01 - So nah am Paradies
fasziniert.
„Man kann jetzt nicht viel mehr tun, als sie zu beruhigen." Eve stöhnte bei der nächsten Wehe.
Alana beugte sich vor und redete besänftigend auf sie ein. „Oh, ich weiß, es tut weh, Baby."
Chris schluckte laut. So etwas hatte er noch nie gesehen. Einmal hatte eine der Katzen Junge bekommen. Aber als er in den Stall gekommen war, lagen sie schon sauber bei ihrer Mutter. „Hat es auch wehgetan, als ich geboren wurde?"
„Du warst ein ganz Langsamer." Die Stute hatte die Augen halb geschlossen und atmete schwer. Mit der Hand auf dem Bauch des Tie
res spürte Alana die Kraft der Wehe. „Ich dachte sogar schon, du hättest dich entschlossen, überhaupt nicht mehr zu kommen. Der Arzt hatte Musik angestellt. Und als du dann geboren wurdest, spielte gerade ,Let It Be'."
„Ob Eve gern Musik hören würde?"
„Bestimmt."
Sofort stellte Chris das Radio an.
„Der Tierarzt sagt, er kommt, so schnell er kann.
Wir sollten aber unbesorgt sein, weil Eve stark sei."
Ben stürmte zurück in den Stall und stellte sich neben seinen Bruder.
Als sich die Minuten in die Länge zogen und die Wehen zunahmen, sorgte Alana sich. Sie glaubte zwar, auch ohne Tierarzt der Situation gewachsen zu sein - unter normalen Umständen. Wenn es aber Komplikationen geben würde ... Sie schüttelte den Kopf, um sich von dem Gedanken nicht aus der Fassung bringen zu lassen. Was auch geschehen würde, sie würde für Eve ihr Bestes geben.
Dorian kniete neben Alana nieder. „Es wird alles gut gehen, Eve ist eine kräftige Stute", versicherte er ihr. „Ich habe zwar nie Pferden auf die Welt geholfen, aber dafür einer Menge Kühen."
Alana lehnte kurz den Kopf an Dorians Schulter, eine Geste, die Bens Aufmerksamkeit erregte.
„Danke."
Aber als es dann begann, war es Alana, die dem Fohlen auf die Welt half, bevor Dorian es tun musste. Sie sprach der Stute Mut zu, ihr Schweiß vermischte sich mit dem des Tieres. Sie spürte das neue Leben zwischen ihren Händen, und es baute Hoffnung in ihr auf, die sich in ihren Augen widerspiegelte. Dorian beobachtete Alana, sie sah großartig aus. Dann sah er zu den Jungen hinüber, die mit aufgerissenen Mündern die Geburt des Fohlens beobachteten.
„Unglaublich, nicht wahr?"
Ben sah Dorian an und verzog das Gesicht. „Es ist ziemlich komisch." Dann sah er dünne Beine hervorkommen, einen kleinen Kopf und einen vollständigen Körper. „Es ist wirklich ein Pferd. Es ist ein echtes Pferd."
„Aber er ist so groß." Neugierig schätzte Chris das Fohlen ab. „Wie hat er dort hineingepasst?"
„Sie", verbesserte Alana und schämte sich ihrer Freudentränen nicht. „Ist sie nicht wunderschön?"
„Sie ist etwas glitschig", urteilte Ben. Aber schon machte sich Eve daran, ihr Baby zu säubern.
„Gute Arbeit." Dorian strich Alana übers Haar und küsste sie dann. „Wirklich gute Arbeit."
Zögernd streckte Chris die Hand aus, um das Fohlen zu berühren. „Können wir mit ihr spielen?"
„Noch nicht. Aber du kannst sie anfassen. Ist sie nicht weich?"
Dann zuckte Chris zurück, als das Fohlen, wackelig und zitternd, zum ersten Mal seine Beine ausprobierte. „Sie steht auf!" Verblüfft starrte er seine Mutter an. „Sie steht richtig auf. Cathy Jacksons kleine Schwester ist monatelang nicht aufgestanden." Es freute ihn unglaublich, dass sein Pferd Cathy Jacksons Schwester überlegen war.
„Wie sollen wir sie nennen?"
„Wir können ihr keinen Namen geben, Süßer.
Wenn Mr. Jorgensen sie kauft, will er ihr einen Namen geben."
„Wir können sie nicht behalten?"
„Chris." Alana sah ihn und dann Ben an. „Du weißt doch, das geht nicht. Wir haben darüber gesprochen."
„Du hast Ben und mich nicht verkauft."
„Pferde wachsen schneller", warf Dorian ein. „Das Fohlen ist schon bald erwachsen und braucht seinen Platz. Eines Tages hast auch du ein eigenes Haus mit genügend Platz."
„Wir können sie besuchen", sagte Ben tapfer.
„Bestimmt." Stolz lächelte Alana zu Ben hinüber.
Ihr Baby konnte schon so erwachsen sein. „Mr.
Jorgensen ist ein sehr netter Mann."
„Können wir zusehen, wenn Gladys ihr Baby bekommt?" Zum ersten Mal streckte Ben die Hand aus, um das Ohr des Fohlens zu berühren.
„Wenn ihr nicht in der Schule seid." Alana hörte draußen Motorengeräusch und blickte auf ihre Hände. Erst jetzt sah sie, dass sie ganz blutig waren.
„Das muss der Tierarzt sein. Ich wasche mich besser erst einmal."
Die Aufregung legte sich selbst lange nach der
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