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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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Schah eingestellten Widerstandsbewegung. Ermittler, die den Schutt des Hauses durchsuchten, fanden nicht nur ein großes Waffen- und Munitionslager, sondern auch Destillierapparate zur Herstellung von verbotenem Alkohol. Das sei der unumstößliche Beweis, sagte die Regierung, dass Allah bestimmt dafür sorgen würde, dass der Iran den Krieg gewann, und als Zugabe würde er die teuflischen Monafeghin auslöschen.
    Die Stadt rief den Kriegszustand aus. Kraftwerke waren beschädigt worden, und so wurde jeder angewiesen, so wenig Strom wie möglich zu verbrauchen. In der Nacht - und bis auf Weiteres in jeder folgenden - wurde die Stadt verdunkelt, sowohl um Energie zu sparen als auch als Verteidigungsmaßnahme. Es gab keine Straßenbeleuchtung. Zu Hause war uns nur die schwächste Innenbeleuchtung erlaubt, und auch nur, wenn sie von draußen nicht gesehen werden konnte. Moody gewöhnte sich daran, immer eine winzige Taschenlampe bei sich zu tragen.
    Tage mit Gesprächen und Befragungen folgten, Nächte voller Angst und Anspannung. Mehrere Wochen lang wurden die Bombenangriffe alle zwei bis drei Tage wiederholt, und dann kamen sie jede Nacht. Jeden Abend, wenn es dunkel wurde, klagte Mahtab über Magenschmerzen. Wir verbrachten viel Zeit zusammen im Badezimmer, betend, weinend, zitternd. Wir verließen unsere Betten und schliefen unter dem soliden Esszimmertisch, über dessen Ecken wir Laken hängten als Schutz gegen fliegende Glassplitter. Wir litten alle an Schlafmangel. Ein Bombenangriff war die abscheulichste Greueltat, die wir uns vorstellen konnten.

    Eines Tages nach der Schule, als ein oranges Taxi uns an der Schariati-Straße abgesetzt hatte, widmeten Mahtab und ich uns der täglichen Aufgabe des Brotkaufens. An diesem Tag wollten wir Barbari haben, ein gesäuertes Brot, das in ovalen Scheiben von sechzig Zentimetern Länge gebacken wurde. Wenn es frisch und warm gegessen wird, schmeckt es köstlich, viel besser als das bekanntere Lawasch. Wir warteten in der Schlange im Nani, dem Brotladen, mehr als eine halbe Stunde lang und beobachteten träge den bekannten Fließbandprozess der Herstellung. Eine Gruppe von Männern arbeitete schnell, wog den Teig, rollte ihn aus, legte ihn für einige Zeit beiseite, damit er aufging. Als der Teig fertig war, knetete ein Mann ihn zu seiner endgültigen länglichen Form und kerbte ihn der Länge nach mit den Fingern, sodass Wülste entstanden. Ein Bäcker schob die Laibe mit einer flachen Schaufel, an der ein zwei Meter fünfzig langer Stock befestigt war, in einen glühenden Ofen hinein und zog sie auch wieder heraus.
    Während wir warteten, bemerkten wir, dass der Teigvorrat aufgebraucht war. Der erste Mann am Fließband machte sich sofort daran, einen neuen Schub vorzubereiten. Er warf einen Schlauch in den riesigen Bottich und drehte das Wasser an. Da er wusste, dass es mehrere Minuten dauern würde, den Bottich zu füllen, machte der Mann eine Pause. Er ging zur Toilette, einen kleinen geschlossenen Raum in der Mitte des Geschäfts. Als er die Tür öffnete, um hineinzugehen, wurde es uns von dem Gestank ganz schwindlig, und noch einmal, als er ein paar Minuten später wieder herauskam. Wird er sich die Hände waschen, bevor er sich wieder an die Arbeit macht?, fragte ich mich. Es war kein Waschbecken zu sehen. Zu meinem Ekel ging der Bäcker zurück zum Bottich und wusch sich die Hände in demselben Wasser, das er für den nächsten Teigschub brauchte. 
    Ich hatte keine Zeit, mich weiter damit zu befassen, denn plötzlich gab es Fliegeralarm. Innerhalb von Sekunden kam das Dröhnen der herannahenden Flugzeugmotoren. Meine Gedanken rasten, die Vernunft versuchte die Panik zu überwinden. Sollten wir hier in Deckung gehen, oder sollten wir nach Hause rennen? Es schien mir wichtig, Moody zeigen zu können, dass wir allein auf uns aufpassen Konnten, damit er uns auch weiterhin allein ausgehen ließ. »Lauf! Mahtab!«, rief ich. »Wir müssen nach Hause kommen.« »Mommy, ich habe Angst!«, schrie Mahtab. Ich schnappte mir meinen Liebling und nahm sie auf den Arm. Irgendetwas gab mir ein, von der Schariati-Straße herunter in eine Seitenstraße zu rennen. Ich wandte mich in das Labyrinth der Gassen, die auf Umwegen nach Hause führten, und bewegte meine Beine so schnell es nur ging. Überall um uns herum hörten und fühlten wir den Schrei der Flugzeugmotoren wie den Ruf einer Todesfee, den dumpfen Knall der Flugabwehrraketen, die gewaltigen Erschütterungen,

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