01 - Nicht ohne meine Tochter
Klassenzimmer erreicht hatten, schluchzte sie vor Angst so laut wie an den beiden ersten Schultagen, bevor ich begonnen hatte, im Sekretariat in der Nähe zu warten. »Mahtab!«, bettelte ich. »Du musst dich beruhigen. Daddy ist wirklich wütend.« Meine Worte gingen in Mahtabs Geschrei unter. Mit einer Hand klammerte sie sich an mir fest und mit der anderen schubste sie ihre Lehrerin weg. »Mahtab!«, rief ich. »Bitte...« Plötzlich schrie die ganze Klasse voller Mädchen vor Überraschung und Verlegenheit auf. Mit einer Bewegung hielten sie alle ihre Schals fest und versicherten sich, dass ihre Köpfe ordnungsgemäß verhüllt waren. Ein Mann war in ihr Heiligtum eingedrungen!
Ich blickte hoch und sah Moody. Er ragte hoch über uns auf seine höherwerdende Stirn war blutrot vor Zorn. Er hielt eine Faust hoch erhoben, um seine Peiniger niederzuschlagen. Aus seinen Augen sprach die aufgestaute Wut von tausend gemarterten Dämonen. Moody packte Mahtab am Arm und gab ihr einen Stoß. Er zerrte sie herum, sodass sie ihn ansehen musste, und schlug sie hart auf die Wange. »Nein!«, rief ich. »Schlag sie nicht!« Mahtab schrie vor Schmerz und Überraschung laut auf. Aber es gelang ihr, sich seinem Griff zu entwinden, und sie langte wieder nach meinem Mantelsaum, um sich daran festzuklammern. Ich versuchte mich zwischen die beiden zu stellen, aber er war sehr viel stärker als wir beide zusammen. Blindlings schlug er auf das kleine bewegliche Ziel ein und traf sie am Arm und am Rücken. Mit jedem Schlag wurden Mahtabs Angstschreie lauter. Ich zog verzweifelt an Mahtabs Arm und versuchte, sie von ihm fortzuzerren. Mit dem linken Arm stieß er Mahtab zur Seite und schleuderte sie gegen die Wand. Khanom Schahien und einige der anderen Lehrerinnen bildeten schnell einen schützenden Ring um sie. Sie versuchte zu laufen, sich aus ihrem Griff zu befreien, aber die Lehrerinnen hielten sie zurück. Moodys Raserei richtete sich sofort einem neuen Ziel zu. Seine rechte Faust krachte gegen meine Schläfe, und ich stolperte taumelnd rückwärts. »Ich bringe dich um!«, brüllte er auf Englisch und funkelte mich wütend an, dann wandte er seinen Blick höhnisch den Lehrerinnen zu, und während er mein Handgelenk wie in einem Schraubstock festklemmte, richtete er sich direkt an Khanom Schahien: »Ich werde sie umbringen!«, wiederholte er leise, giftig. Er zerrte an meinem Arm. Ich leistete noch geringen Widerstand, aber ich war von seinem harten Schlag zu benommen, um mich aus seinem Griff befreien zu können. Irgendwo in meiner Verwirrung und meinem Erschrecken war ich tatsächlich froh, dass er seinen Zorn nun gegen mich gerichtet hatte. Ich beschloss, mit ihm zu gehen, um ihn von Mahtab zu entfernen. Es ist alles in Ordnung, sagte ich mir stumm, wenn er nur nicht bei ihr ist. Solange ich bei ihm bin, ist sie sicher. »Mach dir keine Sorgen, Mahtab!«, schluchzte ich. »Ich komme wieder. Lass uns gehen. Lass uns gehen!«
Khanom Schahien trat vor und umschlang Mahtab mit ihren Armen. Die anderen Lehrerinnen traten beiseite und öffneten einen Durchgang für Moody und mich. Diese Frauen waren allesamt machtlos gegen den Zorn eines einzelnen eindringenden Mannes. Mahtabs Kreischen wurde lauter und verzweifelter, als Moody mich aus dem Klassenzimmer durch den Flur und auf die Straße hinausschleppte. Mir schwindelte vor Angst und Schmerzen, ich stand Todesängste aus vor dem, was Moody mir antun könnte. Würde er mich wirklich umbringen? Wenn ich überlebte, was würde er mit Mahtab machen? Würde ich sie jemals wiedersehen?
Draußen auf der Straße brüllte er einem orangefarbenen Taxi zu: »Mostaghim! Geradeaus!« Das Taxi hielt für uns. Moody öffnete die Hintertür und schob mich grob hinein. Vier oder fünf Iraner drängten sich schon auf der hinteren Bank, deshalb sprang Moody auf den Vordersitz. Als das Taxi sich schnell in den Verkehr eingliederte, drehte sich Moody, ohne sich um die anderen Fahrgäste zu scheren, zu mir um und schrie: »Du bist ein schlechter Mensch! Ich habe genug von dir. Ich werde dich umbringen. Noch heute werde ich dich umbringen!« So fuhr er einige Minuten lang fort, bis sich schließlich in der relativen Sicherheit des Taxis in mir der Zorn regte und neine Tränen und meine Angst überwand. »Ach ja?«, erwiderte ich sarkastisch. »Sag mir doch, wie du mich umbringen willst.« »Mit einem großen Messer. Ich werde dich in Stücke schneiden. Ich werde deine Nase und ein Ohr
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