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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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freuen, wenn bei ihrer Rückkehr eine Mahlzeit auf sie wartete. Ich musste einfach etwas tun. Als ich ein Stück Rindfleisch anstelle des üblichen Lammfleisches im Kühlschrank entdeckte, beschloss ich, Taskabob zu machen, ein persisches Gericht, das Moody besonders liebte. Ich hackte und dünstete einen großen Berg Zwiebeln und schichtete sie mit dünnen Rindfleischscheiben und Gewürzen, hauptsächlich Curry, in einen Topf. Obendrauf häufte ich Kartoffeln, Tomaten und Möhren. Bald schmurgelte alles auf dem Herd und verbreitete einen angenehmen Duft von würzigem Rindsragout. Mein Herz schlug laut vor Angst, aber ich merkte, dass die vertrauten Tätigkeiten mir halfen, den Verstand zu behalten. Nelufars tragischer Tod würde mir ein paar Tage Zeit erkaufen. Moody würde während der Trauerzeit keinen Kontakt zu Ellen und Hormoz haben. Ich begriff, dass es meine einzige Chance war, den Status quo so gut wie eben möglich zu bewahren und zu hoffen, dass Miss Alavi ein Wunder zustande bringen würde, bevor Ellens Verrat eine Krise auslöste.
    Beschäftige dich!, ermahnte ich mich. Ich arbeitete an meiner Spezialität, Fava-Bohnen auf libanesische Art, als die Trauergesellschaft wiederkam. »So kannst du das nicht machen. Wir machen das anders.«, sagte Fereschteh, als sie sah, dass ich Bohnen und Zwiebeln vermischte. »Lass es mich auf meine Art machen.«, erwiderte ich. »Na schön, aber keiner wird es essen.« Fereschteh täuschte sich. Die Sippe verschlang alles von mir Gekochte und überhäufte mich mit Lob. Ich genoss natürlich das Lob, und Moody war wider Willen stolz, aber ich hatte dabei einen Hintergedanken. Ich wusste, dass in der nun folgenden Woche die Zeit der Erwachsenen durch die Totenfeiern in Anspruch genommen würde, und ich wollte meine Position als Kinderhüterin, Köchin und Putzfrau festigen. Nach der Mahlzeit bekam ich die Stelle auf allgemeinen Wunsch hin. 
    Nachmittags gegen drei Uhr waren alle begeistert, als ich vorschlug, die Kinder mit in einen nahegelegenen Park zu nehmen. Aber zu meinem Entsetzen begleitete uns der muntere Madschid, der stets zum Spielen aufgelegt war. Ich erblickte Helen aus einiger Entfernung und schüttelte fast unmerklich den Kopf. Sie beobachtete uns eine Zeitlang wagte aber nicht, näherzukommen. Die Woche schleppte sich dahin. Ich konnte nicht wieder telefonieren, weil immer mindestens ein Erwachsener einen Grund fand, bei mir und den Kindern zu bleiben. Ich war unendlich froh, als Moody mir endlich mitteilte, dass die Trauerzeit am Freitag zu Ende gehen würde und dass Mahtab am Samstag - einen Tag vor der Verabredung mit Miss Alavi - wieder in die Schule gehen sollte.
    Moody brauste wieder leicht auf. Mit dem Abnehmen seiner Trauer um Nelufar wuchs seine innere Belastung durch die eigenen Sorgen. Ich erkannte in seinen grüblerischen Augen zunehmend eine Spur Irrationalität. Ich kannte sie von früher, und sie machte mir Angst. Sie brachte mich aus dem Gleichgewicht und versetzte mich in einen Zustand, der nur einen Herzschlag von Panik entfernt war. Zuweilen war ich überzeugt, dass Ellen bereits mit ihm gesprochen hatte; manchmal glaubte ich, dass er auch so genügend Grund hatte, verrückt zu werden.
    Am Samstag, als wir uns für die Schule fertigmachten, hatte er eine besonders üble Laune. Weil er uns nicht einen Moment aus den Augen lassen wollte, begleitete er uns zur Schule. Streitsüchtig und gereizt führte er uns die Straße entlang und schubste uns in ein Taxi. Mahtab und ich tauschten ängstliche Blicke, wir wussten, dass uns Ärger bevorstand. Vor der Schule sagte Moody vor Mahtab zu mir: »Lass sie hier. Sie muss lernen, allein zu bleiben. Bring sie in die Klasse, und komm mit mir nach Hause.« Mahtab kreischte und klammerte sich an meinen Mantelsaum. Sie war erst fünf Jahre alt und konnte unmöglich erkennen, welche Gefahr größer war: den Zorn ihres Vaters auf sich zu lenken oder von der Mutter getrennt zu werden. »Mahtab, du musst stark sein.«, sagte ich schnell. Ich versuchte, beruhigend zu klingen, aber ich konnte hören, wie meine Stimme zitterte. »Komm mit mir in deine Klasse. Es wird schon gut gehen. Ich hole dich mittags ab.«
    Mahtab gab meinem sanften Ziehen nach und folgte mir den Flur entlang. Aber je mehr sie sich der Klasse näherte und sich von ihrem bedrohlichen Vater entfernte und dem Augenblick der Trennung näherkam, desto mehr begann sie, zu wimmern und schließlich zu schluchzen. Als wir das

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