01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12
angefasst hatte.
»Gib auf!«, brüllte er Sergej an.
Er war geschwächt, blutete aus mehreren Wunden, aber das alles spielte keine Rolle. Er sah nur Angelica vor sich, leblos, mit blutendem Hals. Ein unbändiger Zorn erfüllte ihn. Er spürte nichts, keinen Schmerz, keine Wunden, nur Zorn.
Und Kraft.
»Aufgeben? Und wieso sollte ich so was Dummes tun, Alexander?«, höhnte Sergej. Seine Augen funkelten blutrot; ein irrer Glanz stand darin. Er war stärker, als Alexander vermutet hätte. Wahrscheinlich von dem Menschenblut, das er getrunken hatte.
Mit drei raschen Schritten flog Alexander auf seinen Gegner zu und umschlang ihn. Beide hielten sich jetzt im Todesgriff umklammert, beide fletschten die Fangzähne. Alexanders Muskeln traten wie Stränge an seinem Hals hervor, während er versuchte, Sergej mit aller Kraft zu Boden zu ringen.
Ein mächtiger Kick warf ihn beinahe um, doch es gelang ihm, die Balance zu halten, und er rang seinen Gegner auf die Knie. Sergej versuchte seine Beine zu packen, ihn umzuwerfen, brach sich dabei aber bloß mehrere Knochen.
Alexander versetzte seinem Gegner mit dem Ellbogen einen Stoß ans Ohr, was diesem vorübergehend die Orientierung raubte. Diesen Moment nutzte Alexander und packte Sergej am Hals.
»Alexander!«, heulte sein Gegner voller Angst. Aber Alexander kannte keine Gnade. Er packte fester zu.
»Bitte«, ächzte Sergej.
Alexander warf einen Blick auf die Vampire, die ihn in einem weiten Kreis umstanden. Und als er Angelica sah, wie sie leblos in Kirils Armen hing, fasste er seinen Entschluss.
»Dafür ist es zu spät«, knurrte er und schlug die Zähne in Sergejs Hals. Sergei kratzte an Alexanders Händen. Vergeblich.
Blut strömte in Alexanders Mund, und er spuckte es aus. Vampirblut machte krank, wie er sehr wohl wusste. Sofort biss er erneut zu. Als die Arme seines Gegners kraftlos herabsanken, ließ er ihn ins Gras fallen, wo er reglos liegen blieb.
James trat an Alexanders Seite. Margaret signalisierte einem Clanmitglied, Sergej fortzuschaffen. Alexander hatte ihn natürlich nicht getötet, und Margaret hatte auch nichts anderes erwartet: Der Mann achtete ihre Gesetze viel zu sehr, als dass er sie, selbst in blinder Wut, brechen würde.
Sergej würde vor Gericht gestellt und nach dem Vampirgesetz zum Tod durch den Strang verurteilt werden.
»Alexander.« James hielt inne. Er wusste nicht mehr weiter.
Alexanders Blick fiel auf Kiril, und er ging rasch zu ihm. Behutsam nahm er ihm seine Geliebte ab. Seine Wunden begannen bereits zu heilen, aber innerlich war er ganz zerrissen.
»Ist sie …« Er brachte es nicht über sich, es auszusprechen. Ganz schwach spürte er ihren Puls, doch das machte ihm keine Hoffnung. Zärtlich drückte er sie an sich, wiegte sie in seinen Armen.
Die Umstehenden starrten ihn wortlos an.
»Alexander«, sagte Margaret behutsam hinter ihm. Aber Alexander wollte nichts hören, wollte nicht denken, wollte nur Angelica in seinen Armen halten.
»Alexander …« Margarets Ton erinnerte ihn an etwas … Hatte Angelica ihn nicht auch gerufen? Ja, sie hatte mehrmals mit herzzerreißender Stimme nach ihm gerufen.
Aber wie war das möglich? Eine derartig starke Verbindung existierte nur zwischen Lebensgefährten … zwischen Vampiren.
»Alexander, was ist das?« Margaret deutete auf Angelicas Bauch. Sie trat näher und schob die traurigen Fetzen ihres Unterhemds beiseite.
»Schau mal!«
Auch James trat nun näher.
Da war ein Mal.
Ein Mal über Angelicas Nabel.
»Das kann nicht sein.« Margaret schüttelte den Kopf, die Hand auf ihren runden Leib gelegt.
»Sie war Jungfrau, als sie mit mir geschlafen hat«, flüsterte Alexander fassungslos.
James schaute sich verstohlen um, um sicherzugehen, dass niemand sie hörte. Auch er glaubte seinen Augen nicht zu trauen. »Was soll das heißen? Du willst doch nicht sagen … was willst du eigentlich sagen?«
Alexander schaute Margaret gequält an. »Sie weiß nicht, wer ihr richtiger Vater war … es ist möglich. Oder nicht?«
Margaret erstarrte. Alles, was sie über Vampire und Menschen wusste, sprach gegen eine solche Möglichkeit. Das Kind konnte nicht von Alexander sein … aber ihre weibliche Intuition beharrte auf dem Gegenteil: »Ich weiß zwar nicht wie, aber ich glaube, du hast recht.«
In Alexanders Herz keimte jähe Hoffnung auf. Ohne zu zögern, rief er nach Mikhail.
»Du musst mir helfen!«
Mikhail trat vor. Er wusste zwar nicht, wer oder was dieser Mann war, und er
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