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01 - So nah am Paradies

Titel: 01 - So nah am Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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echt - oder spielten beide nur eine Rolle?
    Immer noch empfand er Entsetzen beim Gedanken an das, was sie ihm erzählt hatte. Er hatte aber auch genügend Lebenserfahrung, um Tatsachen nicht durch Gefühle zu verzerren. Also versuchte er, objektiv zu bleiben. Wenn sie vergewaltigt worden war, warum war sie geblieben? Chuck Rockwell hatte sein Eheversprechen in aller Öffentlichkeit lächerlich gemacht, eine Scheidung wäre also sehr einfach gewesen. Aber sie war geblieben.
    Ebenso wenig, wie er sie verstand, verstand er sich selbst. Er wusste nur, er begehrte sie. Ihre Liebe hatte eine Frische gehabt, die er bisher noch nie erfahren hatte. Doch da war noch mehr. Wenn er die Augen schloss, hörte er, wie sie über sich lachen konnte - leicht und unverfälscht. Er konnte sehen, wie hart sie arbeitete, wie sie ihre Kinder erzog - energisch und unendlich liebevoll.
    Eine ganz besondere Frau. Zwar glaubten nur Narren daran, dass es so etwas wie eine ganz besondere Frau gab, aber vielleicht war er ja dabei, ein Narr zu werden.
    Dorian blickte aus dem Fenster und fragte sich, ob sie gerade in diesem Augenblick im Stall die Pferde fütterte. Er schüttelte den Kopf und griff nach seiner gefütterten Jacke. Da entdeckte er ihre Nachricht.
    „Dorian, den Vormittag über bin ich bei Mrs.

Cutterman. Ihre
    Nummer steht im Telefonbuch, falls es ein Problem gibt. Anschließend muss ich noch einige Sachen in der Stadt erledigen.
    Bin gegen eins zurück.
    Alana"
    Er fühlte sich tatsächlich niedergeschlagen. Er wollte sie sehen, wollte ihr jetzt, am Morgen nach ihrer gemeinsamen Nacht, ins Gesicht blicken. Er wollte mit ihr sprechen, und er wollte sie in dem großen, leeren Haus lieben.
    Er wollte einfach mit ihr zusammen sein.
    Dorian schüttelte diese lächerlichen
    Empfindungen ab, goss sich eine zweite Tasse Kaffee ein und nahm sie mit nach oben. Es wartete Arbeit auf ihn.
    Als Alana den Wagen wieder vor dem Haus abstellte, hatte sich der Himmel bewölkt. Regen, dachte sie enttäuscht, als sie die Lebensmittel ins Haus trug. Auf dem Weg zur Küche hob sie zwei Spielzeugautos, zwei Plastikmänner und eine Socke auf.
    In der Küche stellte sie das Kofferradio an und begann, das Essen vorzubereiten. „Hi."
    Sie zuckte zusammen, hielt die Bratpfanne in der Hand. Dorian stand nur zwei Schritte hinter ihr.
    „Himmel, hast du mich erschreckt. Ich habe dich gar nicht kommen gehört."
    „Du stellst das Radio immer so laut."
    „Oh." Automatisch drehte sie den
    Lautstärkeregler zurück. Sie fühlte sich verlegen, aber sie hatte es erwartet. „Ich musste noch Milch besorgen. Die Jungen trinken so viel davon, dass ich schon daran denke, eine Kuh anzuschaffen." Sie machte sich am Herd zu schaffen und fühlte sich etwas besser. „Hast du gearbeitet?"
    „Ja." Er fühlte sich verlegen. Er hatte das nicht erwartet. Sie hatte ihr Haar mit einem Band zurückgebunden. Er hätte es gern gelöst und es -
    wie heute Nacht - durch seine Finger gleiten lassen.
    „Hast du einen angenehmen Vormittag gehabt?"
    „Was?"
    „Einen angenehmen Vormittag. Mit deiner Freundin."
    „Meiner ... Oh, Mrs. Cutterman. Sie ist sehr nett."
    Alana dachte kurz an die Möbelflächen, die sie poliert hatte, und suchte dann das Tomatenmark.
    „Es wird regnen. Hoffentlich erst, wenn die Jungen zu Hause sind." Wie lange, dachte sie, konnte sie sich noch hinter der Alltagsroutine verbergen?
    Als sie die Gewürze zur Tomatensoße hinzufügte, herrschte Schweigen. Spaghetti waren Bens Lieblingsessen. Er konnte davon Portionen wie ein Holzfäller verdrücken. Doch für sich selbst glaubte Alana im Augenblick, nie wieder einen Bissen herunterbekommen zu können.
    „Ich bin in einer Minute fertig. Wenn du mit dem Interview weitermachen willst, mach es bitte, während ich mich um die Wäsche kümmere." Sie brach ab, als Dorian ihre Schulter berührte.
    Ohne zu wissen, was sie erwartete, drehte sie sich langsam um. Er sah sie an, prüfend, so, als wolle er etwas erforschen. Sie wünschte, sie könnte verstehen, wonach er suchte.
    Dann küsste er sie, weich und zärtlich, und ihr Herz schmolz wie Butter.
    „O Dorian." Eben noch hatte sie ganz unwillkürlich den Atem angehalten. „Ich habe schon befürchtet, du würdest es bedauern."
    „Was?" Wie gut fühlte es sich an, sie zu halten.
    „Letzte Nacht."
    „Nein, ich bedaure nichts." Wie frisch sie roch.
    „Ich bin verwirrt."
    „Wirklich?" Ungläubig betrachtete sie ihn.
    „Ja, wirklich." Er lächelte unsagbar

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