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01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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fragte er und nickte in Richtung des toten Perversen, der hinter ihm lag.
    »Ich weiß, was gut für dich ist.«
    »Das glaubte er auch zu wissen.«
    »Keiner weiß das so wie ich«, sagte Moore mit heiserer Stimme. »Ich habe dein Bewusstsein, deinen Geist untersucht. Ich habe deine Seele nachgezeichnet. Aber das ist erst der Anfang. Da gibt es Geheimnisse, S …«
    »Ich bin nicht S.«
    Klang bahnte sich einen Weg durch Dante. Es war eine Arie, düster und dornenbewehrt, die sich in sein Herz bohrte, sich erhob und losdonnerte in einem Crescendo aus Wut, Chaos und Verzweiflung. Akkorde erklangen, und der chaotische Takt hämmerte disharmonisch und ungebremst.
    Sein Gesang brannte weißglühend.
    »Wollte meine Mutter zur Vampirin werden?«, fragte er. »Hat sie sich freiwillig dazu entschieden?«
    »Ja. Aber später hat sie ihre Meinung plötzlich geändert. Doch da war es zu spät. Ich habe nie verstanden …«
    »Lügnerin«, wisperte Dante.
    »Was bedeutet dieses Schimmern?« Moore sah ihn neugierig an, als er ihre Handgelenke losließ und ihr Gesicht in die Hände nahm.
    Der Chaos-Rhythmus zupfte an DNS-Strängen, brach sie ab, komprimierte sie, löschte sie. Entschuf sie. Moore schrie. Es war ein langer, auf- und abschwellender Ton, der durch Dantes schmerzenden Kopf drang. Sein Gesang zerriss sie. Er
teilte sie in ihre Einzelteile und spielte einen gebrochenen Akkord mit ihrem innersten Kern. Ihr Wesen zerbrach, während die Haut von den Knochen und vom Blut getrennt wurde.
    Johanna Moore sackte auf dem Boden zusammen. Ihre Schreie endeten in einem feuchten Gurgeln.
    Blaue Energiepfeile flogen um Dante und blitzten in seinen Händen auf. Er erzitterte, gefangen in seinem eigenen Gesang, den Rhythmen des Chaos, dem Tempo der Schöpfung. Zitternd schloss er die Augen. Er sah Sterne und hörte das Rauschen von Flügeln.
    Lass deinen Gesang verstummen, mein Kind. Du hast deine Mutter gerächt.
    Dante öffnete die Augen. Der Gesang verklang. In seinem Kopf klopfte und kratzte es unerträglich. Er schmeckte Blut. Einen Augenblick lang sah er auf die nassen Stränge, die früher einmal Johanna Moore gewesen war, und trat sie beiseite. Dann drehte er sich um.
    Lucien starrte ihn mit goldenen Augen und ausgebreiteten Schwingen an. Sein Gesicht wirkte sowohl anerkennend als auch … verängstigt? Dante wusste es nicht. Konnte Lucien denn verängstigt sein?
    Creawdwr.
    Dante trat zur Tür, wo er sich neben Elroys erkaltenden Leichnam kniete. Konnte er dem Toten Gina noch entreißen?
    »Zu spät«, sagte Lucien. »Du hast dich für die Lebenden und gegen die Toten entschieden. «
    Dante blickte auf und sah Heather, die noch immer an die Wand gelehnt dasaß, ihr Gesicht blass, die Augen dunkel und besorgt. » Oui. Die Lebenden statt die Toten.«
    Vergib mir, Gina.
    Dante richtete sich auf und stieg ein letztes Mal über den toten Perversen hinweg. Er hob Heather hoch und trug sie den Flur entlang. Seine Muskeln spannten sich an, als er Angst an
ihr roch – Angst vor ihm. Er hielt sie eng an sich gedrückt, sein Herz schlug heftig.
    Ein Mann in verschneitem Parka trat in den Gang und zeigte rasch seine Hände, um zu demonstrieren: Seht her, ich verberge nichts. »Ich rufe einen Krankenwagen«, erklärte er.
    »Du kannst ihm vertrauen«, flüsterte Heather. »Er hat mir geholfen.«
    »Gut«, sagte Dante. »Rufen Sie einen Krankenwagen.« Er atmete Heathers Duft von Regen, Salbei und Blut ein, und sog ihn tief in seine Lunge, denn er hatte Angst, dass es das letzte Mal sein könnte.

34
WAS HÄTTE SEIN KÖNNEN
    » Hi. «
    Heather sah auf. Dante stand in Leder und Latex unter der Tür, eine Hand am Rahmen. Fluoreszierendes Licht schimmerte unter seinem Halsreifen und den Ringen an seinen Fingern hervor. Auf seinen Lippen lag ein Lächeln und erhellte sein bleiches, umwerfendes Gesicht. Er schob sich die Sonnenbrille auf die Stirn.
    Er nahm ihr immer noch den Atem. Sie vermutete, dass sich das auch nicht ändern würde.
    Hinter ihm im Flur starrten ihn Krankenschwester und Pfleger an und überlegten sich wohl, wer in Lederklamotten und mit einem Bondagekragen um den Hals Krankenbesuche abstattete und wer da gerade aus der eisigen Nacht zu ihnen hereingekommen war.
    »Hey«, sagte Heather.
    Sie drückte die Hände auf die Matratze, um sich aufzurichten, doch Dante war bereits neben ihr und schlang die Arme um sie, um ihr zu helfen. Seine Hände fühlten sich heiß an. Schmerz durchfuhr sie, und sie hielt den Atem an.
    »Was

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