01 - So nah am Paradies
Mütze wieder aufzuheben. Dann gab er ihr ein feuchtes, zerknittertes Blatt Papier.
„Eine Eins." Alana legte die Hand aufs Herz, als wäre die Überraschung zu viel für sie. „Benjamin, jemand muss deinen Namen auf sein Blatt geschrieben haben."
Er lachte etwas verlegen. „Nein. Es ist meins."
„Dieses Diktat mit keinem, absolut keinem angestrichenen Fehler gehört Benjamin Francis Rockwell? Meinem Benjamin Francis Rockwell?"
Er runzelte die Nase, wie immer, wenn er an seinen zweiten Vornamen erinnert wurde. „Ja."
Alana legte eine Hand auf seine Schulter. „Du weißt, was das bedeutet?", fragte sie feierlich.
„Was?"
„Heiße Schokolade, so viel du willst."
Ein verschmitztes Grinsen zeigte sich auf seinem Gesicht. „Kann ich Marshmallows haben?"
„Natürlich."
„Heiße Schokolade?", fragte Dorian und kam die Treppe herunter.
Alana legte einen Arm um Bens Schulter. „Wir feiern eine hundertprozentige Eins. Zwanzig oberschwere Wörter richtig geschrieben." Sie hob das Papier, auf dem ein kleiner, goldener Stern feucht glänzte.
„Sehr eindrucksvoll." Dorian fuhr mit der Hand über Chris' Kopf und hielt sie dann Ben hin.
„Nichts Besonderes", bemerkte Ben abwehrend, wirkte aber sehr erfreut wegen des Handschlages.
„Kann ich drei Marshmallows haben?"
In den nächsten zwanzig Minuten wurden die Abenteuer erzählt, die Jungen so im Laufe eines Tages erleben, und dabei viel heiße Schokolade getrunken. Dann zogen sich Ben und Chris ihre Stiefel an und gingen hinaus, um das Vieh zu füttern.
„Das habe ich bestimmt seit über zwanzig Jahren nicht mehr getrunken." Nachdenklich sah Dorian in seine leere Tasse. „Meine Mutter hat immer heiße Schokolade gemacht."
„Siehst du sie oft? Deine Eltern?"
„Manchmal. Es mangelt immer an der Zeit."
„Ja." Alana sah zum Fenster hinaus. Irgendwann würden auch ihre Jungen gehen. Das war das Los aller Eltern. „Ich sehe meine auch nicht sehr oft. Sie halten sich nie lang genug an einem Ort auf."
„Spielen sie noch in Night Clubs?"
„Sie werden immer spielen." Tiefe Zuneigung sprach jetzt aus Al- anas Stimme. „Es liegt ihnen im Blut, wenn man der Theorie meines Vaters glauben soll. Er ist unglaublich stolz auf Carrie und Maddy, dass sie die Familientradition im großen Stil weiterführen. Und er verübelt es Terence immer noch, dass er es nicht tut."
„Was macht dein Bruder?"
„Reisen." Alana zuckte die Schultern. „Genau weiß keiner von uns, was Terence tut. Dad behauptet immer, Terence wisse es selbst nicht."
„Und was ist mit dir? Gibt es Probleme, weil du dein Brot nicht durch Singen verdienst?"
„Oh, nein." Sie lächelte. „Ich habe ihnen Ben und Chris gegeben - das ist besser als jede Galavorstellung. Und deine Eltern? Sind sie stolz auf dich?"
„Mein Vater hätte es lieber gehabt, wenn ich auf der Farm geblieben wäre und Kühe gemolken hätte."
Er zog eine Zigarette heraus. „Aber meine Mutter meint, er würde jedes Wort lesen, das ich geschrieben habe."
„Mom!" Chris stürmte nass und verdreckt herein.
„Eve! Sie ist krank. Sie liegt am Boden und ist ganz verschwitzt!"
Alana riss ihre Jacke vom Haken und stürzte zur Tür hinaus. Als sie in den Stall kam, saß Ben neben der Stute, kämpfte mit den Tränen und streichelte sie.
„Stirbt sie?"
Alana kniete neben ihm nieder und legte eine Hand auf den Bauch des Tieres. „Nein, natürlich nicht." Sie drückte Ben an sich. „Sie bekommt ihr Baby. Wir haben doch darüber gesprochen."
„Sie sieht so schrecklich krank aus."
„Wenn Babys kommen, ist das so. Aber sie wird bald wieder in Ordnung sein." Das Herz war Alana schwer dabei, und sie betete im Stillen, dass sie nicht etwas versprach, das sie nicht halten konnte.
„Aber warum muss es wehtun?"
„Weil das Leben manchmal schmerzhaft ist. Aber es lohnt sich." Eine der Stallkatzen miaute mitleidsvoll über Eves Stöhnen. „Ben, du gehst jetzt ins Haus und rufst den Tierarzt an. Du musst zuerst deinen Namen nennen, okay?"
Er schniefte. „Okay."
„Dann sagst du ihm, Eve habe Wehen."
„Wehen?"
„Bekommt ihr Baby." Sie küsste ihn auf die Wange. „Und dann komm zurück. Das ist etwas, das du erleben solltest."
Er stürmte los. Stolz auf die Verantwortung, die er übertragen bekommen hatte, hatte er den ersten Schreck schon wieder überwunden.
„Können wir etwas tun?"
Alana sah auf. Dorian stand in der Tür zur Box.
Chris' Hand lag fest in seiner. Ihr Sohn hatte aufgerissene Augen und war ganz
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