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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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mit Ellen allein verbringen. Moody war vorsichtig. Er wollte offensichtlich erst mehr über sie erfahren, ehe er erlaubte, dass wir enger miteinander verkehrten.
    Ellen und Hormoz hatten kein Telefon, denn diese Annehmlichkeit erforderte eine besondere Erlaubnis, und es dauerte oft mehrere Jahre, bis man sie bekam. Wie viele andere Leute hatten sie eine Vereinbarung mit einem Geschäftsinhaber aus der Nähe getroffen, sodass sie sein Telefon benutzen konnten, wenn es nötig war. Eines Tages rief Ellen von dort aus an und erzählte Moody, dass sie mich und Mahtab am Nachmittag zum Tee einladen wollte. Widerstrebend erlaubte Moody mir, mit ihr zu sprechen, denn er wollte nicht, dass sie das ganze Ausmaß meiner Gefangenschaft erfuhr. »Ich habe Donuts mit Schokoladenguss gemacht!«, erzählte sie mir.
    Ich legte die Hand auf den Hörer und bat Moody um Erlaubnis. »Was ist mit mir?«, fragte er misstrauisch. »Bin ich auch eingeladen?« »Ich glaube nicht, dass Hormoz zu Hause ist.«, sagte ich. »Nein, dann kannst du nicht hingehen.« Tiefe Enttäuschung stand mir im Gesicht geschrieben. In dem Augenblick dachte ich nicht so sehr daran, von Moody wegzukommen, wie an die Donuts mit Schokoladenguss. Jedenfalls war Moody an diesem Tag offensichtlich guter Stimmung, und für ihn mussten die Vorteile der Freundschaft zu Ellen die Risiken, mich für den Nachmittag loszulassen, aufgewogen haben. Nach einem Moment sagte er: »Okay, dann geh.«
    Die Donuts waren köstlich, ebenso wie die Freiheit, mit Ellen allein sprechen zu können. Mahtab spielte fröhlich mit der neun Jahre alten Maryam (Jessicas moslemisierter Name) und dem sechsjährigen Ali. Und das Tollste war, dass Maryam und Ali amerikanisches Spielzeug hatten. Es gab Bücher und Puzzles und eine echte Barbie-Puppe. Während die Kinder spielten, führten Ellen und ich ein ernsthaftes Gespräch. Ich stellte ihr die Frage, die mich quälte. »Warum?« »Wenn meine Lage so wie deine gewesen wäre, wäre ich vielleicht in Amerika geblieben.«, sagte sie, nachdem sie einen Moment lang angestrengt nachgedacht hatte. »Aber alles, was ich besitze, ist hier. Meine Eltern sind pensioniert und haben kein Geld, um mir zu helfen. Ich habe kein Geld, keine Ausbildung und kein Talent. Und ich habe zwei Kinder.« Aber auch das leuchtete mir nicht ein. Schlimmer noch, Ellen sprach voller Gehässigkeit über Hormoz. »Er schlägt mich.«, weinte sie. »Er schlägt die Kinder. Und er findet nichts dabei.« Nasserines Worte kamen mir wieder in den Sinn: »Alle Männer sind so.« Ellen hatte ihre Entscheidung nicht aus Liebe, sondern aus Angst getroffen. Sie basierte eher auf Geld als auf Gefühl. Ellen wagte nicht, sich der Unsicherheit, die der Preis der Emanzipation war, zu stellen. Da wählte sie lieber ein Leben, das zwar im Einzelnen entsetzlich war, aber doch Ähnlichkeit mit dem hatte, was sie Sicherheit nannte. Schließlich beantwortete sie mein »Warum?« mit Schluchzen. »Weil ich Angst habe, dass ich es nicht schaffen könnte, wenn ich nach Amerika zurückkehren würde.« Ich weinte mit ihr.
    Viele Minuten vergingen, bevor Ellen ihre Fassung wiedererlangte und bevor ich den Mut fasste, das nächste Thema auf meiner Liste anzuschneiden. »Es gibt da etwas, worüber ich wirklich gern mit dir reden würde.«, sagte ich. »Aber ich weiß nicht, ob du es vor deinem Mann geheimhalten würdest. Wenn das aber für dich kein Problem ist, wenn du darüber schweigen kannst und es ihm nicht erzählst, dann sage ich es dir. Andernfalls möchte ich dich nicht damit belasten.« 
    Ellen dachte ernsthaft darüber nach. Sie erklärte mir, dass sie, als sie zum zweiten Mal in den Iran zurückgekehrt sei, beschlossen hatte, das Beste daraus zu machen und eine gehorsame moslemische Ehefrau zu werden. Sie war zu den Glaubensgrundsätzen des schiitischen Islam konvertiert, hatte die Kleidungsvorschriften angenommen, sogar für die Privatsphäre ihrer Wohnung, selbst jetzt war sie verschleiert, sagte ihre Gebete zu den bestimmten Stunden, verehrte alle heiligen Männer, studierte den Koran und akzeptierte ihr Schicksal wirklich als den Willen Allahs. Sie war eine pflichtbewusste islamische Ehefrau, aber sie war auch eine neugierige Amerikanerin. »Nein, ich sage ihm nichts.«, versprach sie endlich. »Ich meine das ernst. Du darfst es niemandem sagen, überhaupt niemandem.« »Ich verspreche es.« Ich holte tief Luft und ließ meine Rede vom Stapel. »Ich erzähle es dir, weil du

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