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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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Mittlerweile war ich zu dem Schluss gekommen, dass es im Iran gesetzwidrig sein musste, zu lächeln. Keiner schien je fröhlich zu sein. Doch heute teilte die Familie wirklich die Freude über den Geburtstag unserer Tochter. Das Singen dauerte ungefähr eine dreiviertel Stunde. Mammal und Reza waren in Feierstimmung und spielten ausgelassen mit den Kindern. Dann, wie auf ein Signal, stürzten sich diese erwachsenen Männer auf den Berg von Geschenken und begannen, die Verpackungen aufzureißen. Mahtab konnte gar nicht glauben, was da geschah. Große Tränen rollten über ihre Wangen. »Mommy, die machen alle meine Geschenke auf!«, schluchzte sie. »Ich will das nicht.«, sagte ich zu Moody. »Lass sie doch ihre eigenen Geschenke selbst auspacken.«
    Moody redete mit Mammal und Reza. Widerwillig ließen sie Mahtab einige Geschenke selbst auspacken. Aber als Reza und Mammal weiterhin das bunte Geschenkpapier überall verstreuten, erklärte Moody, es sei üblich, dass die iranischen Männer die Geschenke der Kinder auspackten. Mahtabs Enttäuschung wurde am Ende durch die große Ausbeute gelindert. Sie bekam viel iranisches Spielzeug, einen hübschen rot-weißen Engel, der an einem Seil schaukelte, einen Ball, eine Schwimmweste und einen Schwimmreifen für den Pool, eine lustig aussehende Lampe mit Ballons drauf, viele Kleidungsstücke - und ihre Puppe.

Es waren viel zu viel Spielsachen, um gleichzeitig damit zu spielen. Mahtab umklammerte ihre Puppe, aber ein Heer fremder Kinder grabschte nach den übrigen Geschenken, zankte sich darum und warf sie im Zimmer umher. Wieder brach Mahtab in Tränen aus, aber es gab keine Möglichkeit, diese vielen ungestümen Kinder zu bremsen. Mahtab hielt ihre Puppe sicher auf dem Schoß und war während des Abendessens ziemlich mürrisch, aber beim Anblick der Torte hellte sich ihre Miene auf. Mit bekümmertem Herzen sah ich zu, wie sie ihr Stück Kuchen verschlang, denn ich wusste, dass ich ihr das Geschenk, das sie sich am meisten wünschte, nicht hatte geben können.
    Nach Mahtabs Geburtstag wurde die Melancholie immer schlimmer. Es war September. Vor drei Wochen hätten wir zu Hause sein sollen. Schon bald folgte ein anderer Geburtstag, und der verstärkte meine Depression noch. Es war der von Imam Reza, dem Gründer der schiitischen Sekte. An einem solchen heiligen Tag soll ein guter Schiite das Grab des Imam besuchen, aber da er im Feindesland Irak begraben liegt, mussten wir uns mit dem Grab seiner Schwester in Rey, der früheren Hauptstadt des Iran, ungefähr eine Autostunde südlich von Teheran, zufriedengeben.
    Ausgerechnet an diesem Morgen kam die drückende Sommerhitze noch einmal zurück. Ich war sicher, dass es über 50°C im Schatten hatte. Ich dachte an mein schweres Gewand und konnte die Vorstellung einer einstündigen Fahrt in einem überladenen Auto in dieser schrecklichen Hitze nicht ertragen, nur um ein heiliges Grab zu besuchen, das für mich keinerlei Bedeutung hatte. »Ich will nicht mitfahren.«, sagte ich zu Moody. »Du musst aber.«, sagte er, und damit war die Sache erledigt. Ich zählte die Menschen, die sich bei Ameh Bozorg versammelt hatten. Zwanzig Leute waren bereit, sich in zwei Autos zu quetschen. Mahtab war genauso gereizt wie ich, und ihr war ebenso elend zumute. Bevor wir losfuhren, sprachen wir noch einmal unser Badezimmer-Gebet: »Lieber Gott, bitte finde eine sichere Möglichkeit für uns, zusammen nach Hause zu kommen.« 
    Moody zwang mich, zu dieser feierlichen Gelegenheit meinen dicken schwarzen Tschador zu tragen. In dem völlig überladenen Wagen musste ich auf seinem Schoß sitzen und Mahtab auf meinem. Nach einer elenden Stunde Autofahrt kamen wir in einem Staubsturm in Rey an und purzelten aus dem Auto direkt in eine Schar schwarz gewandeter, drängender, laut rufender Pilger. Mechanisch folgten Mahtab und ich den Frauen zu ihrem Eingang zum Grab. »Mahtab kann mit mir kommen.«, sagte Moody. »Ich trage sie.« »Nein.«, schrie sie. Er griff nach ihrer Hand, aber sie scheute zurück. Leute drehten den Kopf, um den Grund der Unruhe zu sehen. »Ne-e-i-i-n!«, kreischte Mahtab. Durch ihren Trotz verärgert, packte Moody sie bei der Hand und zerrte sie barsch von mir weg. Gleichzeitig trat er sie heftig in den Rücken. »Nein!«, brüllte ich ihn an. Ich stürzte, behindert durch den schwarzen Tschador, hinter meiner Tochter her. Sofort richtete Moody seinen Zorn gegen mich und schrie mir aus voller Kehle alle

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