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01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12

01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12

Titel: 01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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nur einen fast gleichaltrigen Bruder und reichlich nachgiebiges Personal hatte. Mit damenhaftem Benehmen hatte das hier ganz sicher nichts zu tun.
    Zum Teufel mit damenhaftem Benehmen! Aber ihrer Tante lag so viel daran; manchmal wünschte Angelica sich, sie wäre etwas damenhafter, und sei es auch nur, um Lady Dewberry eine Freude zu machen. Sie hatte sich solche Mühe gegeben mit ihrer Erziehung …
    Was war bloß los mit ihr? Stand da im Schatten der Mauer und argumentierte mit sich selbst! Das war so ziemlich das Dümmste, was sie machen konnte.
    Fast so dumm, wie nachts über die Mauern fremder Häuser zu klettern.
    Angelica gab sich einen Ruck und rannte lautlos über den Rasen auf eine kleine Tür zu. Sie schien in die Küche zu führen. Angelica musste sich den Mund zuhalten, um nicht in nervöses Kichern auszubrechen.
    Sie hatte sich noch gar keine Gedanken darüber gemacht, wie sie ins Haus gelangen sollte, aber die Vordertür kam zu dieser späten Stunde natürlich nicht mehr in Frage.
    Andererseits: Worüber hatte sie sich überhaupt Gedanken gemacht?
    Während sie die Küchentür musterte, kam ihr eine Idee, und im Stillen dankte sie Mikhail erneut dafür, dass er ihr zum dreizehnten Geburtstag dieses herrlich unanständige Buch geschenkt hatte:  Dinge, die dir das Leben retten könnten . Darin fanden sich jede Menge ungeschickter Illustrationen von Dingen, von denen sie eigentlich gar keine Ahnung haben dürfte. Zum Beispiel, wie man effektiver an Türen horcht, indem man ein Glas ans Holz drückt und das Ohr ans Glas … Oder Knoten, die nicht aufgehen, falls man sich mal an Bettlaken abseilen muss … und natürlich ihr Lieblingskapitel: 
Fünfundsechzig Verwendungszwecke
für Haarnadeln.
    Angelica hob die Hand und zog eins dieser Wunderdinger aus ihrem Haar, dann machte sie sich daran, das Schloss aufzuknacken.
    Das hatte sie zwar bis jetzt noch nie probiert, da es ihr immer ein wenig zwielichtig erschienen war, aber wenn schon Rochefoucauld sagte, dass man sich seiner größten Taten schämen würde, wenn die Welt nur deren Motive kannte - dann traf das Gegenteil doch sicher ebenfalls zu!
    Ja, sie war dabei, ein Schloss aufzuknacken, aber es geschah schließlich für einen guten Zweck. Nein, sie würde sich nicht schämen, wenn man sie erwischte und sie ihre Gründe erklären müsste. Zumindest glaubte sie, dass sie sich nicht schämen würde … War Neugier ein ehrenhaftes Motiv? Gott, sie musste aufhören, so viel zu denken!
    Mit einem leisen Knacken, das in Angelicas empfindlichen Ohren nichtsdestotrotz durchs ganze Haus zu schallen schien, gab das Schloss schließlich nach.
    Angelica hielt den Atem an.
    Sie wollte nicht erwischt werden, bevor sie nicht vor Alexander gestanden und gesagt hatte, was sie zu sagen hatte.
    Angelica zog lautlos die Tür auf und schlich sich in die stockfinstere Küche.
    Dieser Raum war, ebenso wie das gesamte Haus, riesengroß. Ihr kam der Gedanke, wie einsam man sich fühlen musste, wenn man ganz allein in einem so großen Haus wohnte … Andererseits, sie wusste ja gar nicht, ob Alexander allein wohnte.  Ob er verheiratet war?  Der Gedanke fuhr wie ein Messer in ihr Herz, und sie blieb abrupt stehen.
    Nein, er konnte nicht verheiratet sein.
    Oder?
    »Jetzt reiß dich aber zusammen!«, schalt sie sich flüsternd.
    Hastig errichtete sie eine Mauer um ihre Gedanken, denn ihr war eingefallen, dass sich ja noch andere Gedankenleser im Haus aufhalten könnten. Was schließlich auch der Grund für ihr Hiersein war, wie sie sich ermahnte. Sie wollte herausfinden, ob es mehr Menschen wie sie und Alexander gab.
    Ihr Magen zog sich vor Aufregung zusammen, wenn sie nur an diese Möglichkeit dachte … Sie fasste Mut und schlich durch die Küche und in die Eingangshalle hinaus. Auch dort war es drückend finster, und sie trat nervös von einem Fuß auf den anderen.
    Rechts und links von ihr gingen mehrere Türen ab, aber nur unter der letzten kam ein Lichtschimmer hervor.
    Also los. Es wurde Zeit, die ganze Wahrheit herauszufinden.
    Mit schneller werdenden Schritten huschte Angelica auf die Tür mit dem Lichtschimmer zu. Sie wollte gerade die Hand auf die Klinke legen und eintreten, als ihr eine innere Stimme im letzten Moment davon abriet.
    Unschlüssig stand sie einen Moment lang da.
    Dann bückte sie sich und spähte durchs Schlüsselloch.
    Und keuchte entsetzt auf, ein Laut, den sie unmöglich hätte unterdrücken können.

 
17. Kapitel
     
    Alexander drückte

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