01 Nightfall - Schwingen der Nacht
ein und flutete das Gebäude mit Rotlicht. Garth kam hinter ihr aus dem Wachraum, die Waffe gezückt.
»Schießen Sie auf keinen Fall auf S«, sagte Johanna. »Für ihn habe ich ein Beruhigungsmittel.«
»Was soll ich tun, wenn er auf mich zurast? «, fragte Garth mit hochgezogenen Brauen. »Ihm meine Waffe entgegenwerfen? Ihm den Hals darbieten?«
»Sie wollten ihn doch sehen! Jetzt ist er da. Kommen Sie ihm nicht in die Quere. «
» Großartig. Was ist mit dem Typen mit den Flügeln?«
Gute Frage. »Ich würde auch in seinem Fall raten, ihm nicht in die Quere zu kommen.« Damit setzte sich Johanna übernatürlich schnell in Bewegung und ließ Garth mutterseelenallein und laut fluchend zurück.
Ihr kleiner, hübscher Blutgeborener lief durch Gänge, die er seit sechs Jahren nicht mehr betreten hatte. Das letzte
Mal, als sie ihn unter Drogen gesetzt und abgeholt hatte, war er siebzehn gewesen. Natürlich konnte er sich nicht daran erinnern; es war ein weiterer weißer Fleck in seinem Gedächtnis.
Doch diesmal lief S durch diese Gänge, weil er es so wollte. Weil er Wallace retten wollte. Weil er Johanna entgegentreten wollte. Ihr Herz begann erneut zu rasen, als sie an seine Geschwindigkeit dachte.
Mir entgegentreten? Er ist gekommen, um mich zu ermorden. Das kennt er. Töten liegt ihm im Blut.
Heather warf einen Blick den rot erleuchteten Korridor entlang. Sie spürte noch immer die Wärme von Dantes geistiger Berührung, und seine gefühlte Stimme hallte in ihrem Inneren wider: Ich komme.
Sie stieß sich von der Wand ab und rannte in Strümpfen den Flur hinunter, wobei ihr das grüne Leuchten des AUSGANG-Schildes als Wegweiser diente. Sie konnte nicht hier warten, bis Dante sie fand. Sie konnte es nicht riskieren, dass Moore sie zuerst entdeckte und Dante sich vielleicht dazu gezwungen sehen würde, sich für sie zu opfern. Denn sie wusste, dass er das wenn nötig tun würde.
Pssst. Je suis ici.
Die Unterseite der Finger ihrer rechten Hand schmerzte eigentümlich. Heather warf einen Blick darauf und stellte fest, dass sie die Nagelfeile so festhielt, dass sie ihr ins Fleisch schnitt und die Knöchel weiß heraustraten. Als sie sich zwang, die Muskeln etwas zu entspannen, hörte sie leise Schritte hinter sich, die sich ihr verdammt schnell näherten …
»Stehen bleiben, Wallace. Bleiben Sie genau da stehen.«
Heather hörte das charakteristische Geräusch eines Geschosses, das in die Kammer glitt, und nahm den schwachen Duft von süßer Melone wahr. Trench. Parkas Partnerin.
»Ich bin nicht die, um die Sie sich Sorgen machen müssen«, sagte Heather und legte die Finger wieder über die Nagelfeile. »Er kommt und holt mich.«
»Psychoköder. Ich weiß. Drehen Sie sich um, und zwar langsam.«
»Gehen Sie«, drängte Heather, während sie die Entfernung bis zur nächsten Ecke im Korridor abschätzte. Wenn man sie als Köder brauchte, würde Trenchcoat es dann riskieren, sie zu ermorden?
»Denken Sie nicht mal daran. Ich werde Ihnen ins Knie schießen.«
Heather starrte geradeaus. Ließ die Feile mit der Spitze nach vorn zwischen die Finger ihrer schweißnassen Hand gleiten. Sie hörte Moore sagen: Soll ich Sie ihm überlassen?
Nicht deine Entscheidung. Heather wirbelte nach links herum, wobei sie die Hand hochriss, um Trenchcoat mit der Spitze der Feile einen Schlag gegen die Schulter zu verpassen. Dann erstarrte sie.
Elroy Jordan stand vor ihr und rammte der Frau gerade eine Spritze in den Hals. Die Agentin riss den Mund auf, und ihre Augen rollten nach hinten. Die Pistole fiel ihr aus der Hand und schlug scheppernd auf dem Fliesenboden auf. Er sah Heather an. In seinen Augen tat sich ein Abgrund auf – der emotionslose Blick eines Haifischs.
»Sieht aus, als ob sie sich meinetwegen hätte Sorgen machen müssen«, erklärte Jordan, während Trenchcoat mit zuckenden Gliedern auf den Boden stürzte. Er schüttelte amüsiert den Kopf. »Das war eigentlich für meinen Bad-Seed-Bruder gedacht.«
Trenchcoat regte sich nicht mehr. Ihre Augen waren weit aufgerissen, und der beißende Geruch von Urin erfüllte den Flur.
»Hoppla«, grinste Jordan.
Heather senkte die Hand und presste die Finger noch fester um die Nagelfeile. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust. Jordan lebte, wenn er auch mit seinem hämatomübersäten, zerbissenen Hals und dem Arm in der Schlinge mitgenommener als beim letzten Mal aussah.
Sein Blick richtete sich auf die Waffe, die zwischen ihnen lag. »Meine treue Heather«,
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