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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Fluten. Bald tauchte ein dunkles Gebäude aus der Finsternis auf, und als er sich ihm näherte, begannen die Außenwände zu leuchten. Sie waren dick und aus grobem Stein, mit vielen kleinen Fenstern, die ohne Sinn und Zweck eingefügt schienen. Gilly schaute hindurch und sah andere Mauern dahinter sowie viele weitere Öffnungen. Es handelte sich um ein Labyrinth. Er suchte nach einem Eingang und bemerkte ein schwaches Glühen und Bewegungen in dem Gebäude. Als er die Pforte gefunden hatte, eine Schwarzglänzende Tür, wurde das Leuchten heller und die Bewegungen kamen näher.
    Er wartete und beobachtete und sah schließlich Yasgur, der sich gegen eine Horde schlangengleicher Schatten zur Tür durchkämpfte. Gilly wollte ihm helfen, hob seinen roten Schlüssel an die schwarze Tür, und sie schwang auf. Er schoss hinein, packte den ermatteten Yasgur am Arm und zerrte ihn aus dem Labyrinth. Die aschfarbenen Schlangenwesen stürzten sich auf ihn, doch wenn er sie berührte, kreischten sie und lösten sich auf.
    Nachdem sie aus dem Labyrinth entkommen waren, schwebten sie rasch zur Oberfläche zurück, wo sie frische Luft in ihre Lungen pumpten, während über ihnen ein Sturm toste. Die Flut kam, und riss Hegrouns gigantische Gestalt mit sich. Als sie an den Strand wateten, hörte Gilly ein Geräusch hinter sich. Er drehte sich um und sah eines der Schlangenwesen, das sich aus dem Wasser aufbäumte. Es trug Hegrouns Gesicht.
    »Du hast dir am heutigen Tag einen Todfeind geschaffen, Sohn des Fuchses!«, zischte das Wesen und griff ihn an …
    Eine Woge von Empfindungen stürzte auf ihn, als er sich in dem Wagen wieder fand. Neben ihm kauerte ein abgehärmter Yasgur, der ihn an der Schulter rüttelte.
    »Dank dem Geist der Leere, er ist wieder unter uns!« Yasgur starrte Gilly in die Augen. »Atroc hat mir berichtet, dass Ihr mir geholfen habt. Ich werde nie vergessen, was Ihr heute für mich getan habt. Niemals!«
    Gilly sah Atroc an, der seinen Blick mit einer nachdenklich amüsierten Miene erwiderte. Gillys Fesseln waren gelöst, und er rieb sich das Gesicht, während er überlegte, was er darauf antworten sollte.
    »Pflicht und … Ehre haben nicht weniger von mir verlangt, Mylord«, meinte er schließlich. »Wie auch von mir«, erwiderte Yasgur grimmig. »Ich weiß, wer meinen Vater aus seinem Grab gerufen und ihn auf mich gehetzt hat. Ich kenne ihre Namen und werde sie verfolgen, ganz gleich, welche Macht sie besitzen. Selbst böse Hexerei wird meine Rache nicht aufhalten.« Er betrachtete Gilly. »Ich muss einen Waffenstillstand mit den Aufständischen schließen, und das möglichst schnell. Werdet Ihr als mein Unterhändler fungieren?«
    »Mit Freuden«, verkündete Gilly. »Sobald dieser gerissene alte Mann mir etwas gegen das Dröhnen in meinem Schädel gegeben hat.«
    Atroc schüttelte den Kopf, während er die Taschen an seinem Gürtel durchsuchte. »Er verträgt unseren Wein nicht. Dann befindet sich ganz eindeutig kein Mogaun unter seinen Ahnen.«

29
    Unter den Schatten der Nacht
Hissen die Toten die uralten Banner und
Lassen die Lebenden fallen und sterben.
Es kümmert mich nicht, denn ich bin die Erde
Und saufe mich satt.
    CALABOS, Der Schwarze Schrein, Kap. 11,vi
    Die Luft in dem steinernen Labyrinth der Prüfungen war kühl und abgestorben, für Keren jedoch schmeckte sie köstlich wie Wein. Sie genoss es, wie sie eisig durch ihren Mund und ihre Kehle floss und einen Schmerz in ihrer Brust auslöste, vor allem, wenn sie eine der Stationen durchquert hatte. Sie wusste nicht mehr, wie viele Abschnitte sie und Orgraaleshenoth auf ihrem langsamen Aufstieg überwunden hatten, sondern konzentrierte sich stattdessen auf die noch vor ihr liegenden Prüfungen. Sie lachte finster. Nicht dass die letzten Stationen eine besondere Schwierigkeit bedeutet hätten, denn sie war stärker geworden, während sie voranschritten, die Barrieren dagegen wurden ständig schwächer. Oh, wie die Stimmen der Macht in ihr sangen!
    Keren trat an eine Wand, drückte ihre Hände gegen die raue Oberfläche und ließ ihre Sinne in den Stein sinken. Schon bald fühlte sie das straffe Gespinst der uralten Energien, welche die aufgetürmte Masse des Oshang Dakhal durchzogen, und hörte, wie der Fels selbst sang. Sie hörte den Nachtwind stürmen und Klippen und Felsnadeln abtragen, vernahm den Schwingenschlag der Kreaturen der Akolythen, die aus ihren Höhlen kamen und sich in die Lüfte erhoben, sie lauschte dem Schmerz der Gefangenen in

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