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01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12

01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12

Titel: 01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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auch ein wenig Zeit für sich haben wollte. Der nie die Wahrheit über sie erfahren musste.
    Wenn alles gut ging und Nicholas ihr einen Antrag machte, dann würden sie sich nie mehr um Geld sorgen müssen, weder sie noch ihr Bruder.
    Und sobald sie verheiratet war, könnte sie ihr friedliches Leben auf dem Lande wieder aufnehmen, sie könnte lesen, reiten, Klavier spielen … ach, wie sehr sie ihr altes Leben vermisste!
    Angelica atmete tief die frische Luft im Hyde Park ein, labte ihre Augen an den saftigen grünen Wiesen, dem schattigen Laub. Schon bald würde sie Nicholas treffen, und dann würde sie herausfinden, ob er ernste Absichten hatte oder nicht.
    »Hoooh!«
    Angelica blickte auf und wandte sich um. Am nächstgelegenen Parktor hatte eine rothaarige Schönheit Probleme mit ihrem Pferd. Das Reittier stieg und bockte, und die Dame hatte ihre liebe Mühe mit dem störrischen Tier. Die Frau hatte ein außergewöhnliches Gesicht: himmelblaue Augen, die einen merkwürdigen Kontrast zu den strengen, kantigen Zügen mit der kleinen spitzen Nase bildeten.
    Die Lady machte alles richtig, doch ihr Pferd schien dies nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen.
    Angelica lenkte ihr Pferd herum, ließ ihren Diener stehen und ritt vorsichtig näher.
    »Brauchen Sie Hilfe?«
    Die Rothaarige blickte auf und lächelte, doch verrieten die Falten an ihren Mundwinkeln, welche Kraft sie aufbieten musste, um ihr Tier unter Kontrolle zu halten. »Da können Sie nicht viel machen. Es war ein Kaninchen. Hat ihn erschreckt, und jetzt führt er sich ein bisschen auf. Der beruhigt sich gleich wieder.«
    Wie auf Kommando tänzelte das Pferd noch ein, zwei Schritte zurück, dann blieb es schwer atmend stehen.
    Angelica war beeindruckt. Die Frau hatte Nerven wie Stahl! Egal, wie gut ein Pferd abgerichtet war, es würde in so einem Fall immer erschrecken. Sie erinnerte sich, wie ihr einmal ein Kaninchen über den Weg gelaufen war. Shura hätte sie beinahe abgeworfen.
    Die Lady mit den Nerven aus Stahl strich ihr Kostüm glatt und lenkte ihr Pferd auf Angelica zu.
    »Aber danke für die gute Absicht. Ich heiße Joanna.«
    Angelica gefiel Joannas ehrliches Lächeln, und sie erwiderte es.
    »Ich heiße Angelica, und ich hätte Ihnen gern geholfen, aber wie ich sehe, war das nicht nötig.«
    »Nun ja, aber es hätte sein können«, sagte Joanna und wischte sich ungehalten eine dicke rote Locke aus dem Gesicht. »Blöde Haare! Gehen einem dauernd im Weg um. Ich würde den Mopp am liebsten abschneiden!«
    Angelica musste über Joannas komischen Gesichtsausdruck lachen. »Falls es Sie tröstet: Ihre Haare sind wunderschön.«
    Joanna hob erstaunt die Brauen. »Eine Frau, die nicht von Eifersucht zerfressen ist, hier, in London? Ich glaube, Sie sind soeben meine beste Freundin geworden.«
    Angelica lachte lauter und wies mit einer Armbewegung auf den Park.
    »Möchten Sie mich ein Stück begleiten, beste Freundin? Ich treffe mich zwar später mit einem Bekannten, aber das hat noch Zeit.«
    Joanna salutierte fröhlich und drückte ihrem Pferd die Fersen in die Flanken. »Dann lassen Sie uns losreiten, bevor sich mein Peter hier noch am Gras festfrisst.«
    Angelica lächelte und lenkte ihren Wallach auf die Wiese. In diesem Augenblick wurde ihr klar, dass Joanna gar keinen Diener bei sich hatte.
    »Sie sind ohne Begleitung?«, fragte sie erstaunt.
    Joanna lachte über Angelicas Gesichtsausdruck. »Ich wünschte, ich wäre es«, seufzte sie. »Aber nein, Thomas, mein Diener, ist ein wenig aufgehalten worden. Er wird gleich da sein.«
    Angelica hob eine Braue. »Aufgehalten worden? Ist das ein anderes Wort für abgehängt?«
    Joanna grinste. »Na ja, wenn Sie es so ausdrücken wollen …« Sie zuckte die Schultern und wechselte das Thema. »Und jetzt sagen Sie mir, wo Sie sich versteckt haben. Ich habe in dieser Saison schon so viele Bälle, Dinnerpartys und Shows besucht, dass ich beinahe einen Lächelkrampf gekriegt hätte.«
    Bevor Angelica etwas darauf erwidern konnte, drehte sich Joanna im Sattel zur Seite und deutete auf ihre Wange.
    »Sehen Sie das?«, fragte sie dramatisch.
    Angelica unterdrückte mühsam ein Lachen. ›Das‹ schien ein Grübchen zu sein.
    »Ja?«
    »Aha! Hab ich’s mir doch gedacht!« Als sie Angelicas verwirrte Miene sah, meinte sie düster: »Da ist ein Grübchen, nicht?«
    Angelica nickte.
    »Da haben Sie’s! Das hatte ich zu Beginn der Saison noch nicht. Das ist das sogenannte ›Saison-Grübchen‹, kommt vom dauernden

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