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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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rechten Flügel, Ystregul ritt an der Spitze des linken, und beide Heeresflügel bestanden aus ihren jeweiligen Gefolgsleuten, während andere Stämme das Zentrum sowie die Nachhut bildeten. Zwar hielten die großen Clans der Rotklauen und des Schwarzmonds Byrnak die Treue, was ihm zahlenmäßige Überlegenheit sicherte, doch mit Ystregul ritten viele Schamanen, die eiligst von seinen getreuen Akolythen in die Geheimnisse des Brunn-Quell eingeweiht worden waren. Byrnak wandte sich an Obax, der neben ihm ritt, und begegnete dem Blick seiner blassen, weißen Augen.
    Eure Bestürzung ist Euch deutlich anzusehen, mein Gebieter. Sind es die Schliche des Schwarzen
    Priesters, die Euch bekümmern?
Die Gedankensprache des Akolythen klang wie ein sanftes Wispern in seinem Kopf, und war dennoch lauter als der donnernde Hufschlag der galoppierenden Horde.
So ist es,
erwiderte er.
Und meine Gedanken kehren immer wieder zu deinen Brüdern zurück, die ihm so eilfertig helfen.
    Obax wirkte unbehaglich.
Großer Gebieter, jeder Schattenkönig trägt ein Bruchstück unseres Gottes, und wir haben Vertrauen in die Willensstärke des Herrschers des Zwielichts. Es ist Eure Aufgabe und unsere Bürde, dem Ganzen zu dienen.
    Und, dienst du mir, indem du mit den anderen Akolythen redest und Ystreguls Pläne offen legst? Ich habe mit ihnen gesprochen, Gebieter, aber ich konnte nichts Schlüssiges in Erfahrung bringen. Nichts Schlüssiges…
Byrnak verbarg seine Verachtung nicht.
Ist es vielleicht möglich, dass Ystregul deine Brüder auf seine Seite gezogen hat, und dass sie jetzt an ihn glauben?
    Obax wollte antworten, als plötzliche Schreie Byrnaks Aufmerksamkeit ablenkten. Er zügelte sein Pferd und schaute nach Norden, in die Richtung, in die viele Krieger zeigten.
    Der ganze linke Flügel der Horde schwenkte zu einem hohen Hügelkamm etwa eine Meile vor Besh-Darok ab. Es handelte sich um den Kamm, auf dem Yasgur vom Geist seines Vaters unterjocht worden war. Dieses Manöver war vorher nicht vereinbart worden, weder durch Boten noch durch Zeichen. Byrnak hätte vor Wut am liebsten Ystreguls Kehle gepackt und ihn gewürgt. Aber er kontrollierte seinen Zorn und winkte einen seiner Offiziere heran.
    »Wir schwenken ab«, sagte er, als wäre es vorher beschlossen worden. »Gebt die Befehle an die anderen Häuptlinge weiter.« Dann drehte er sich zu Obax herum. »Folge mir!«
    Ohne innezuhalten gab er seinem Ross die Sporen und galoppierte an den Stämmen vorbei. Speere und Banner wurden geschwenkt, und lauter Jubel brandete auf, als Byrnak vorüberritt. Als er sich mit Obax der Spitze des linken Heeresflügels näherte, spaltete sich auch dort eine Gruppe von Reitern ab und kam ihnen entgegen. Beide Fraktionen ritten langsam aufeinander zu und musterten sich aus einiger Entfernung.
    Die andere Gruppe bestand aus fünf Personen, vier Akolythen und Flegros, dem Häuptling des Steinwolf-Clans. Sein langes Haar wehte offen im Wind, er hatte seine Augen mit Ruß geschwärzt und trug einen langen, roten Mantel über seinem Lederharnisch und dem Kettenhemd. Er verneigte sich im Sattel, die schwarz gekleideten Akolythen dagegen blieben reglos sitzen und starrten Byrnak nur an. »Im Auftrag unseres Herrn bitte ich den Großen Gebieter Byrnak aufrichtigst um Vergebung.« Jedes Wort von Flegros troff vor Verachtung. »Aber es wurde als notwendig erachtet, dass wir auf jenem Kamm rasten, damit die Schattenkönige sich versammeln, um sich auf die bevorstehende Schlacht vorzubereiten.«
    »Davon wurde zuvor nichts gesagt«, knurrte Byrnak, der jeden Moment seine Beherrschung zu verlieren drohte.
    Flegros zuckte mit den Schultern. »Es wurde angenommen, dass Ihr die Lage sofort begreifen und entsprechende Befehle geben würdet, großer Gebieter. Was ja auch der Fall ist, wie ich sehen kann.«
    Ja, dachte Byrnak. Ich verstehe sehr wohl, wer sich hier für den Herrn hält. Er stellte sich vor, wie er Flegros zu einem Haufen rußiger Knochen verbrannte und musste gegen den Drang ankämpfen, den Mann auf der Stelle niederzuschlagen.
    »Erinnert den Schwarzen Priester daran, dass der Angriff auf die Stadt bald beginnen muss«, presste er zwischen den Zähnen hervor. »Bevor Hegroun alles abschlachtet, was sich darin befindet.« »Das dürfte wohl unwahrscheinlich sein«, gab Flegros zurück. »Yasgurs Auge-im-Dunkeln hat es fertig gebracht, Hegroun auszutreiben und den Prinzen zu befreien.«
    Byrnak fletschte die Zähne zu einem wölfischen Grinsen. »Ein

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