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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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Eier. Der Countdown zum bevorstehenden neuen Jahr begann genau so wie am 31. Dezember in Amerika. Wir warteten auf den Augenblick, in dem die Sonne in das Sternbild des Widders eintreten sollte, alle Blicke waren auf die Eier geheftet. Plötzlich wurde das Zimmer pechschwarz, und eine Luftschutzsirene warnte vor herannahenden Kampfflugzeugen. Wir eilten in den Schutz der Eingangsdiele und durchlebten wieder einmal alle Schrecken. Ich bin sicher, dass die Eier an diesem Nouruz gewackelt haben.
    So entsetzlich die Luftangriffe auch waren, das Leben ging, wie wir feststellten, wie üblich weiter, und die Bedrohung durch die irakische Luftwaffe konnte den Iran nicht von den Feierlichkeiten abhalten. Die Runde der Festlichkeiten begann wie vorgesehen am folgenden Tag, und unsere gesellschaftliche Odyssee nahm natürlich ihren Ausgang im Hause des Patriarchen und der Matriarchin der Sippe. Reza, Essey, Maryam, Mehdi, Mammal, Nasserine, Amir, Moody, Mahtab und ich zwängten uns alle in Mammals Auto und eilten zu Ameh Bozorgs Haus, um am großen Ereignis teilzunehmen. Ich war nicht in der Stimmung zum Feiern. In dem Augenblick, als wir das Haus betraten, kam Moodys hakennasige Schwester angerannt, fiel über ihn her und überschüttete ihn mit Küssen. Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit Mahtab zu und umarmte sie liebevoll. Kurz bevor sie einen flüchtigen Kuss auf meine Wange zielte, zog ich instinktiv meinen Rusari ein bisschen höher, um die Berührung durch ihre Lippen abzuwehren.
    Ameh Bozorg hatte zur Feier des Tages Geschenke vorbereitet. Sie überraschte Moody mit einem teuren Schreibtisch und einem Bücherschrank mit Glasschiebetüren. Mahtab bekam ein maßgeschneidertes Kleid aus reiner, aus Mekka importierter Seide. Ameh Bozorg hastete viele Minuten glücklich umher und verteilte an alle außer mich teure Geschenke. Moody fiel diese Unterlassung nicht auf, und mir war es egal.  Ich verbrachte einen trübsinnigen, einsamen Nachmittag am Ort meines ehemaligen Gefängnisses. Niemand machte sich die Mühe oder wagte es, mit mir Englisch zu sprechen. Mahtab hielt sich eng an meiner Seite, vor lauter Angst, dass sie sich allein mit Ameh Bozorg wiederfinden könnte.
    Tag für Tag wurden die ermüdenden Feierlichkeiten fortgesetzt. Eines Morgens, als wir uns bereitmachten, einige Besuche zu machen, kleidete ich mich in ein hellbraunes Wollkostüm mit einer dreiviertellangen Jacke, die beinahe wie ein Mantel wirkte. Darunter trug ich dicke Kniestrümpfe, und meinen Kopf verhüllte ich im Rusari. »Muss ich zu diesem Kostüm einen Manto anziehen?«, fragte ich Moody. »Nein, natürlich nicht.«, erwiderte er. »Man muss schon sehr genau hingucken, um zu sehen, dass das kein Manto ist.« 
    Madschid fuhr uns zu unseren obligatorischen Auftritten zu verschiedenen Verwandten. Am späten Nachmittag hatte er jedoch selbst etwas vor, und deshalb nahmen Moody, Mahtab und ich ein Taxi zu Aga und Khanom Hakim. Es war fast dunkel, als wir sie verließen, um nach Hause zurückzukehren. Wir mussten ein paar Blocks bis zur Hauptstraße laufen und dort auf ein Taxi warten. Der Verkehr rauschte vorüber, und weit und breit war kein freies Taxi zu sehen. Plötzlich hielt mit quietschenden Reifen ein weißer Nissan-Lieferwagen am Bordstein, gefolgt von einem weißen Pakon. Vier bärtige Männer in der olivgrauen Uniform der Pasdar sprangen aus dem Nissan. Einer von ihnen ergriff Moody, und die anderen legten ihre Gewehre an. Gleichzeitig stürmten vier weibliche Pasdar-Krähen in ihren schwarzen Tschador-Uniformen auf mich zu und brüllten mir ins Gesicht. Stein des Anstoßes war mein hellbraunes Kostüm. Ich wusste es. Ich hätte einen Manto überziehen sollen. Die männlichen Pasdaran schleppten Moody zum Nissan aber er sträubte sich instinktiv und schrie sie in Farsi an. Bringt ihn ins Gefängnis!, jubelte ich innerlich. Bringt ihn ins Gefängnis! Moody und die Männer von der Pasdar stritten sich viele Minuten lang, während mir die weiblichen Pasdar-Kräfte persische Beschimpfungen ins Ohr schrien. Dann sprangen sie alle, so schnell wie sie gekommen waren, wieder in ihre Fahrzeuge und fuhren davon. »Was hast du ihnen gesagt?«, fragte ich. »Ich habe ihnen gesagt, du wärest nur zu Besuch hier und würdest dich in den Regeln nicht auskennen.«, erwiderte Moody. »Du hast mir gesagt, ich könnte so ausgehen.«, sagte ich. Moody gestand seinen Fehler ein: »Ich wusste es nicht. Von nun an musst du entweder Manto oder

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