01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12
aufmunternd Christophers Schulter. Der Junge war sichtlich nervös. Und sehr hungrig. Es war aber auch nicht leicht, von allen vier Clanführern geprüft zu werden.
Lautes Stimmengewirr erfüllte den großen Salon; Vampire aus nah und fern waren zusammengekommen, um der Initiationszeremonie beizuwohnen. Es kam nicht oft vor, dass sämtliche Clanführer zusammentrafen. Für eine Zeremonie wie diese war dies normalerweise auch nicht nötig; es genügte, wenn jeder Clan einen Vertreter schickte. Dennoch waren die Oberhäupter gekommen - nicht nur wegen Christopher, sondern vor allem, um seiner verstorbenen Mutter Respekt zu erweisen.
Alexander hatte erfahren, dass Lady Katherine Langdon zu jenen gehört hatte, die der Nordclan aussandte, um Sergej einzufangen. Man hatte ihre Leiche, ebenso wie die der anderen, in einem Wäldchen gefunden. Ihre Beerdigung hatte bereits stattgefunden, und alle Mitglieder des Nordclans hatten ihr, wie es das Gesetz vorschrieb, beigewohnt.
Doch nun wollte man ihr und ihrem Sohn, der heute mündig wurde, noch einmal die Ehre erweisen.
»Es ist bald vorbei«, sagte Alexander ganz leise. Er wusste, dass ihn der Junge, der förmlich an seinen Lippen hing, verstanden hatte.
»Da bin ich froh«, antwortete Christopher und errötete, weil sein Magen ein lautes Knurren von sich gab. Er schaute sich nach seinem Vater um und entdeckte ihn unter den anderen. Ihre Blicke trafen sich. Er würde ihn stolz machen. Er würde ihn nicht beschämen.
Christopher schaute zu Alexander hoch. »Wirst du die ganze Zeit bei mir bleiben?«
Alexander schüttelte den Kopf. »Nicht die ganze Zeit, aber das spielt keine Rolle, Christopher. Noch bist du ein Kind, aber schon bald wirst du ein Mann sein. Und ein Mann fürchtet nichts.«
Christopher schluckte schwer. Er nickte. Er würde Prinz Kourakin nicht enttäuschen. Er würde keine Angst haben.
»Alexander, sollen wir anfangen?«, rief James von der Mitte des Saals. Alexander nickte. Die umstehenden Vampire wichen zurück und bildeten einen weiten Kreis um die drei Männer, die Frau und den Knaben, der bald keiner mehr sein würde.
»Zu Ehren von Christophers Initiierung sind alle vier Clanoberhäupter zusammengekommen«, hob James an, »Prinz Kourakin, Oberhaupt des Ostclans. Großwesir Ismail Bilen, Oberhaupt des Südclans. Gräfin Isabelle Dubois, Oberhaupt des Westclans. Sie alle sind gekommen, um Christopher und seiner verblichenen Mutter die Ehre zu erweisen.«
Eine ehrfürchtige Stille hatte sich über die Versammlung der Vampire gesenkt.
James nahm Christopher beim Arm und positionierte ihn so, dass er vor den vier Clanführern stand. Viele der Anwesenden hatten mitfühlende Mienen, denn sie konnten sich noch gut an ihren ersten quälenden Anfall von Blutgier erinnern.
»Die Clangesetze sind eindeutig. Sie dienen dem Überleben unserer Rasse. Du kennst sie?« James redete mit Christopher wie mit einem Erwachsenen.
»Ja«, antwortete der Junge mit zitternder Stimme.
»Wir sind anders als die Menschen. Sie haben ihre Länder, wir haben unsere Clans. Aber im Gegensatz zu den Nationen der Menschen, die untereinander zerstritten sind, sind wir ein Volk. Wir haben uns nur deshalb in Clans aufgeteilt, um die Gesetze besser befolgen und durchsetzen zu können. Aber wir sind ein einiges Volk, eine einige Rasse. Begreifst du das?«
»Ja.«
Das hörte sich schon etwas selbstbewusster an.
James nickte zufrieden. Nun traten Alexander und Lord Langdon vor und flankierten Christopher.
»Lord Henry Langdon, Vater von Christopher, willst du sein Führer sein und seine Ausbildung und Erziehung in die Hand nehmen, bis die Clanoberhäupter ihn für selbstständig erklären?« Isabelle blickte forschend in seine Augen.
»Das will ich.«
»Begreifst du, was für eine Verantwortung du übernimmst und dass du für jeden Fehler von Christopher Langdon haftest?«
»Ja.«
»Und du, Prinz Alexander Kourakin, Oberhaupt des Ostclans, hast dich bereit erklärt, als Christophers Pate zu fungieren. Bist du bereit, seine Ausbildung und Erziehung zu übernehmen, falls Henry Langdon nicht mehr dazu in der Lage sein sollte?« Auch ihm blickte Isabelle tief und forschend in die Augen; dass sie sich schon lange kannten und gute Freunde waren, spielte in diesem Moment keine Rolle.
»Ja«, antwortete Alexander, ohne zu zögern.
»Alle Anwesenden mögen es bezeugen! Christopher Langdons Führer haftet für alle Fehler und Übertritte seines Schützlings, bis der junge Vampir
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