01 - So nah am Paradies
Leben. Eine Stadt nach der anderen. Welche Möglichkeit, die Welt kennenzulernen!"
Er erwähnte natürlich nicht die Hintertüren, die verräucherten, nach Alkohol riechenden Räume oder das gelangweilte Publikum. In Frank O'Haras Welt gab es so etwas nicht. Und Alana war dankbar dafür.
„Las Vegas, was für eine Stadt! Blitzendes Neonlicht, klingende Spielautomaten, Menschen, die morgens um acht Uhr in Abendgarderobe
herumflanieren. Ach, was würde ich darum geben, noch einmal in Vegas zu spielen."
„Du wirst es, Dad." Vielleicht nicht gerade in den Luxusclubs, vielleicht würde sein Name nicht gerade mit Riesenlettern auf einer Hotelmarkise stehen, aber er würde wieder in Las Vegas spielen.
Ein Mann wie Frank O'Hara brauchte Auftritte, wie andere Luft zum Leben brauchten. Es lag im Blut, sagte er oft. Und weil das Blut der O'Haras dick war, war er schon vor acht Uhr auf und leistete seiner Tochter Gesellschaft, obwohl für ihn normalerweise zwölf erst eine einigermaßen zivilisierte Zeit war.
Alana wusste das und liebte ihn dafür nur umso mehr.
„Dieser Ort." Sorgfältig vermied er es, zu tief einzuatmen. „Er passt zu dir. Du musst nach deiner Großmutter kommen. Die hätte ihre Farm in Irland nie verlassen." Erinnerungen, die eigentlich eher Träume waren, überwältigten ihn für einen Augenblick. „Bist du glücklich, Alana?"
Alana ließ sich Zeit, über die Frage nachzudenken, denn sie spürte, dass ihre Antwort wichtig war. Die Farm brachte ihr Zufriedenheit, und die Kinder ...
Alana lächelte bei der Erinnerung an deren Klagen, in die Schule geschickt zu werden, obwohl das Spannende zu Hause
ablief. Die Kinder gaben ihr Festigkeit, Stolz und eine Art von Liebe, die sich nicht beschreiben ließ.
Und Dorian. Er brachte ihr Leidenschaft, Feuer und Gelassenheit, all das zugleich. Er machte das Leben vollständig. Auch wenn sie wusste, dass dies nur vorübergehend war, erschien es ihr genug.
„Ich bin im Augenblick glücklicher, als ich es seit langer, langer Zeit gewesen bin." Das war ehrlich genug. „Ich bin mit dem hier zufrieden. Es ist wichtig für mich."
Es ging über Franks Verständnis, wie jemand glücklich sein konnte, wenn er an einem Ort verwurzelt war. Doch für seine Kinder wollte er immer das, was sie am meisten wollten. Dabei war es gleichgültig, was es war, solange sie es nur hatten. „Der Schriftsteller ..." Das war unbekanntes Land für ihn, auf dem er sich erst vortasten musste.
„Nun, Alana, man müsste blind sein, um nicht mitzubekommen, wie du ihn ansiehst."
„Ich liebe ihn." Merkwürdig, wie leicht ihr plötzlich die Worte von den Lippen kamen.
„Ich verstehe." Er pfiff leise durch die Zähne. „Soll ich mit ihm sprechen?"
Einen Augenblick lang raubte es ihr die Sprache.
Dann lachte sie. „O nein, Dad, nein. Du brauchst nicht mit ihm zu sprechen." Sie küsste ihn auf die Wange. „Ich habe dich lieb."
Er umfasste ihr Kinn. „Nun kann ich dir ja gestehen, dass deine Mutter und ich um dich besorgt waren - so allein hier draußen und alles allein bewältigen." Er grinste spitzbübisch und zog sie am Haar. „Tatsächlich behauptet deine Mutter, dass es überhaupt keinen Grund gäbe, um dich besorgt zu sein, aber ich war es nun einmal."
„Das musst du nicht. Die Jungen und ich haben es gut. Wir führen das Leben, das wir für uns wollen."
„Das sagt sich immer so leicht, aber ein Vater sorgt sich nun einmal um seine Tochter. Carrie zum Beispiel, sie hat mir genügend Sorgen gemacht, als sie noch ein Teenager war. Maddy kann mit ihrem Mundwerk jede Tür öffnen und schließen."
„Wie ihr Dad."
Er lächelte verschmitzt. „Wie ihr Dad. Aber du bist anders. Als du ein Kind warst, gab es nicht eine Minute Ärger wegen dir. Und dann ..." Er brach ab.
Er wollte ihr jetzt lieber nicht erzählen, wie sehr er sich über ihr Schicksal gegrämt hatte, wie viel Kummer, wie viele innere Kämpfe es ihn gekostet hatte. Nicht wegen seines Schwie-gersohns, nein, er hatte nur um den Seelenfrieden seiner Tochter gebetet. „Doch jetzt, wo ich weiß, dass du mit einem Mann zusammenleben wirst, einem guten, ehrlichen Mann, falls ich mich nicht sehr irre, werde ich wieder gut schlafen können."
Die milde, warme Morgenluft strich ihr durch die Haare. Was ein paar Wochen doch schon verändern konnten. „Ich werde nicht mit Dorian
zusammenleben, Dad. So ist es nicht."
„Aber du hast doch gerade gesagt ..."
„Ich weiß, was ich gesagt habe." Sie stieß mit dem Fuß
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