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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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wenn die Bomben ihr Ziel gefunden hatten, und das Gebrüll und Geschrei der Sterbenden. Splitter der Flugabwehrraketen fielen um uns herum auf die Straßen, einige davon groß genug, einen Menschen umzubringen. Immer noch rannten wir. Mahtab vergrub ihr Gesicht an meiner Schulter. Ihre Finger gruben sich tief in meine Seite. »Ich habe Angst! Mommy, ich habe solche Angst!«, schluchzte sie. »Es ist gut, es ist gut.«, schrie ich über das Getöse hinweg. »Bete, Mahtab! Bete!« Schließlich erreichten wir unsere Straße und taumelten zur Tür. Moody, der besorgt auf uns wartete, spähte nach draußen. Als wir näherkamen, riss er die Tür auf und zog uns hinein. Wir drängten uns in der unteren Eingangshalle zusammen, den Rücken gegen die schützenden Betonblöcke der Hauswand gedrückt, bis die Tortur vorüber war.
    An einem Tag nahm ich Mahtab mit in den Park und schob das Baby Amir im Kinderwagen vor mir her. Um zum Spielplatz zu kommen, mussten wir an einem Volleyballfeld vorbeigehen, auf dem ein lebhaftes Spiel im Gange war. Ungefähr zwanzig halbwüchsige Jungen tobten im Sonnenschein eines kühlen Vorfrühlingstages. Mahtab schaukelte, als ich einige Zeit später aufgeregtes Geplapper aus der Richtung des Volleyballfeldes hörte. Ich sah auf und bemerkte vier oder fünf Nissan-Lieferwagen, die den Eingang des umzäunten Parks blockierten. Pasdar! Ich glaubte, dass sie da waren, um jeden im Park zu überprüfen. Ich sah nach meiner Kleidung. Mein Manto war zugeknöpft, mein Rusari genau an seinem Platz. Doch ich legte keinen Wert auf ein Zusammentreffen mit der Pasdar, also beschloss ich, schnell nach Hause zu gehen. Ich rief Mahtab. Amir im Kinderwagen vor mir herschiebend, Mahtab tapsend an meiner Seite, ging ich zum Tor. Als wir uns dem Volleyballfeld näherten, bemerkte ich, dass heute die Teenager die Opfer der Pasdar geworden waren. Mit erhobenen Gewehrläufen wurden die Jungen auf die Ladeflächen der Lieferwagen getrieben. Sie gehorchten schweigend. Wir sahen zu, bis die Jungen alle auf den Lieferwagen waren und weggefahren wurden. Was würde mit ihnen geschehen?, fragte ich mich. Aufgeregt und erschrocken beeilte ich mich, nach Hause zu kommen. Essey öffnete die Haustür, um mich einzulassen. Ich erzählte ihr und Reza, was ich gesehen hatte, und Reza vermutete: »Das ist wahrscheinlich geschehen, weil sie alle zusammen waren.«, sagte er. »Es ist gesetzeswidrig, sich ohne Erlaubnis in Gruppen zu versammeln.« »Was wird mit ihnen passieren?«, fragte ich. Reza zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht.«, sagte er ohne Besorgnis in seiner Stimme. Auch Moody ging über den Zwischenfall sofort hinweg. »Wenn die Pasdaran sie mitgenommen haben, müssen sie etwas Verbotenes getan haben.«, sagte er.
    Mrs. Azahr reagierte ganz anders, als ich ihr am nächsten Tag in der Schule die Geschichte erzählte. »Wenn sie eine Gruppe von Jungen sehen, gabeln sie sie auf und schicken sie in den Krieg.«, sagte sie traurig. »Sie machen das auch in den Schulen. Manchmal fahren sie die LKW zu einer Jungenschule und bringen die Jungen weg, damit sie Soldaten werden. Ihre Familien sehen sie nie wieder.« 
    Wie ich den Krieg hasste! Er war so sinnlos. Ich konnte ein Land nicht verstehen, dessen Menschen so begierig waren, zu töten, und bereit waren, zu sterben. Dies ist einer der größten und - für Amerikaner - unergründlichsten kulturellen Unterschiede zwischen den behüteten Menschen aus den USA und denen aus einer vergleichsweise unterprivilegierten Kultur. Für Mammal und Nasserine war ein Menschenleben - auch ihr eigenes - nicht viel Wert.
    Der Tod war ein alltäglicheres und deshalb weniger mysteriöses Ereignis. Was konnte man tun, außer auf Allah zu vertrauen? Und wenn das Schlimmste geschah, war es nicht sowieso unausweichlich? Ihre Tapferkeit angesichts der Bombardierungen war keine Heuchelei. Eher war sie ein Beweis dafür, dass die Ideologie im Extremfall terroristische Märtyrer hervorbringen kann. Das wurde an einem Freitag Nachmittag sehr eindrucksvoll verdeutlicht, als wir wie gewöhnlich bei Ameh Bozorg waren, um den Tag mit endlosen Gebeten zu feiern. Der Fernsehapparat war für die Übertragung des Freitagsgebets aus der Stadt eingeschaltet, aber ich achtete nicht darauf, bis ich hörte, dass Moody und Mammal bestürzt ihre Stimmen hoben. Ameh Bozorg fing laut an, wehzuklagen. »Sie bombardieren das Freitagsgebet!«, sagte Moody. Die Direktübertragung zeigte eine Menge

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