Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
Vom Netzwerk:
ungefähr eine halbe Stunde lang durch die Straßen von Teheran gerast war, hielt der Fahrer an der australischen Botschaft in der Park Avenue. Er sprach mit einem Wachposten, der ihn um die Ecke wies. Einige Augenblicke später fuhren wir vor unserer Zufluchtsstätte vor, einem großen modernen Betongebäude mit einer Tafel, die es als amerikanische Vertretung in der Schweizer Botschaft auswies. Der Eingang war mit Stahlgittern geschützt und von einem iranischen Polizisten bewacht. Ich bezahlte den Taxifahrer und drückte den Knopf einer Gegensprechanlage am Tor. Mit einem elektronischen Summen wurde das Tor geöffnet, und Mahtab und ich stürzten hinein auf Schweizer - nicht auf iranischen - Boden.
    Ein Englisch sprechender Iraner kam auf uns zu und fragte nach unseren Pässen. »Wir haben unsere Pässe nicht.«, sagte ich. Er betrachtete uns vorsichtig und stellte fest, dass wir Amerikanerinnen waren, also ließ er uns eintreten. Wir mussten uns einer Leibesvisitation unterziehen. Mit jedem Augenblick hob sich meine Stimmung angesichts der wunderbaren Erkenntnis, dass wir frei waren. Schließlich erhielten wir die Erlaubnis, den Verwaltungsbereich zu betreten, wo eine ernste, aber freundliche armenische Iranerin, die Helen Balassanian hieß, uns still zuhörte, als ich mit der Geschichte unserer einmonatigen Gefangenschaft herausplatzte. Helen war eine große Schlanke Frau, vermutlich Mitte Vierzig. Sie war deutlich uniranisch gekleidet, trug ein Kostüm nach westlicher Mode mit einem knielangen Rock. Ihr Kopf war in gotteslästerlicher Weise unbedeckt. Sie sah uns mit verständnisvollem Blick an. »Geben Sie uns Asyl.«, flehte ich sie an. »Und dann finden Sie eine Möglichkeit, uns nach Hause zu bringen.« »Wovon sprechen Sie?«, erwiderte Helen. »Sie können nicht hier bleiben.« »Wir können aber nicht zurück zu ihm nach Hause gehen.« »Sie sind iranische Staatsbürgerin.«, sagte Helen sanft. »Nein, ich bin amerikanische Staatsbürgerin.« »Sie sind Iranerin.«, wiederholte sie. »Und Sie müssen sich den iranischen Gesetzen beugen.« Nicht unfreundlich, aber bestimmt erklärte sie, dass ich in dem Moment, als ich einen Iraner heiratete, nach iranischem Gesetz iranische Staatsangehörige geworden bin. Rechtlich waren sowohl Mahtab wie auch ich also tatsächlich Iranerinnen. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. »Ich will keine Iranerin sein.«, sagte ich. »Ich bin als Amerikanerin geboren. Ich will die amerikanische Staatsangehörigkeit haben.« Helen schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie sanft. »Sie müssen zu ihm zurückkehren.« »Er wird mich verprügeln,“ rief ich. Ich zeigte auf Mahtab. »Er wird uns verprügeln!« Helen konnte sich in meine Lage versetzen, aber sie hatte einfach keine Befugnis, uns zu helfen. »Wir werden in diesem Haus festgehalten«, sagte ich, versuchte es noch einmal, als mir große Tränen über die Wangen rollten. »Es ist uns bloß gelungen, durch die Vordertür zu fliehen, weil alle geschlafen haben. Wir können nicht zurückgehen. Er wird uns einschließen. Ich habe solche Angst davor, was mit uns geschehen wird.«»Ich verstehe nicht, warum Amerikanerinnen so etwas machen.«, murmelte Helen. »Ich kann Ihnen Kleider besorgen. Ich kann ein paar Briefe für Sie wegschicken. Ich kann mit Ihrer Familie Kontakt aufnehmen und ausrichten, dass es Ihnen gut geht. So etwas kann ich für Sie tun, sonst nichts.« Es war eine simple, bedrückende Tatsache: Mahtab und ich waren den Gesetzen dieses fanatischen Patriarchats vollkommen ausgeliefert.
    Die nächste Stunde in der Botschaft verbrachte ich in einem Schockzustand. Wir taten, was wir konnten. Ich telefonierte nach Amerika. »Ich bin dabei, eine Möglichkeit zu suchen, nach Hause zu kommen.«, schrie ich meiner Mutter entgegen, die tausende von Kilometern entfernt war. »Sieh zu, was du von dort aus tun kannst.« »Ich habe schon mit dem Außenministerium Kontakt aufgenommen.«, sagte meine Mutter, ihre Stimme klang gebrochen. »Wir tun, was wir können.«
    Helen half mir, einen Brief an das US-Außenministerium aufzusetzen, der über die Schweiz befördert werden sollte. Darin wurde dargelegt, dass ich gegen meinen Willen im Iran festgehalten wurde, und dass ich nicht damit einverstanden war, dass mein Mann unser Vermögen aus den USA abzog. Helen füllte Formulare aus und fragte mich nach Einzelheiten über Moody. Besonders interessierte sie, welche Staatsangehörigkeit er hatte.

Weitere Kostenlose Bücher