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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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Moody hatte nie versucht, die US-amerikanische Staatsangehörigkeit zu erlangen, nachdem er in die Unruhen der iranischen Revolution verwickelt worden war. Helen erkundigte sich nach seiner Greencard, seiner offiziellen Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis für Amerika. Bis jetzt konnte er noch in die Vereinigten Staaten zurückkehren, um dort wieder zu arbeiten. Aber wenn er zu lange wartete, würde seine Greencard ablaufen, und er hätte keine Erlaubnis mehr, dort als Arzt zu praktizieren. »Ich habe viel mehr Angst davor, dass er hier einen Job bekommen könnte.«, sagte ich. »Wenn er hier arbeiten kann, sitzen wir in der Falle. Wenn er hier keine Stelle bekommen kann, wird er sich vielleicht dazu entschließen, in die Staaten zurückzukehren.« Ich beschloss, wenn ich konnte, dafür zu sorgen. Ich würde das Leben im Iran für Moody so unerträglich wie nur möglich machen.
    Nachdem Helen getan hatte, was sie konnte, sprach sie schließlich die befürchtete Aufforderung aus: »Sie müssen jetzt zurückfahren«, sagte sie ruhig. »Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht. Haben Sie Geduld.« Sie rief ein Taxi für uns. Als es vorfuhr, kam sie mit an die Straße und sprach mit dem Fahrer. Sie gab ihm eine Adresse in der Nähe von Ameh Bozorgs Haus. Wir würden die letzten Blocks zu Fuß gehen, damit Moody uns nicht im Taxi ankommen sah. Mein Magen verkrampfte sich, als Mahtab und ich uns wieder in den Straßen Teherans befanden und nirgendwo anders hingehen konnten als zu einem Ehemann und Vater, der die Rolle unseres allmächtigen Gefängniswärters angenommen hatte.
    Ich versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen, obwohl es in meinem Kopf pochte. Vorsichtig sprach ich mit Mahtab: »Wir können weder Daddy noch sonst irgend jemandem erzählen, wo wir gewesen sind. Ich werde ihm sagen, dass wir spazierengegangen sind und uns verlaufen haben. Wenn er Fragen stellt, sag einfach nichts.« Mathab nickte. Sie wurde gezwungen, sehr schnell erwachsen zu werden.
    Moody wartete schon auf uns, als wir endlich ankamen. »Wo seid ihr gewesen?«, knurrte er. »Wir sind spazierengegangen.«, log ich. »Dabei haben wir uns verlaufen. Wir sind einfach weiter gegangen, als wir vorhatten. Es gibt ja so viel zu sehen.« Einen Moment lang dachte Moody über meine Erklärung nach und verwarf sie dann. Er wusste, dass ich einen ziemlich guten Orientierungssinn hatte. Seine Augen funkelten drohend im gerechten Zorn eines Moslems, der von einer Frau geärgert worden war. Er griff nach mir, grub die Finger einer Hand in meinen Arm und zog mit der andren an meinen Haaren. Er zerrte mich vor die Familienmitglieder, die sich in der Halle herumräkelten, insgesamt waren es ungefähr zehn. »Sie darf dieses Haus nicht verlassen!«, befahl er. Und zu mir sagte er: »Wenn du noch einmal versuchst, dieses Haus zu verlassen, bringe ich dich um!«
    Zurück in das einsame Schlafzimmer, zurück zu den Tagen des Nichts, zurück zu Übelkeit und Erbrechen, zurück zu den tiefen Depressionen. Wann immer ich mein Zimmer verließ, wurde ich auf Schritt und Tritt von Ameh Bozorg oder einer ihrer Töchter verfolgt. Ich fühlte, dass mein Wille schwächer wurde. Bald, das war mir klar, würde ich mein Unglück einfach akzeptieren und für immer von meiner Familie und meiner Heimat getrennt sein. Abgeschnitten von der Welt, entdeckte ich mit einer gewissen Ironie, dass es Kleinigkeiten waren, die mich bedrückten. Jetzt war der letzte Monat der Baseball-Saison angebrochen, und ich hatte keine Ahnung, wie es den »Tigers« ergangen war. Sie hatten in der Liga geführt, als wir in den Iran aufgebrochen waren. Eigentlich hatte ich geplant, Dad zu einem Spiel nach meiner Rückkehr einzuladen, weil ich wusste, dass es seine letzte Gelegenheit sein konnte, eins zu sehen.
    Ganz in Heimweh versunken, versuchte ich an einem Nachmittag, einen Brief an meine Eltern zu schreiben, ohne genau zu wissen, wie ich ihn zur Post bekommen sollte. Zu meiner Bestürzung stellte ich fest, dass meine Hand zu schwach dafür war. Ich konnte noch nicht einmal meinen eigenen Namen kritzeln. Stunden vergingen, in denen ich über die Bedeutung dieses Geschehens nachgrübelte. Ich war krank, entnervt depressiv; ich war dabei, meinen letzten Halt in der Realität zu verlieren. Moody schien damit zufrieden zu sein, dass er mich in die Enge getrieben hatte. Er war davon überzeugt, dass ich weder dazu in der Lage war, noch den Willen aufbringen konnte, mich gegen ihn zu

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