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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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menschlichen Schrecken erinnerte, denen sie begegnet waren, seit sie Prekine betreten hatten. Der Rausch des bevorstehenden Kampfes erfüllte Keren, und als die heranstürzenden Bestien nur noch wenige Meter entfernt waren, sprang sie zur Seite bis dicht an den Rand des Flusses. Zwei Bestien schwenkten in großer Hast in ihre Richtung ab, und die erste, eine groteske Mischung aus Hund und Krähe, heulte auf, als sie sich auf Keren stürzte. Im nächsten Moment fiel sie kreischend zu Boden und wand sich, während ihre Eingeweide aus ihrem gespaltenen Unterleib hervorquollen. Keren wirbelte zu dem zweiten Angreifer herum, einem ausgemergelten Wolf, aus dessen Schulterblättern der Kopf einer Wildkatze ragte. Fauchend und kreischend griff das Biest an. Keren wich ihm aus und wollte die wolfartige Kreatur enthaupten, rutschte jedoch auf den nassen Steinen des Flusses ab und verlor ihr Gleichgewicht. Sie taumelte zurück und wäre dem Tier zum Opfer gefallen, wenn es nicht ebenfalls abgeglitten wäre. Noch während es um sein Gleichgewicht rang, trat Keren dichter heran und schlitzte ihm mit einem raschen Schlag die Kehle auf. Es brach zusammen und wand sich in krampfhaften Zuckungen, während sein Blut das Wasser rot färbte.
    Schweratmend wandte sich Keren um und sah Orgraaleshenoth in menschlicher Gestalt. Bis zu den Knöcheln in seine Robe gehüllt wehrte er mit einem bösartigen Grinsen um die schmalen Lippen ein halbes Dutzend Angreifer ab, während vor seinen Füßen bereits zahlreiche tote Bestien lagen. Sie umschwärmten ihn, schnappten und kreischten, und wichen zurück, als der Prinz der Dämonenbrut zu einem weiteren Hieb mit seiner Klinge ausholte, einem langen, geraden Zweihandschwert. Keren widmete sich einem anderen Tier, einem Bären mit Schlangenköpfen auf dem Rücken, und als es nach einem hart geführten Schlag zu Boden polterte, wichen die anderen angstvoll zurück. Keren wurde von Blutdurst gepackt, lachte und schrie, während sie auf die flüchtenden Kreaturen einhieb. Sie schlitzte einer mit einem einzigen Hieb die Brust auf, hackte einer anderen die Beine unter dem Leib weg und wollte gerade den restlichen nachsetzen, als sie plötzlich nach Luft rang. Der Würgegriff um ihren Hals wurde fester, und alles verschwamm vor ihren Augen, während sie verzweifelt nach Luft japste. Sie fiel auf die Knie und bewegte die Lippen in lautlosem Flehen.
    »Selbstbeherrschung, Kind der Erde«, hörte sie die Stimme der Dämonenbrut. Der Prinz stand vor ihr und wischte mit einem Büschel Gras das Blut von seinem Langschwert. »Selbst in der Hitze des Gefechtes bedarf es deines vollkommenen Gehorsams. Disziplinlosigkeit ist mir nicht von Nutzen.« Der schreckliche Griff lockerte sich, und Keren sog gierig die ersehnte Luft ein. Tränen traten ihr in die Augen, als sie hustete und ihre ausgetrocknete Kehle sie beinahe erstickte. Sie atmete tief und laut und schluckte, um Speichel in ihrem Mund zu erzeugen. Orgraaleshenoth ging weiter, und sie wischte sich wütend die Tränen aus den Augen, sprang auf die Füße, hob ihr Schwert auf und eilte hinter ihm her.
    Unter dem grauen Nachmittagshimmel folgten sie dem Pfad, der sich tiefer nach Prekine hinein schlängelte. Regenschauer peitschten auf sie herab und hinterließen einen bitteren Geruch in der Luft. Einmal suchten sie Schutz unter einem überwachsenen Spiralblatt-Baum, und während sie auf das Ende des Wolkenbruchs warteten, erblickte Keren ein Nest im Laub. Zwei zerbrochene Eier lagen darin, und daneben ein toter Jungvogel. Jetzt erst wurde ihr bewusst, dass sie seit zwei oder sogar drei Tagen keinen einzigen Vogelschrei gehört hatte. Vielleicht war sie nur zu verzweifelt gewesen, um darauf zu achten.
    Die Hügel stiegen an, und die Hänge erstickten beinahe unter Stechginster und dornigen Kletterpflanzen. Ihr Ziel jedoch, der Oshang Dakhal, rückte immer näher. Es war ein grober Halbkreis aus Gipfeln und Bergrücken, der sich von niedrigen, runden Hügeln im Norden bis zu einer Gruppe schroffer Klippen und zerklüfteter Höhen im Süden erstreckte. Dort hatte vor fast zweitausend Jahren Kaiser Orosiada die Gründung der Zirkel angeordnet, aus denen sich die Akademie der Zauberer entwickelt hatte, Trevada. Keren hatte diesen Ort nur einmal besucht, im Alter von zwölf Jahren, als sie ihre Eltern auf einer Pilgerreise begleitete, und in ihren Erinnerungen drängten sich hauptsächlich Menschenmassen über eine lange Straße, die in vielen Windungen zu den

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