01 - Schatten der Könige
Clans, von denen die geschrumpften Köpfe ihrer besiegten Feinde herunterbaumelten. In den Barten und Mähnen der meisten dieser Männer schimmerte mehr Grau als Schwarz, und zweifellos waren sie schon mit Yasgurs Vater, dem großen Hegroun geritten, als er seine gewaltigen Horden gegen das Kaiserreich von Khatrimantine geführt hatte.
Yasgur. Byrnak hätte beinahe laut herausgelacht, als ihm der Grund für den ersten Teil der dunklen Pläne der Schattenkönige einfiel. Seine Laune verfinsterte sich jedoch, als ihm in den Sinn kam, was folgen würde, sobald sie sich des abtrünnigen Nachkommen von Hegroun angenommen hatten. Die beiden Parteien blieben einige Schritte voreinander stehen, und einer der Häuptlinge, ein großer, kräftiger Mann, trat vor und rammte mit einer einzigen Bewegung ein Zweihandschwert vor sich in den Boden. Sein langer Schnurrbart und der gegabelte Kinnbart schimmerten silbergrau bis auf die blau gefärbten Spitzen. Byrnak wusste, dass die Tradition von ihm verlangte, abzusteigen und sein eigenes Schwert ebenfalls in die zerstampfte Erde zu rammen. Statt dessen trieb er sein Pferd ein paar Schritte weiter, griff hinab und zog das gewaltige Schwert aus dem Boden. Ärgerliches Gemurmel erhob sich. Er hob die Klinge hoch über seinen Kopf, während er direkt auf die zehn Zelte auf der Klippe starrte.
Das wütende Geflüster ebbte ab und wich leisem Lachen und anerkennendem Nicken. Byrnak ließ das Schwert geschickt durch die Hand gleiten, bis er in der Mitte der Klinge wieder zupackte und die Waffe mit dem Griff voran seinem Besitzer reichte, dessen strenge Miene während dieses Schauspiels keine Regung gezeigt hatte. Jetzt jedoch fletschte der alternde Häuptling seine Zähne zu einem Grinsen, als er das Schwert in die Scheide schob und es einem Diener neben sich zuwarf, der unter dem Aufprall zurücktorkelte.
»Seid gegrüßt, Großer Schattenkönig. Ich bin Welgarak vom Schwarzmond-Clan«, sagte der Mann zeremoniell. »Möge dein Blut wallen, und deine Knochen seien aus Erz.«
»Eure Armee muss wohl gewaltig sein, wenn Ihr den Schwarzen Priester herausfordern wollt«, ergriff ein anderer Häuptling das Wort, ein kräftiger Mann mit einem gehörnten Helm auf seinem Haar. Es war zu langen Zöpfen geflochten, in denen Gold und kostbare Edelsteine funkelten. Er und seine Gefährten grinsten. »Und falls ich mich nicht allzu sehr irre, scheint sie auch noch unsichtbar zu sein!« Gelächter brandete auf, Byrnak jedoch rührte sich nicht und lächelte nur grimmig. »Warum sollte ich wohl jemanden herausfordern, den ich Bruder nenne?«
Gelächter und Grinsen erloschen. »Vergebt meinem Kusin Gordag«, dröhnte Welgarak und bedachte den stattlichen Häuptling mit einem finsteren Blick. »Zum Glück für den Rotklauen-Clan ist er mit der Klinge ebenso schnell wie mit dem Mund.«
Gordag schüttelte den Kopf, sodass die Gemmen in seinen Zöpfe aneinander stießen. »Ich sage das nur zum Wohle unserer Clans«, antwortete er Welgarak. »Und zu unserem Wohl, Kusin. Wir sollten erfahren, welche Absichten die Akolythen und Schattenkönige hegen, und warum sie uns Häuptlinge dazu drängen, ungeachtet unseres Ranges am Blutfest teilzunehmen.«
Alle sahen Byrnak an, doch der ließ seinen Blick über die Horden von Kriegern gleiten, die sich allmählich zerstreuten. »Ich sehe keine Banner und Schilde des Feuerspeer-Clans«, bemerkte er. Welgarak spie in den Staub. Hegroun war der Oberhäuptling des Feuerspeer-Clans gewesen, einen Rang, den nunmehr Yasgur bekleidete.
»Der Junge ist bisher nicht eingetroffen«, sagte er. »Noch hat er Kunde geschickt, ob er überhaupt kommen will.«
»Wäre er mein Sohn«, schnarrte Gordag, »würde ich ihn auspeitschen und aufknüpfen. Wäre ich …« »Hüte deine Zunge!«, fuhr Welgarak seinen Kusin an. Angespannt blickte er zu Byrnak empor. »Unsere Loyalität zu den Akolythen und Euch Schattenkönigen ist über jeden Zweifel erhaben. Was Ihr von uns verlangt, werden wir tun.«
Byrnak nickte. »Ich weiß. Es hat nach Hegrouns Tod keinen Obersten Kriegshäuptling mehr gegeben, habe ich recht? Aber ihr seid die Häuptlinge Eures Volkes, und wisst alles über eure Krieger, was des Wissens wert ist, richtig?« Er deutet auf einen älteren Mann mit einem kantigen Kinn, der das Fell eines Schwarzbären über den Schultern hängen hatte. Der Schädel des Tieres diente ihm als Helm. »Wie viele Fußsoldaten hast du und wie viele Berittene?«
Der Häuptling hätte beinahe
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