Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12

01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12

Titel: 01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
Vom Netzwerk:
für eigenverantwortlich erklärt wird.«
    »Wir bezeugen es!«, donnerten die Anwesenden und drängten ein wenig nach vorne.
    Isabelle nickte, und Lord Langdon zog sich in den Kreis der Zuschauer zurück. Alexander gesellte sich wieder zu den anderen Clanoberhäuptern.
    »Nun wirst du die zwei Seiten des Gesetzes kennen lernen, junger Christopher«, sagte Ismail. Er war erst vor einer Stunde mit seinem Gefolge aus dem Osmanischen Reich eingetroffen. In ihren farbenfrohen Gewändern und mit der martialischen Aufmachung stachen sie unter den dezent gekleideten englischen Vampiren hervor. Aber sie standen, dessen ungeachtet, Schulter an Schulter mit ihren Kameraden aus den anderen Clans.
    »Wenn du dich an die Gesetze hältst, dann werden die Gesetze dich beschützen.« Ismail warf Isabelle einen Blick zu, und diese trat vor.
    Isabelle hatte mehr Männer in ihrem Leben getötet, als sie zählen konnte. In ihren über fünfhundert Lebensjahren war sie Küchenmagd, Schäferin, Ehefrau, Königin und Kaiserin gewesen. Sie hatte in Schlachten gekämpft und in feinen Salons gesungen. Im derzeitigen Jahrhundert war sie ein geachtetes Mitglied des französischen Hochadels. Aber in diesem Moment war sie ganz Vampir: Oberhaupt des Westclans und Hüterin der Clangesetze.
    Ihr langes, seidenweiches braunes Haar fiel nach vorne, als sie sich nun vorbeugte und Christopher in die Arme nahm. Der Junge war zunächst nervös und verkrampft, doch dann überließ er sich ihrer Wärme. Sie hob ihn auf ihre Arme wie ein kleines Kind und hüllte ihn in ihren Umhang.
    Nun trat James vor und nahm ihr den Jungen aus den Armen. Auch er drückte ihn einen Moment zärtlich an sich.
    Christopher gab keinen Laut von sich, als er nun an Alexander weitergereicht wurde und danach an Ismail, der ihn kurz festhielt und dann behutsam wieder auf den Boden stellte.
    Christopher wusste, dass diese Umarmungen rein symbolischen Charakter hatten, aber sie beruhigten und trösteten ihn dennoch. Es war gut, die Kraft der Anführer zu spüren und zu wissen, dass sie ihn vor jeder Gefahr beschützen würden.
    »Wenn du aber die Gesetze brichst, wirst du von den Gesetzeshütern verfolgt. Ein jeder, der unsere Gesetze bricht, gefährdet unsere Rasse, unser Überleben. Es gibt keine Gnade, keine Ausnahmen. Die Strafen sind bekannt.« Ismail nickte zwei Vampiren zu, die ein in Tücher gehülltes Bündel brachten.
    »Es gibt zwei Verbrechen, die mit dem Tode bestraft werden: der Mord an einem Vampir und das Trinken von Menschenblut. Für diese Verbrechen wirst du gejagt, und das Leben, das du missbraucht hast, wird dir genommen.« Ismail blickte nun auf Alexander, der verstand und hinter Christopher trat.
    Der Junge starrte wie hypnotisiert auf das Bündel in Isabelles Armen.
    Isabelle trat vor und schlug die Tücher zurück. Zum Vorschein kam ein friedlich schlafender Säugling.
    Isabelle hielt Christopher den Säugling nun dicht vor die Nase. Der Junge stöhnte laut auf. Bei menschlichen Neugeborenen war der Blutgeruch am stärksten, und Christopher, der seit vierzehn Tagen gefastet hatte, schloss gequält die Augen. Sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen.
    Christophers innerer Kampf wurde von den Anwesenden schweigend verfolgt.
    Er ballte die Fäuste, konnte jedoch nicht verhindern, dass seine Eckzähne hervorwuchsen. Die scharfen Spitzen stachen in seine Unterlippe, drängten ihn, bettelten ihn, das Dargebotene anzunehmen.
    »Mach die Augen auf«, befahl Ismail schroff.
    Christopher gehorchte nur widerwillig. Seine Pupillen waren geweitet, seine Sinne bis ins Unerträgliche geschärft. Er konnte jede Ader unter der Haut des Säuglings erkennen, fühlte das süße, verlockende Blut pulsieren. Was spielte es schon für eine Rolle, wenn er kurz zubiss? Ein kleiner Biss konnte dem kleinen Wesen nicht wirklich schaden, oder?
    Als ob es Christophers Gedanken gefühlt hätte, öffnete das Kind die Augen und begann zu schreien. Der Junge bekam eine Gänsehaut. Er betrachtete das tränenüberströmte kleine Gesicht und fühlte sich so miserabel wie noch nie in seinem Leben. Wie hatte er auch nur daran denken können, dem unschuldigen kleinen Wesen wehzutun?
    Christopher hatte gar nicht gemerkt, dass er am ganzen Leib zitterte. Dieses Zittern ließ nun allmählich nach. Er schämte sich zutiefst für seine Gedanken, mehr als er sich je zuvor in seinem kurzen Leben wegen etwas geschämt hatte.
    Er blickte zu Isabelle auf und streckte die Arme aus.
    »Darf ich es

Weitere Kostenlose Bücher