01 Nightfall - Schwingen der Nacht
vielleicht einen etwas ruhigeren Ort, wo wir reden könnten?«
»Wahrscheinlich«, entgegnete Dante. »Aber dazu habe ich keine Lust, also nein.«
Sie zog eine Braue hoch. »Gibt es ein Problem?«, wollte sie mit angespannt klingender Stimme wissen.
»Sie meinen außer der Tatsache, dass Sie hier in diesem Club sind?«, antwortete Dante launisch. »Nicht, dass ich wüsste.«
Vorsicht, Kind. Dieses Spiel solltest du gar nicht erst anfangen.
Dante achtete nicht auf Lucien. Er ignorierte seinen entrüsteten Blick und konzentrierte sich stattdessen auf das wütende Aufblitzen in Agent Wallaces blauen Augen. Sein Puls begann, schneller zu schlagen.
»Es geht hier um Mord«, sagte sie und kam näher. Zu nahe. »Ich verstehe nicht, warum Sie sich weigern, mir bei meinen Nachforschungen behilflich zu sein und mit uns zu kooperieren. «
»Diese ganze Kooperationsnummer mit dem Gesetz … das bin einfach nicht ich«, erklärte Dante und weigerte sich, auch
nur einen Zentimeter zurückzuweichen, wie sie es wohl erwartet hatte, nachdem sie ihm so auf die Pelle gerückt war.
Er lauschte auf den schnellen Pulsschlag der Beamtin, auf das in ihren Adern rauschende Blut – es roch verführerisch und süß.
»Es wird nicht lange dauern. Ich muss nur ein paar Dinge klären.«
Dante strich sich mit den Fingern durchs Haar. »Alles, was ich zu sagen hatte, steht im Bericht Ihrer Kollegen.« Er machte es sich auf dem Thron bequem und streckte die Beine von sich. »Lesen Sie den.«
»Das werde ich«, antwortete Wallace und sah Dante erneut in die Augen. »Aber ich hätte gern Ihre Erlaubnis, mich hier umzusehen, vor allem draußen im Hinterhof.«
»Nicht ohne Durchsuchungsbefehl«, entgegnete Dante leise.
Kind …
Sie sah ihn lange an, neigte den Kopf und überlegte. »Hören Sie. Wir müssen das nicht auf die harte Tour machen.«
»Das ist die einzige, die ich kenne«, erklärte Dante kalt.
»Wussten Sie, dass das Opfer aus Lafayette stammte?«, fragte Agent Wallace mit gepresster Stimme.
Dante zog die Beine wieder an und setzte sich auf. Lafayette. Die pochenden Schmerzen kehrten heftiger als zuvor zurück. Er legte die Finger an die linke Schläfe und rieb sie, bis es wieder besser wurde. »Verdammt«, zischte er.
»Stimmt etwas nicht?«, fragte Agent Wallace.
»Nein«, grollte Lucien hinter dem Thron. »Er hat Migräne. Ich fürchte, Sie müssen Ihre Befragung ein andermal fortsetzen.«
Probleme , sendete Von. Etienne ist jetzt auf dem Weg zu euch.
»Nein, ich …« Agent Wallace brach jäh ab, als ein aufgeregtes Raunen durch den Raum ging und im ganzen Club widerhallte.
Dante beobachtete, wie Etiennes in Armani gekleidete Gestalt eintrat und auf ihn zukam. Seine blasse, gelbliche Haut schien von innen heraus zu leuchten. Er bebte vor Hass. Von folgte ihm auf den Fersen. Wortlos hatte sich die Menge geteilt und blickte die beiden Männer an.
Etienne blieb am Fuß der Treppenstufen stehen. Ein Pony aus geflochtenen Zöpfchen mit kobaltblauen Perlen umrahmte sein kalt wirkendes, markantes Gesicht. Von stellte sich in seiner Funktion als Llygad rechts neben dem Vampirbesucher auf, statt auf das Podest zu treten und sich wie sonst neben Dante zu platzieren.
Dante beugte sich vor, die Hände auf den Armlehnen des Throns, die Muskeln angespannt.
»Du sollst zu Guy Mauvais kommen, und zwar jetzt«, erklärte Etienne.
»Du machst wohl Witze«, antwortete Dante und lachte freudlos.
Etienne verkrampfte sich. »Der Rat führt eine Untersuchung durch.«
»Der Rat hat keine Macht über Dante«, gab Lucien zu bedenken.
»Je regrette, Nachtbringer«, sagte Etienne und neigte ehrerbietig den Kopf. »Aber das geht die Gefallenen nichts an.«
»Bereit, dein Leben darauf zu verwetten?« Luciens tiefe Stimme hallte im gesamten Club wider.
FBI-Untersuchungen, Ratsuntersuchungen. Grundgütiger … »Es geht doch nichts über Beliebtheit«, brummte Dante. Zu Etienne gewandt meinte er: »Wenn es schon wieder um das Feuer geht, müssen sie ihre Zeit nicht noch länger verschwenden. Sa vaut pas la peine. Ich weiß nicht …«
Etienne stürmte die Treppenstufen hinauf. Er blieb auf der dritten stehen, als Von schnell, wie es nur Nachtgeschöpfe sein konnten, hinter ihn sprang und ihn am Arm packte.
»Überheblicher Heuchler!«, schnaubte Etienne und funkelte Dante wutentbrannt an. »Man sollte dich auspeitschen lassen! Dich auf die Knie zwingen!«
Eine kühle Brise zerzauste Dantes Haar, als Lucien hinter dem Thron
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