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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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Millionen Einwohnern konnte er unmöglich immer jeden meiner Schritte kontrollieren. Eines Tages kam ich nach der Schule mit Mahtab zu Hause an, und Nasserine wartete schon ungeduldig auf mich. Sie war zu einem besonderen Treffen in die Universität gerufen worden und musste Amir bei mir lassen. Sie eilte davon. Moody arbeitete im Krankenhaus. Reza und Essey waren auf Verwandtenbesuch.
    Sofort rief ich Miss Alavi an. »Ich kann Sie heute Nachmittag treffen, jetzt gleich.«, sagte ich. »Ich mache mich sofort auf den Weg.«, erwiderte sie. Ich beschrieb ihr die Lage des Parks, der sich ein paar Straßen von unserem Haus entfernt befand. »Wie werde ich Sie erkennen?«, fragte ich. »Ich trage einen schwarzen Mantel, eine schwarze Hose und einen schwarzen Schal. Trauerkleidung. Meine Mutter ist vor Kurzem gestorben.« »Das tut mir Leid.« »Ist schon gut.«, sagte sie. Ich kritzelte eine Nachricht für Moody. Seine Arbeit im Krankenhaus lief nicht nach einem festen Zeitplan ab. Er musste frühmorgens zu den Operationen erscheinen und wusste nie genau, wann er nachmittags gehen konnte. Manchmal war er nicht vor elf Uhr abends zurück; er konnte aber auch jeden Moment eintreffen. »Die Kinder sind quengelig.«, schrieb ich. »Ich gehe mit ihnen in den Park.«
    Mahtab und Amir waren immer selig, wenn sie in den Park durften. Ich konnte Mahtab blind vertrauen, und Amir war noch ein Kleinkind, deshalb machte ich mir seinetwegen keine Sorgen. Was mir Sorgen bereitete, war Moodys Reaktion auf meinen Entschluss, ohne Begleitung und ohne seine Erlaubnis aus dem Haus und in den Park zu gehen. Ich hoffte, ich würde das Treffen hinter mich bringen und vor ihm wieder zu Hause sein können. Die Kinder spielten glücklich auf den Schaukeln, teilten ihr Vergnügen mit anderen, als die Frau in Schwarz auf mich zukam. Die iranische Art, sich zu kleiden, machte es einem stets schwer, das Alter einer Fremden einzuschätzen, aber nach dem, was ich sehen konnte, mochte sie ungefähr fünfzig sein, vielleicht ein bisschen jünger. Sie setzte sich neben mich auf die Parkbank. »Ich habe meinem Mann eine Notiz hinterlassen.«, sagte ich schnell. »Er könnte hier aufkreuzen.« »In Ordnung.«, sagte Miss Alavi. »Wenn er kommt, werde ich so tun, als wären einige der Kinder dort meine.« Sie fing den Blick einer anderen Frau auf, die auf einer Bank gegenüber saß, und sprach einen Augenblick lang Farsi mit ihr. »Ich habe dieser Frau gesagt, dass ich, falls Ihr Mann kommt, so tun werde, als wäre ich mit ihr und ihren Kindern hier im Park, und nicht mit Ihnen. Sie ist einverstanden.« Die Fremde akzeptierte das ohne Weiteres. Allmählich begann ich zu begreifen, dass Iraner Intrigen lieben. Sie sind es gewöhnt, mit Heimlichkeiten zu leben, wahrscheinlich unter dem Schah nicht anders als unter dem Ayatollah. Komplott und Gegenkomplott sind ihr täglich Brot, nicht nur in ihrem offiziellen Umgang mit dem Staat, sondern auch innerhalb der Familien. Miss Alavis Bitte überraschte und alarmierte die Fremde keineswegs. Ja, wahrscheinlich machte sie ihren Tag ein wenig freundlicher.
    »Also, wie ist das gekommen?«, fragte Miss Alavi. »Warum sind Sie hier im Iran?« Ich machte meine Geschichte so kurz wie möglich, berichtete ihr nur die Hauptsachen. »Ich verstehe Ihr Problem.«, sagte sie zu mir. »Als ich in England studierte, war ich eine Fremde. Ich wurde immer wie eine Ausländerin behandelt, obwohl ich keine Ausländerin sein wollte. Ich wollte in England bleiben, aber ich brauchte ein paar Menschen, die mir dabei halfen.« XX Sie wollten nicht helfen, und ich musste wieder in den Iran zurück. Klar, dass alles von Anfang an weit weniger zufällig war, als es mir erschienen war. Die Lehrerin in der Schule und ihr Mann mussten gewusst haben, dass Miss Alavi nicht einfach nur jemand war, der Englisch sprach und mir von daher vielleicht helfen konnte. Sie wussten von ihrem Bruder! Natürlich war ich nicht die einzige, die im Iran festsaß. Wenn das Leben hier für mich unerträglich war, dann gab es sicherlich Millionen von Menschen um mich herum, die mein Empfinden teilten. Dies Land hatte eine lange Vergangenheit voll repressiver Regierungen; daher war es nur logisch, anzunehmen, dass es, ebenfalls seit Langem, ein ausgeklügeltes, professionelles Geflecht aus Personen gebildet hatte, deren Aufgabe darin bestand, Menschen aus dem Land zu schaffen. Endlich hatte ich Kontakt zu einem dieser Profis bekommen.
    »Wie viel

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