der Halle dröhnten im Hintergrund, während ich aufmerksam die islamische Heilige Schrift las und nach Stellen suchte, die das Verhältnis von Ehemann und Ehefrau definierten.
    Immer wenn ich im Koran einen Absatz fand, der für meine Situation zu sprechen schien, weil er für die Rechte von Frauen und Kindern eintrat, zeigte ich ihn Moody und den anderen Familienmitgliedern. In Sure (Kapitel) 4, Vers 35, fand ich folgenden beunruhigenden Ratschlag Mohammeds: Männer sollen vor Frauen bevorzugt werden (weil sie für diese verantwortlich sind), weil Allah auch die einen vor den anderen mit Vorzügen begabte und auch weil jene diese erhalten. Rechtschaffene Frauen sollen gehorsam, treu und verschwiegen sein, damit auch Allah sie beschütze. Denjenigen Frauen aber, von denen ihr fürchtet, dass sie euch durch ihr Betragen erzürnen, gebt Verweise, enthaltet euch ihrer, sperrt sie in ihre Gemächer und züchtigt sie. Gehorchen sie euch aber, dann sucht keine Gelegenheit, gegen sie zu zürnen; denn Allah ist hoch und erhaben.
    Im folgenden Vers 36 fand ich jedoch Grund zur Hoffnung: Befürchtet ihr Entzweiung zwischen Ehegatten, so beauftragt Schiedsrichter aus seiner und ihrer Familie, und suchen sie dann wieder friedliche Einigung, wird Allah ihnen huldvoll sein; denn er ist allwissend und allweise. »Unsere beiden Familien sollten uns bei unseren Proble men helfen«, sagte ich zu Moody und zeigte ihm den Vers. »In deiner Familie sind keine Moslems.«, antwortete Moody. »Sie zählt nicht.« Und er fügte hinzu:

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