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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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ihren Kerkern. Und schließlich hörte sie Schritte …
    Sie öffnete die Augen und sah den Prinzen der Dämonenbrut, Orgraaleshenoth. Er hatte wieder die großgewachsene, hochmütige Gestalt von Raal Haidar angenommen, und war wie Keren von einer Aura umgeben, welche die Umgebung erhellte.
    »Ich habe dem Lied im Stein gelauscht.«
    »In allem schwingen Lieder«, erwiderte die Dämonenbrut.
    »Dennoch, so scharf ich auch hingehört habe, konnte ich weder das Kristallauge noch etwas, was auch nur ähnlich klang, vernehmen.«
    Orgraaleshenoth nickte. »Das Auge wurde so geschaffen, dass es sich kunstvoll vor magischer Wahrnehmung zu schützen vermag, indem es seine Macht und seine Eigenschaften verbirgt. Zudem ist es in der Lage, sich selbst zu verteidigen, indem es jede Art von Magie, die gegen es gerichtet wird, innerhalb eines bestimmten Bereiches aufhebt.« Er lächelte schwach. »Eine Qualität, die ich soeben erst bestätigt fand. Doch Trevada ist von dem Einfluss der Akolythen durchdrungen, und nachdem ich eine gewisse subtile Abwesenheit von Macht gesucht habe, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass sich das Auge in einem Turm hoch über der Erhabenen Basilika befinden muss.«
    »Wie kommen wir dorthin?«
    Er deutete auf den Weg, der vor ihnen lag. »Der Gang führt durch eine leere Höhle und unter dem Boden der Basilika hinweg, bis er in einer Kammer hinter dem Altar an die Oberfläche mündet. In der Nähe befindet sich eine Treppe, die in den Turm führt.«
    Keren wartete, dass er sich umdrehte und voranging, doch er rührte sich nicht.
    »Willst du dich ausruhen?«, fragte sie.
    Die Dämonenbrut schaute sie mit undurchdringlichen, blauen Augen an. »Nein. Bevor wir jedoch weitergehen, muss ich mein Versprechen erfüllen, und dir deine Knochen und dein Fleisch wiedergeben, damit du wirst, was du warst.«
    Keren wich bestürzt zurück. »Aber du weißt doch, dass ich eine von euch werden und mit dir zurückkehren will!«
    »Nur, weil ich dich eine Weile zu meiner Dienerin gemacht habe.« Er lächelte frostig und hob die Hand. »Wir sind Dienende, wir erschaffen keine Diener.«
    »Warte …«
    Die Veränderung fühlte sich an wie eine Flutwelle, die ihren ganzen Körper durchlief. Keren schrie auf, taumelte gegen die Felswand und nahm vage wahr, wie die scharfen Steine ihre Haut aufrissen. Zitternd hielt sie sich aufrecht, als die Welle über ihr zusammenschlug und jeden Winkel ihres Seins durchflutete. Die Wahrnehmung ihres Körpers brachte höchst unwillkommene Empfindungen mit sich. Sie hatte Kopfschmerzen, ihr Magen brannte, und sie hatte sich einen Muskel in ihrer Schulter gezerrt.
    »Die Macht, die ich dir gegeben habe, besitzt du noch immer«, fuhr Orgraaleshenoth fort. »Kannst du sie spüren?«
    Keren nickte langsam. Die Macht summte wie ein tiefer, einzelner Ton in ihr, der klarer wurde, als die körperlichen Empfindungen an Intensität verloren. Keren versuchte, sich ins Gedächtnis zu rufen, wie sie vorher gewesen war, und erinnerte sich an die äußerliche Taubheit, an die Stimmen in ihrem Innersten. Sie empfand große Stärke. Und ebenso große Einsamkeit.
    »Dein Körper ist wieder, wie er war, deine geistige Essenz jedoch hat sich für alle Ewigkeit verändert«, erklärte der Dämonenprinz. »Selbst wenn du dich entscheidest, hier zu bleiben, wirst du immer eine Verwandtschaft zum Reich der Ruinen verspüren.«
    »Ich möchte immer noch mit dir dorthin gehen.«
    »Dann komm.«
    Er drehte sich um und lief weiter. Keren folgte ihm.
    Die Horde der Mogaun stürmte durch die Nacht auf Besh-Darok zu und ließ eine Spur der Zerstörung hinter sich zurück. Zäune und Hütten fielen den Flammen anheim, Felder und Gärten wurden zu schwarzer Erde verbrannt, Geschäfte geplündert und jeder Widerstand erbarmungslos niedergeschlagen.
    Byrnak schaute über die Schulter auf die große, dunkle Masse von Reitern zurück, deren Banner im Wind flatterten, und die ihre Fahnen schwenkten. Einige trugen sein eigenes Emblem, Sonne und schwarzes Schwert, und er lächelte. Die Horde war seit ihrem Aufbruch aus Arengia angewachsen und zählte jetzt mehr als vierzehntausend Reiter. Die bloße Wucht dieser Streitmacht rief ein wildes Entzücken in ihm hervor, das jedoch vom Gedanken an Ystregul gedämpft wurde.
    Wenn er an den anderen Schattenkönig dachte, verwandelten sich seine Gedanken in glühenden Abscheu. Obwohl Byrnak zum General der Horde bestimmt worden war, hatte man die Armee geteilt. Byrnak führte den

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