Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
Vom Netzwerk:
auf den Boden. »Die Rache kann beginnen!«
    Abrupt verschwand alles um ihn herum, und einen Moment glaubte Gilly Cordale, man hätte ihm die Luft aus den Lungen gesaugt. Einen finsteren, schrecklichen Augenblick lang.
    Dann wurde es hell, und er rollte einen steilen, ausgedörrten und steinigen Abhang hinunter. Gilly versuchte verzweifelt, seinen Sturz aufzuhalten oder wenigstens zu verlangsamen, doch vergeblich. Als er schließlich am Fuß des Abhanges zum Halten kam, hatte er Staub und Erde im Mund, ihm war schwindelig und seine Kleidung war verdreckt und zerrissen. Fluchend spie er ein paar kleine Steinbrocken aus, rappelte sich auf und stellte fest, dass er sich am Boden eines ausgetrockneten Wasserlaufs befand.
    Er musste Keren und Suviel finden. Er wusste zwar nicht, welche Richtung er einschlagen musste, aber das dämonische Ungeheuer konnte ihn schwerlich allzu weit weggeschafft haben. Jedenfalls hoffte er das.
    Ein leises Trommeln erregte seine Aufmerksamkeit. Es wurde lauter, und jetzt erkannte er es: der Hufschlag von Pferden in vollem Galopp.
    Es könnten Reiter sein, dachte er. Vielleicht sind sie ja freundlich gesonnen. Allerdings war mein Glück in letzter Zeit ein wenig launisch …
    Dann tauchte eine Gruppe von Reitern hinter einer Kurve des Wasserlaufs auf. Sie ritten dicht nebeneinander und johlten bei seinem Anblick voller Freude.
    Mogaun. Nach einem kurzen Blick reagierte Gilly und versuchte, den Weg zurück zuklettem, den er hinuntergerollt war. Er hatte jedoch erst einige Meter zurückgelegt, als ein Stück des steinigen Bodens unter seinen Füßen nachgab und er in einem Sturzbach aus Erde wieder hinunterrutschte. Die Pferde waren schon sehr nah. Er fühlte die Vibrationen der donnernden Hufe auf dem Boden, und kam mühsam wieder auf die Füße. Die Reiter waren jetzt nur noch wenige Schritte entfernt und richteten ihre boshaften Blicke starr auf ihn.
    Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich ein hagerer, grauhaariger Mann auf, der in Pelze gehüllt war und den Reitern in den Weg trat. Er warf die Arme empor und stieß einen lauten Schrei aus. Die Pferde wieherten vor Schreck, einige bäumten sich auf und warfen ihre Reiter ab. Andere stolperten oder wurden von ihren Reitern gerade noch rechtzeitig zur Seite gelenkt. Der Mann blieb derweil anscheinend ungerührt von dem Chaos mit erhobenen Armen stehen.
    Als die Mogaun ihre Pferde wieder unter Kontrolle hatten, ließ der alte Mann seine Arme sinken, drehte sich um und musterte Gilly mit einem stechenden Blick.
    »Ich bin Atroc, Prinz Yasgurs Auge-im-Dunkeln«, erklärte er. »Ich habe dich erwartet, Gilly Cordale.«

13
    Zwischen den Schatten uralten Ruhms, und Schätzen, verzehrt von Feuer und Zorn, schreibt er seinen gesetzlosen Text, unter Himmeln, verschleiert von Geistern.
    AVALTI, Augronacs Klagelied
    Endlich tauchte das gewaltige Massiv des Arengia-Plateaus vor ihnen auf. Byrnak ließ sein Pferd noch einige Schritte hinter die Baumgrenze traben, bevor er es zügelte und den Anblick, der sich ihm bot, genoss. Ein dichter Wald umklammerte den Fuß des blanken, abweisenden Felsens, und Schwärme kleiner Vögel flatterten von einem Baumwipfel zum nächsten, auf der Suche nach Insekten oder Früchten. Während Byrnak zusah, stieß plötzlich ein großer, geflügelter Schatten aus dem Himmel. Er stürzte mitten in einen solchen Schwärm, packte zu und drehte ab, um seine Beute ungestört auf irgendeinem hohen, kahlen Ast zu verzehren.
    Byrnak grinste grimmig und lenkte seinen Blick nach Osten, auf der Suche nach einem Anzeichen für das Feldlager, seinem Ziel. Er war noch nie zuvor hier gewesen, doch alles, was sich seinen Augen darbot, weckte Erinnerungen in ihm. Hatte Hegroun hier vor und nach seiner letzten Schlacht vielleicht seinem Gott gedient? Vermutlich rührt daher meine Gewissheit, dachte Byrnak, dass dieser Pfad sich zwischen den niedrigen Hügeln gabelt. Ein Wegesarm bog nach Norden ab und mündete auf eine Straße, die aus Zentral-Yularia kam, der andere führte weiter nach Osten bis zu der breiten Heerstraße, welche die Fischerstädte von Mantinor mit Ebro'Heth verband. Außerdem lag kaum einen halben Tagesritt entfernt eine leicht zu verteidigende Klippe, ein idealer Ort für ein Nachtlager. Byrnak schnaubte verärgert über dieses Gefühl der Vertrautheit, das in seinem Bewusstsein kein Echo fand. Auf ihrem Ritt nach Norden durch Khatris waren ihm diese ständigen ungebetenen Erinnerungen allmählich lästig geworden. Der

Weitere Kostenlose Bücher