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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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künstlichen Hand einen Hieb ins Gesicht, der ihn zu Boden warf.
    Hegroun verlor den Speer, aber er war noch in der Lage, dem Jungen die Beine unter dem Körper wegzutreten. Tauric fiel rücklings in den Staub, und Hegroun sprang auf und stellte sich lachend über ihn.
    Gilly rannte so schnell er konnte auf den Häuptling zu. Gleich hab ich dich! dachte er grimmig. Noch ein paar Schritte …
    Dann passierten zwei Dinge gleichzeitig. Ein großer dunkler Schatten stürzte von der Seite auf Hegroun zu. Ein Reiter rammte den Häuptling in dem Moment, als ein schweres Gewicht auf Gilly landete und ihn zu Boden warf.
    »Ich habe dir doch gesagt, wie sehr wir deine Gesellschaft schätzen«, keuchte ihm eine vertraute Stimme ins Ohr, während Gilly mit dem Gesicht im Staub lag. Aus den Augenwinkeln sah er, wie der Reiter Tauric hinter sich auf das Pferd zog. Dann traf ihn ein Schlag auf den Hinterkopf, und es wurde dunkel um ihn her.
    Byrnak stand auf dem sumpfigen Boden an einem Fluss neben einer leeren, dampfenden Grube, während Ystregul hinaus in die Nacht starrte. Sie hatten das Drama beobachtet, das sich auf dem Kamm in der Nähe von Besh-Darok abspielte, und da die drei anderen Schattenkönige nicht mehr zugegen waren, staunte Byrnak über Ystreguls Fassung angesichts dessen, was auf dem Kamm passiert war.
    »Der Junge hat Glück mit seinen Verbündeten«, sagte er. »Einer solchen Falle zu entkommen …« »Davon verstehst du sicher einiges«, versetzte Ystregul schneidend.
    Byrnak knirschte bei dieser Bemerkung mit den Zähnen, beherrschte jedoch seine Wut. »Es ist eine Schande, dass dein Diener dumm genug war, ihn davonkommen zu lassen. Ich hoffe, die anderen sind nicht so … unzulänglich.«
    Der Schwarze Priester drehte sich um und sah ihn feindselig an. »Lebendig war Hegroun ein gewöhnlicher Mensch. Außerdem, wohin soll der Junge sich wenden, wenn nicht in die Stadt? Und die wird noch vor Ende der Nacht wieder in unserer Hand sein.«
    »Das haben deine Akolythen dir versprochen«, erwiderte Byrnak. »Kannst du dir dessen auch sicher sein?«
    »Ich bin mir jeder Einzelheit sicher, jeden Gliedes in der Kette. Sie wird nicht brechen.« Er hob seine Hand und deutete auf Byrnak. »Hüte dich, meine Geduld auf diese Weise zu prüfen. Ich lasse mich nicht verspotten.«
    Ystregul drehte sich um und ging zu seinem Pferd zurück, begleitet von seinem kleinen Gefolge aus Akolythen und Dienern, von denen zwei einen geschwächten Schamanen mit sich trugen, der sich offenkundig im Delirium befand. Byrnak zeigte sein verächtlichstes Lächeln. Er hatte genau beobachtet, wie sie das konische Loch aushoben, Muster darum herum auslegten, und sich dann hineinstellten, eingehüllt in diesen grellen, grünen Schein, der aus dem Loch kam, und von dem Dampf verhüllt wurden, den die Hitze ihrer Zauberei erzeugte. Mit metallenen Stäben hatten sie die rächenden Geister hervor gelockt, die sich wie ein winziger Schwärm brennender, grüner Perlen erhoben. Schließlich hatten sie die Geister zu dem offenen Mund des betäubten Schamanen dirigiert, in dessen Schlund sie rasch verschwanden.
    All dies hatte Byrnak beobachtet und sich mit einem unbekannten Instinkt und einer verborgenen Fähigkeit jeden einzelnen Schritt gemerkt, und sie in seinem Verstand zusammengefügt, bis er den Zauber verstand. Der Schamane war mit einem der beiden Hexer verbunden, der Yasgur begleitete. Der eine war der Eingang, der andere der Ausgang. Er erinnerte sich an eine Bemerkung von Obax. Die Akolythen, hatte er gesagt, sind Künstler der Seele und fähig, den Geist eines Menschen wie einen Edelstein zu schleifen, ihn zu schneiden, zu polieren und ihn sogar aus dem knirschenden Kies eines Grabes neu zusammen zu setzen.
    Als er jetzt über den schlammigen Boden zu seinem Pferd zurückging, gewann die hartnäckige Behauptung Des Verborgenen, dass Ystregul genau beobachtet werden musste, eine neue Dringlichkeit. Byrnak wusste bereits, welche Clan-Häuptlinge zu dem Schwarzen Priester gehörten, und welche vielleicht zu ihm überlaufen würden, aber von seinen Absprachen mit den Akolythen wusste er so gut wie nichts. Paktierte Ystregul mit dem ganzen Orden oder nur mit einigen von ihnen? Byrnak stieg auf sein Pferd, wickelte die Zügel um seine Hand und hörte den Gesängen der Reiter zu. Es waren einfache Worte, die zum Rhythmus des Galopps passten. Er lächelte und warf einem Soldaten seiner Leibwache einen Blick über die Schulter zu.
    »Gib das weiter:

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