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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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Tschador auf der Straße tragen.« Dann bemühte er sich, seine Würde wiederherzustellen. »Nun kennst du die Regeln.«, brauste er auf. »Lass dich ja nie wieder erwischen.«
    Endlich, gegen Ende der Woche, waren Mammal und Nasserine die Gastgeber. Nasserine und ich putzten. Moody und Mammal fuhren auf den Markt und brachten haufenweise frisches Obst, Süßigkeiten und Nüsse mit. Wir kochten literweise Tee. Im Laufe des Tages konnten wir mit einigen hundert Gästen rechnen. Ellen und Hormoz waren zufällig da, als draußen durch die Lautsprecher der Azan, der Aufruf zum Gebet, ertönte. Täglich drei Mal dringt der Aufruf zum Gebet in das Leben der Menschen in Teheran ein. Gleichgültig, wo man gerade ist oder was man tut, nie ist es erlaubt, die Zeit zum Gebet zu vergessen. Theoretisch könnte man die Gebete jederzeit während der nächsten paar Stunden sprechen, aber Allah gewährt jenen eine höhere Belohnung, die sogleich der Aufforderung nachkommen. »Ich brauche einen Tschador.«, sagte Ellen und sprang auf die Füße. Andere Gläubige, darunter Ameh Bozorg, gesellten sich dazu, und schon bald erklang das eintönige Gemurmel ihrer Gebete aus einem der anliegenden Zimmer. Hinterher zeigte Ameh Bozorg deutlich, wie gut ihr Ellen gefiel. »Ma sha Allah.«, sagte sie zu Moody. »Gelobt sei Allah. Wie gut von ihr, so gewissenhaft zu beten, Allah wird es ihr lohnen.«
    Irgendwann im Laufe des Tages, während der langen Feier, war Moody in ein Gespräch mit einem von Nasserines Cousins vertieft, der ebenfalls Arzt war. »Warum arbeitest du nicht?«, fragte Dr. Maraschi. »Der Papierkrieg ist noch im vollen Gang.«, erwiderte Moody. »Dann spreche ich mal mit dem Krankenhaus, wenn du erlaubst. Wir brauchen dringend jemanden für die Anästhesie.« »Kannst du wirklich etwas für mich tun?«, fragte Moody mit einer optimistischer klingenden Stimme. »Mein Freund ist der oberste Chefarzt im Krankenhaus.«, antwortete Dr. Maraschi. »Ich werde mit ihm reden und sehen, was ich tun kann.« Moody war überglücklich, denn er wusste, wie wichtig eine einflussreiche Position im Umgang mit den Behörden war. Diese Stelle schien endlich eine echte Möglichkeit zu bieten. Moody war zwar faul, aber er war doch ein ausgebildeter Arzt. Er war gleichermaßen auf das Geld wie den Status, den ein Arzt im Iran genoss, begierig.
    Als ich über diese Entwicklung nachdachte, wurde mir klar, dass sie auch mir zugute kommen könnte. Ich verfügte nun über eine gewisse, wenn auch dürftige Freiheit. Nach und nach sah Moody ein, dass es zu schwierig war, mich jeden Moment zu bewachen. Er musste mir mehr kleine Freiheiten einräumen, um sein sorgenvolles Leben etwas weniger kompliziert zu machen. Wenn Moody nun anfangen sollte zu arbeiten, würde das sicherlich meine Beweglichkeit vergrößern. Und vielleicht würde es auch seine schwindende Selbstachtung heben.
    Nouruz setzte sich in seiner zweiten Woche fort mit dem, was man als »Urlaub« am Ufer des Kaspischen Meeres bezeichnete. Es liegt nördlich von Teheran und bildet einen Teil der iranisch-russischen Grenze. Esseys Bruder arbeitete für das Ministerium für islamische Lebensführung, das Regierungsamt, das den gesamten Besitz des Schahs konfisziert hatte. Er schwärmte von der märchenhaften Pracht und bot der Familie an, in einer der ehemaligen Schah-Villen zu wohnen. Wäre ich erst seit Kurzem im Iran gewesen, hätte ich das vielleicht exotisch gefunden. Eine Villa des Schahs! Aber ich war nicht mehr so dumm, an Geschichten über Prunk in der Republik des Ayatollah zu glauben.
    Erstens würden meine Wunschvorstellungen von einer Woche in einer Schah-Villa nicht damit beginnen, dass ich eine von sechsundzwanzig Personen in drei Autos war. Worauf ich mich freute, war die Gelegenheit, etwas von der Landschaft zu sehen. Ich wusste, dass der Iran ein weites Land war, und ich hatte keine Ahnung, wie viel davon Mahtab und ich überwinden mussten, wenn wir jemals herauskommen wollten. Also passte ich genau auf und sammelte Daten über die Umgebung, denn ich wusste ja nicht, wie nützlich sie einst werden mochten. Aber je länger wir fuhren, desto mutloser wurde ich. Die Landschaft war wunderschön, so viel war sicher, aber die Schönheit rührte von gewaltigen Gebirgsketten her, die höher aufragten und zerklüfteter waren als die Rocky Mountains im Westen der Vereinigten Staaten. Sie umringten Teheran von allen Seiten, sodass die ganze Stadt wie in einer Falle lag. Aus

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