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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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auf einen schmalen Pfad einbog, der auf den steilen Kamm führte. Vor Gilly waren Yasgur und Atroc in ein leises, aber lebhaftes Gespräch vertieft, das sie abrupt beendeten, als Gilly und die anderen Reiter näher an sie herankamen. Interessant, dachte der Händler.
    Das Dickicht auf dem Hügel war mit giftigem Hundeefeu und Mauerdorn bewachsen, und zwischen den Bäumen war es kalt und klamm. Der Pfad führte über zwei Bäche und um einen Felsen, bevor der Hügelkamm in Sicht kam. Hier hatte einmal ein Fort gestanden, wovon umgestürzte Mauerreste kündeten, die von der Zeit glattgeschliffen und mit Moos bedeckt waren. Vermutlich war die ganze Umgebung einmal gerodet gewesen, doch im Lauf der Jahre hatten das zähe Gras und Büsche das Gelände wieder in Besitz genommen, bis hin zu dem undurchdringlichen Wald, der jedoch erst viele Schritte entfernt begann.
    Zwischen den Ruinen brannten Fackeln, deren Schein einige Gestalten beleuchtete, als das Heer eintraf. Yasgur und Atroc stiegen ab, und die anderen folgten ihrem Beispiel. Beinahe zweihundert Reiter versammelten sich in einem weiten Halbkreis und beobachteten sie. Sechs mit Kapuzen verhüllte Mogaun, Mitglieder von Yasgurs Spähern, traten vor und zwangen ihre Gefangenen, sich vor sie zu knien. Als Yasgur auf sie zutrat, musterte Gilly die knienden Männer. Es waren alles Jünglinge kurz vor dem Eintritt in das Mannesalter. Sein Blick blieb an einem hängen, der ihm irgendwie bekannt vorkam. Er war blond, und seine Miene verriet Würde ebenso wie Verzweiflung. Plötzlich erkannte er ihn, und die Gewissheit löste Bestürzung in ihm aus. Bei dem Jungen handelte es sich um Tauric, dem Erben des Thrones. Was machte er außerhalb von Besh-Darok, wenn Mazaret und die anderen die Stadt kontrollierten? Und warum hatte man ihm den amputierten Arm so grausam auf den Rücken gebunden?
    Yasgur schleifte das Tuch, welches ihm der Späher gegeben hatte, offen hinter sich über den Boden, während er auf Tauric zuging. Es war eine weiße Fahne mit dem Symbol des Vater-Baumes, das Wahrzeichen eines gefallenen Kaisers und eines untergegangenen Reiches. Als Yasgur vor Tauric stehen blieb, bedeutete er ihm mit seiner freien Hand, aufzustehen. Eine erwartungsvolle Stille lag über den Ruinen, und Gilly überlief es kalt bei dieser Szenerie.
    »Ich habe von Eurem Arm gehört«, sagte Yasgur. »Ich will ihn sehen.«
    Er nickte, und einer der Späher durchtrennte Taurics Fesseln und hielt seinen rechten Arm hoch. Der braune Ärmel und der Handschuh wurden abgestreift und enthüllten einen Arm, der vom Ellbogen bis zu den Fingerspitzen metallisch glänzte. Die Zuschauer murmelten aufgeregt und machten abwehrende Gesten gegen Zauberei, während Gilly verblüfft zuschaute.
    »Eine großartige Arbeit«, erklärte Yasgur. »Ist sie magisch?«
    »Ich …« Tauric stammelte. »Ich weiß es nicht.«
    Als Gilly Yasgur beobachtete, glaubte er, eine Spur von Unsicherheit in dem strengen Gesichts zu erkennen und fragte sich, ob der Prinz wusste, wer Tauric war.
    »Ihr riskiert viel mit einem solchen Arm«, erklärte Yasgur und hob die Fahne an. »Und damit.« »Manchen liegt das Risiko im Blut«, erwiderte Tauric ruhig.
    »Haben Eure Truppen deshalb meine Stadt genommen?«
    »Es ist kein Verbrechen, sich wiederzuholen, was einem gestohlen wurde!«
    Yasgur lächelte, als würde ihn diese Antwort befriedigen, und Gilly hatte den Eindruck, als tauschten die beiden sogar einen Blick stummen Einverständnisses.
    »Jetzt muss ich entscheiden, was mit Euch geschieht«, sagte Yasgur. »Ich könnte Euch zum Rat der Häuptlinge schicken, der gewiss nicht allzu freundlich mit Euch umspringen würde. Oder ich überstelle Euch den Akolythen in ihrer Festung, die Euch noch viel schlimmer zusetzen werden. Oder aber ich foltere Euch eigenhändig.«
    Die versammelten Krieger lachten. Gilly zitterte heftig vor Furcht.
    »Aber würde das die Rückeroberung meiner Stadt einfacher gestalten?«, fuhr Yasgur fort. »Würde es meine Untertanen schützen, die bereits so sehr unter diesem Aufstand gelitten haben? Nein. Besh-Darok gehört mir …« Er ballte die Faust und deutete dann auf Tauric.»… so wie auch Ihr mir gehört.« Yasgur schaute sich um, und trotzte den Blicken der Klingen-Krieger und Blutfäuste. »Ich habe entschieden, was geschehen wird«, sagte er. »Diese drei werden mit einer Nachricht an ihre Gefährten in die Stadt zurückgeschickt. Die Kaiserlichen sollen Besh-Darok innerhalb einer Stunde

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