01 Nightfall - Schwingen der Nacht
Nähe des Autos, doch der starke Schneefall und der Wind machten es unmöglich, sie genau auszumachen. Eine schien viel größer als die anderen beiden zu sein, und alle waren Weiße. Johanna runzelte die Stirn.
»Wo ist Ronin?«
»War noch nicht zu sehen«, antwortete Garth. »Nur die drei.«
Vor Johannas Augen stieß eine der Gestalten eine andere in den Schnee und setzte sich auf sie. Als sie den Kopf senkte, erstarb der Wind einen Moment lang. Schimmerndes Leder und Ketten, langes schwarzes Haar, bleiche Haut – ihr wunderschönes Kind, und es sah aus, als würde es von E trinken.
Ein Lächeln huschte über Johannas Antlitz. Sieht aus, als könnte ich Wallace E doch nicht überlassen.
Dann erriet sie, wer die dritte Gestalt war. Lucien De Noir, S’ reicher Gefährte und Beschützer.
Kein Hemd. Muss auch Vampir sein.
Zwei Gestalten in Parkas mit hochgezogenen Kapuzen betraten den Parkplatz. McCutcheon und Ramm. Johanna erstarrte. Was hatten die beiden vor? Ihnen einen Parkschein ausstellen? Oder sie vom Anwesen jagen?
»Was …« Johannas Mund schloss sich, als einer der Wachleute eine Pistole – nein – ein Gewehr hob und feuerte. Sie starrte auf den Bildschirm, während der Puls in ihren Ohren dröhnte.
De Noir packte S am Kragen seiner Jacke und zog ihn von E weg, um das Kind mit seinem eigenen Körper zu schützen. Der Schuss verfehlte sein Ziel und ging ins Leere.
»Rufen Sie die beiden zurück«, sagte Johanna durch zusammengebissene Zähne. »Rufen Sie die Idioten zurück, ehe jemand dran glauben muss.«
Die Tür gab ein zischendes Geräusch von sich, als Bennington hinausrannte. Johanna starrte weiter auf den Monitor. E rollte zur Seite, stand mühsam auf und wankte dann in den Sturm davon. Einen Arm trug er in einer Schlinge, die andere Hand presste er sich auf seinen blutenden Hals.
Wieder ertönte ein Schuss. Johanna knirschte mit den Zähnen. S duckte sich und bewegte sich dann übernatürlich schnell. Sie hielt die Luft an, so überrascht war sie von seinem Tempo. Lag das an seinem reinen Blut? De Noir bewegte sich ebenfalls, und seine Geschwindigkeit war genauso erstaunlich. Inzwischen beugte sich S über den Leichnam eines Wachmanns und ballte die Fäuste. Eine hellrot dampfende Lache ließ den Schnee am Boden schmelzen. Johanna blinzelte. Sie hatte nicht einmal gesehen, wie S den Wachmann getötet hatte – wo war der andere? In diesem Augenblick ließ De Noir den gebrochenen Körper des Mannes in den Schnee fallen.
Eine dunkle Vorahnung befiel Johanna, als sie das sah. »Wir lenken sie«, erklärte sie. »Verschließen Sie Teile des Gebäudes und lassen Sie andere zugänglich. So sind wir im Vorteil. «
Schwarze Schwingen flatterten hinter De Noir. Johanna erstarrte und blickte mit offenem Mund auf ihn. Sie vermochte kaum mehr klar zu denken, als er einen Arm um S schlang, mit ihm vom Boden abhob und in den Sturm flog.
Ein Gefallener. Einer der Gefallenen steht S bei. Beschützt ihn – und ich hatte Angst vor Ronin ?
Johanna stand auf und blickte in Garths fassungslose Miene. » Gut. Gut. Ich will, dass Sie alles verschließen, was …«
In diesem Moment erschütterte eine Explosion das Gebäude. Der Strom ging aus. Das Gebäude versank in Dunkelheit.
Jetzt spürte Johanna die eisigen Finger echter Angst, die nach ihr fassten.
Lucien ließ den leblosen Körper des Wächters in den Schnee fallen. Seine Flügel entfalteten sich und breiteten sich im Wind aus. Ehe Dante allein losrennen konnte, legte Lucien einen Arm um die Taille des Jungen und stieg gemeinsam mit ihm in die Luft.
»Was tust du?« Dante schlang automatisch einen Arm um Luciens Hals.
»Ich suche ihre Stromquelle.« Der Wind beutelte sie. Eis bildete sich an den Rändern von Luciens Fittichen. Er musterte die Strommasten und lauschte dem gefrorenen Land. Gefangener Strom surrte. Lucien lächelte. Er glitt zum hinteren Teil des Bauwerkes, landete mit nackten Füßen auf dem schneebedeckten Boden und ließ Dante los.
Dante sah die Tür, über der NOTAUSGANG stand und stürmte darauf zu.
Warte hier, bis ich den Strom abgeschaltet habe.
Nein.
Lucien erhob sich wirbelnd in den tosenden Himmel und beobachtete seinen Sohn, der vor dem Notausgang stand. Sein Haar wehte im Wind, während er nach der Türklinke fasste.
Als er auf einen Transformator zuflog, fragte sich Lucien, wo Jordan steckte und ob er wohl erfrieren würde. Er hoffte, das würde nicht der Fall sein. Lucien hatte einen anderen Tod für Elroy
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