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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Wesen senkte den Kopf und richtete den Blick seiner glühenden, goldenen Augen über die Kluft hinweg auf sie.
    »Wie erfreulich, dass man sich meiner erinnert.« Seine Stimme war klangvoll und tief. »Warum bist du hier?«, rief Suviel wütend. »Wer hat dich gerufen?«
    »Weniger erfreulich ist jedoch dein Mangel an Respekt.« Einige der schwarzen Kreaturen wagten sich dichter an die Dämonenbrut, die sie mit einem kurzen Zucken ihres stachligen Flügels hinwegfegte. »Wisse, Gewürm, dass ich Orgraaleshenoth bin, Prinz der Israganthir, und Vergeltung übe!« Die Dämonenbrut deutete auf Suviel. »Ich werde bekommen, was du suchst, Weib. Ich hatte erwogen, dich für meine Pläne zu benutzen.« Er sah zu Keren herab, die schlaff in seinem Griff hing. »Doch jetzt erkenne ich, dass diese hier genügt.«
    Eine Gruppe schwarzer Gestalten griff die Dämonenbrut an und verbrannte zu Asche. »Du willst uns also vernichten«, erklärte Suviel mit erzwungener Ruhe.
    Über das unmenschliche Gesicht zuckte ein finsteres Grinsen. »Mitnichten! Es gibt weit bessere Möglichkeiten.« Er schaute zu den wolkenverhüllten Gipfeln der Klippen. »Eure Anwesenheit hier hat unwillkommene Aufmerksamkeit erregt. Gestatte mir, dass ich euch beide von diesem Ort entferne.« Er sah Gilly an. »Du zuerst. Genieße, was dir bevorsteht!«
    »Nein, wartet…!«, begann Gilly.
    Im nächsten Moment war sein Sattel leer. Suviel schluckte. Ihre Kehle war wie ausgedörrt, und sie wischte sich die schweißnassen Hände an ihrem Mantel ab, als sie sich zu der Dämonenbrut umdrehte. Keren wehrte sich immer noch vergeblich gegen den eisernen Griff, mit dem er sie gepackt hielt, und Suviel verlor bei diesem Anblick beinahe die Fassung. Im Namen der Erden Mutter !, dachte sie. Ich habe versagt!
    Das grausame Grinsen vertiefte sich. »Wohin ich dich sende, weiß ich genau.«
    Plötzlich versank alles um sie herum in Finsternis, und einige quälend lange Sekunden fürchtete Suviel, dass sie erblindet wäre, doch dann kehrte ihre Sicht langsam wieder zurück. Es war Nacht, und sie befand sich in einem Wald. Sie hockte auf feuchtem Laub unter einem dichten Blätterbaldachin, der nicht einmal den kleinsten Schimmer Sternenlicht hindurchließ. Sie stand auf, klopfte die verrottenden Blätter von ihrem Umhang und versuchte herauszufinden, wo sie sein mochte. Dann schössen ihr vor Schreck und Sorge die Tränen in die Augen, und sie vergrab ihr Gesicht in den Händen.
    Zitternd holte sie Luft, hielt einige Sekunden den Atem an, und ließ ihn dann langsam hinausströmen. Sie musste sich beherrschen, sonst war sie wahrhaftig verloren. Sie lehnte sich an einen moosigen Stamm und wartete, bis die beruhigende Stille des Waldes ihr Gemüt mit Frieden erfüllte. Dann hielt sie erneut den Atem an und lauschte regungslos mit geschärften Sinnen. Da waren Stimmen. Sie waren kaum zu hören.
    Vorsichtig tastete sie sich vorwärts. Dennoch stolperte sie mehrmals und stürzte, ging jedoch unbeirrt auf den schwachen Lichtschein zu, der zwischen dem dichten Blätterwerk glomm und immer deutlicher wurde. Schon bald sah sie auf einer kleinen Lichtung ein Lagerfeuer, um das sich mehrere Gestalten scharten. Vorsichtig hielt sie inne und betrachtete sie aus dem Schutz des dichten Unterholzes. Es waren fast ausschließlich Männer, bis auf eine Frau mit kurzem, blonden Haar und schlanker Gestalt. Suviel sah nur einen Teil ihres Gesichts, weil sie sich vorbeugte. Sie konzentrierte sich auf ihre Klinge, die sie auf den Knien balancierte und deren Schneide sie mit einem Wetzstein bearbeitete …
    Beinahe benommen vor Erleichterung über diesen vertrauten Anblick schob sie die biegsamen Zweige beiseite und wollte auf die Lichtung treten.
    Jemand packte sie und trat ihr die Füße weg. Suviel landete auf dem Boden, und ein scharfer Schmerz durchzuckte ihren rechten Arm.
    »Wer ist das?«, fragte die Frau am Feuer.
    »Ich bin ihr gefolgt«, erwiderte Suviels Angreifer. »Vielleicht ist sie ein Kundschafter.« »Nicht…«, keuchte Suviel. »Keren! Ich bin's …«
    Jemand packte sie grob und zerrte sie auf den Rücken. Männer umringten sie und starrten misstrauisch und abweisend auf sie herunter, bis sich ein anderes Gesicht in den Kreis drängte. Die Frau, Keren … Doch es war nicht Keren. Sie betrachtete Suviel und schien sie zu erkennen. Ein Ausdruck wilder Genugtuung huschte über ihr Gesicht.
    »Du!«, flüsterte Suviel.
    Byrnaks Schöpfung, das Spiegelkind Nerek hockte sich neben sie

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