01 - So nah am Paradies
weg."
„Nein, ich bleibe, bis du wieder eingeschlafen bist."
„Dorian auch?"
Dorian strich ihm über die Wange. „Sicher."
Alana wiegte den Jungen und sang etwas, das für Dorian wie ein irisches Wiegenlied klang. Dorian spürte plötzlich ein sonderbares Gefühl von Befriedigung - natürlich nicht wie die, die er in Alanas antikem Bett gefunden hatte, aber ebenso stark. Es war ein Gefühl von Zugehörigkeit, als wäre er endlich da angelangt, worauf er sein ganzes Leben lang zugegangen war. Es war lächerlich, aber es war da.
Behutsam deckte Alana den Jungen zu und steckte ihm seinen Stoffhund Mary mit unter die Decke. Sie küsste ihn auf die Wange und erhob sich.
Dorian verweilte noch einen Augenblick und strich über Chris' Locken.
„Er ist unwiderstehlich, nicht wahr?", sagte sie leise.
„Ja." Dorian musste sich direkt zwingen, sich von dem Anblick zu lösen.
„Wie Terence - unwiderstehlich charmant. Dad meint, Terence habe das schon erfolgreich anwenden können, bevor er überhaupt krabbeln konnte." Sie nahm Dorians Hand und zog ihn aus dem Zimmer. „Ich möchte noch kurz nach Ben sehen."
Sie öffnete die Tür. Das Zimmer von Ben glich einem Schlachtfeld. Kleidungsstücke, Bücher, Spielzeuge lagen wild durcheinander. Seufzend nahm sich Alana vor, Ben aufzutragen, sein Zimmer am Wochenende aufzuräumen. Sie trat ans Bett, zog die halb herabhängende Decke über ihren Ältesten, entdeckte dabei einen Tennisschuh unter dem Kissen und eine ganze Schwadron von kleinen Plastikmännern.
„Er schläft wie ein Stein." Sie sah sich im Zimmer um. „Und er ist ein Schlamper." Sie lachte leise, beugte sich vor und küsste ihren Sohn. „Aber ich liebe dich, kleiner Racker." Geschickt bahnte sie sich im Halbdunkeln ihren Weg zurück zur Tür.
Dorian strich über ihre Arme.
„Ich mag deine Kinder, Alana."
Sie lächelte gerührt und küsste dann seinen Hals.
„Du bist ein netter Mann, Dorian."
„Es gibt nicht viele Menschen, die dir zustimmen würden."
„Wahrscheinlich haben sie dich nicht so wie ich erlebt."
Das stimmte, aber er kannte den Grund dafür nicht. „Komm zurück ins Bett."
Sie nickte und legte einen Arm um seine Taille.
9. KAPITEL
ie viel doch in vierundzwanzig Stunden geschehen kann, dachte Alana am nächsten Morgen. Sie hatte Leidenschaft entdeckt und Zuneigung gefunden.
Und vielleicht, vielleicht hatte sie den ersten Schritt gemacht, um sich endlich von den fesselnden Schatten ihrer Vergangenheit lösen zu können.
Dafür schuldete sie Dorian Dank, aber er wollte nichts mehr von Dank hören. Sie konnte ihm auch nicht sagen, dass sie ihn liebte, ohne damit zu riskieren, verlieren zu müssen, was gerade erst begonnen hatte. Sie würde also nichts sagen und nur hoffen, dass einfach ihr Zusammensein ausreichte.
Kurz nachdem die Jungen zur Schule
aufgebrochen waren, legte Alana eine Nachricht für Dorian auf die Frühstücksbar und eilte dann zu ihrem Wagen. Sie hatte Energie für zehn.
Den heutigen Morgen würde sie damit beschäftigt sein, Mrs. Cut- termans Haus auf Hochglanz zu bringen - und einen Teil der Haushaltskosten zu verdienen. Zum Glück hatte sie ihre Grippe auskuriert und konnte ihren Putzjob bei Mrs.
Cutterman und morgen bei den Smiths ausüben.
Unterwegs zwang sich Alana, nicht zu sehr an die letzte Nacht zu denken. Zweifellos hatte für Dorian das, was geschehen war, eine andere Bedeutung als für sie, das war Alana klar. Aber er hatte ihr etwas gegeben, was sie noch nie von einem Mann bekommen hatte: Respekt, Zuneigung und
Leidenschaft.
Als Dorian nach unten kam, war sein erster Gang zur Kaffeekanne. Normalerweise machte ihm eine durchwachte Nacht nichts aus. Doch die Nacht durchzuarbeiten oder unruhig nachdenkend im Bett zu liegen wirkte sich eben unterschiedlich aus. Er war sich nicht sicher, warum er so rastlos gewesen war. Alana hatte neben ihm friedlich wie ihre Kinder in den Nebenräumen geschlafen.
Körperlich fühlte er sich wunderbar entspannt.
Nur seine Gedanken hatten einfach nicht zur Ruhe kommen können. Er befand sich in einem Zustand des inneren Zwiespalts, und dieser Zustand hatte etwas mit der Frau zu tun, die ein Geheimnis umgab.
Er hatte angefangen, seine Meinung zu
analysieren, die er von ihr gehabt hatte, bevor sie sich getroffen hatten, und verglich sie mit den Gefühlen, die er jetzt für Alana empfand. Es passte nicht. Was hatte die lachende Frau im Nerz mit der Frau zu tun, die in seinem Arm gelegen hatte?
Waren sie beide
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