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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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und der Kriegshorde zurückgeschickt, während Yasgur den Heerflügel weiter trieb. Das Misstrauen zwischen ihm, seinen Ratgebern und ihren wenigen eingeschworenen Getreuen auf der einen und den zweihundert oder mehr Kriegern des Klingen- und Blutfaust-Clans sowie ihren Schamanen auf der anderen Seite wurde zu einem wahren Abgrund.
    Eine weitere Bürde wurde Yasgur am frühen Abend auferlegt, als ein blutüberströmter Reiter aus Besh-Darok eintraf und berichtete, dass die Stadt sich in der Hand des Feindes befand. Yasgur schickte sofort berittene Boten zu den beiden Flügeln seiner eigenen Armee aus, und brach zur Stadt auf. Kurz darauf kehrte einer von ihnen mit seinem alten Ratgeber Atroc zurück, der die bessere Kunde brachte, dass die Armee, die er nach Sejeend geschickt hatte, kehrtgemacht hatte und knapp zwei Stunden vor Besh-Darok stand.
    Sie ließen die weite Ebene von Kaien hinter sich und folgten der Straße, die sich durch die bewaldeten Hügel westlich der Stadt schlängelte. Auf diesen Hügeln lagen verstreute Dörfer und Weiher, die Gilly noch von seinen Reisen in Mazarets Auftrag kannte. Das Land wurde seit Urzeiten bebaut und teilte sich in Parzellen auf, in Felder, Gehöfte, Obstplantagen und Landsitze mit eigenen Wäldern und Gärten. Die Kundschafter kamen und gingen, und einige meldeten Begegnungen mit Gruppen kriegerischer Wächter, deren Feindseligkeit jedoch rasch erlosch, wenn sie Yasgurs Banner erkannten. Besh-Darok lag noch etwa eine Stunde entfernt hinter einer Hügelkette verborgen, doch sie konnten den flackernden Schimmer über der Stadt erkennen. Während sie sich der Stadt näherten, dachte Gilly an Flucht. Es konnten nur die Ordensritter und Jäger Kinder sein, die jetzt Besh-Darok hielten, und Gilly wollte unbedingt zu ihnen stoßen, auch wenn Yasgurs Armee in Kürze die Festungen stürmen würde.
    Allerdings stand die Aussicht auf ein Entkommen schlecht, solange sechs Mogaun-Krieger ihn mit einem Eifer bewachten, der sich aus boshafter Freude speiste, beinahe so, als hofften sie, er würde ihnen einen Vorwand liefern, sich auf ihn zu stürzen. Atroc hatte ihn kurz nach seinem Eintreffen näher über seine Wächter informiert.
    »Der mit dem Speer soll eingreifen, falls Ihr die beiden Reiter direkt neben Euch übertölpelt«, erklärte der alte Mogaun nüchtern. »Der mit dem Bogen kommt zum Einsatz, falls der Speer fehlgeht, und die beiden ohne Rüstung werden Euch jagen, wenn ihr gerissen genug seid, dem Rest zu entkommen.« Atroc hatte Gilly nicht einmal unfreundlich angegrinst und ihm auf die Schulter geklopft. »Daran könnt Ihr sehen, Südmann, wie sehr wir Eure Gesellschaft schätzen.«
    Sie gelangten mitten in der Nacht an die Stelle, an der die Straße auf einen Bergkamm stieß. Der steile Hang vor ihnen war von Bäumen, Dornen und Schatten überwuchert, aber die Straße bog davor nach rechts ab und blieb auf ebenem Grund. Gilly betrachtete die Wand aus dichtem Unterholz und versuchte, Einzelheiten zu erkennen. Waren da nicht zwei alte Schmugglerpfade, die über den Kamm führten? Wenn er einen zwischen den Schatten erkennen konnte und ihn erreichte, ohne einen Speer oder einen Pfeil in den Rücken zu bekommen, vermochte er jeden Verfolger in diesem Dickicht abzuschütteln. Er ritt bereits auf der dem Kamm zugewandten Seite der Kolonne, während Ghazrek mehr als eine Armlänge rechts von ihm ritt. Der Trick war, Ghazrek zwischen sich und die aufmerksamen Krieger zu bringen, oder vielleicht einen Sturz vorzutäuschen …
    Ein Ruf ertönte vor ihnen. Yasgur hob die Hand und verlangsamte das Tempo, als einer seiner Kundschafter aus dem Dunkel heranritt. Einer von Yasgurs Dienern mühte sich mit einer Blendlaterne ab, während der Prinz und Atroc sich leise flüsternd mit dem Kundschafter berieten. Im gedämpften, gelblichen Licht der Laterne sah Gilly, wie der Späher Yasgur ein Tuch reichte, der es kurz auseinander faltete, es einen Moment musterte und dann in seine Satteltasche schob. Im nächsten Moment führte Yasgur den Heereszug in vollem Galopp hinter dem Kundschafter her, der den Weg zurückritt, den er gekommen war. Gilly musste sein Pferd anspornen, um mit Ghazrek mitzuhalten, der ihm einen finsteren Blick zuwarf, während die anderen Mogaun Gilly eng umschlossen. Er fluchte innerlich, denn bei dieser Geschwindigkeit konnte er die geheimen Schlupflöcher im Dickicht unmöglich erkennen.
    Nach einer Meile wurde der Heeresflügel wieder langsamer, als der Kundschafter

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