01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12
halten?«
Isabelle lächelte. Wortlos überreichte sie ihm das Bündel.
Christopher zuckte zusammen, als nun eine Hand seine Schulter drückte. Er hatte ganz vergessen, dass Alexander die ganze Zeit über hinter ihm gestanden hatte.
»Du wolltest sichergehen, dass ich ihm nichts antue, stimmt’s?«
Alexander antwortete nicht. Er gab den beiden Vampiren, die den Säugling gebracht hatten, einen Wink, und sie nahmen das Kind wieder mit.
»Das hast du gut gemacht, Christopher«, verkündete James. »Und nun kommen wir zum letzten Teil dieser Zeremonie. Eine Seite des Gesetzes hast du nun kennen gelernt, Christopher. Nun musst du auch die andere erleben.«
James trat vor, aber Christopher blickte unwillkürlich Alexander an. Der Junge wusste genau, was jetzt kam, war von seinem Vater gründlich darauf vorbereitet worden, aber nun, da es so weit war, bekam er es mit der Angst zu tun.
»Christopher?«
Christophers Blick huschte zu James zurück, der nun vor ihm stand. »Euer Hoheit, ich meine, Clanführer, ich …. ich … könnte nicht …« Ängstlich und unsicher wanderte sein Blick zwischen James und Alexander hin und her.
»Du möchtest, dass Alexander diesen Teil der Zeremonie übernimmt?«
Christopher schluckte. Er nickte.
Das hatte Alexander zwar nicht erwartet, doch ließ er sich seine Überraschung nicht anmerken. James nickte ihm zu, und Alexander sammelte sich kurz und umkreiste Christopher, bis er vor ihm stand. Da Vampirkinder eine Seltenheit waren, hatte er noch nicht an sehr vielen Initiationszeremonien teilgenommen. Und die Rolle, die er nun übernehmen sollte, hatte er noch nie innegehabt. Ihm gefiel zwar nicht, was er nun tun musste, aber es war wichtig, dass der Junge begriff, dass es keine Gnade für Gesetzesbrecher gab.
Alexander verharrte einen Moment lang schweigend, um Christopher Zeit zu geben, sich zu sammeln und noch einmal tief einzuatmen.
Dann packte er den Jungen an der Kehle.
Christopher hatte zwar gewusst, was jetzt kam, konnte aber dennoch nicht verhindern, dass sein Herz wie wild zu klopfen begann.
Alexander begann ihn langsam am Hals hochzuheben.
Der Junge begann instinktiv zu strampeln, als er spürte, wie ihm die Luft ausging und der Druck auf sein Genick zunahm, doch damit machte er seine Lage nur noch schlimmer.
Ich krieg keine Luft mehr! Er wird mir das Genick brechen! Diese Gedanken zuckten ihm durch den Kopf, und er begann verzweifelt um sich zu schlagen.
Aber Alexanders Griff war unnachgiebig.
Beweg dich nicht, Christopher. Ich tu dir nichts.
Christopher schlug die Augen auf und blickte in die stillen grauen Augen seines Paten. Es dauerte einen Moment, bis die Botschaft des Prinzen bis zu seinem Verstand durchgedrungen war, doch dann hörte Christopher auf, sich zu wehren.
Sein Hals tat weh, aber das lag wohl vor allem daran, dass er so gestrampelt hatte.
Auf jeden Fall war der anerkennende Blick, den ihm sein Gegenüber nun schenkte, die Schmerzen mehr als wert, fand Christopher. Er schloss die Augen. Der Prinz hatte recht. Er war jetzt ein Mann, und ein Mann mochte sich zwar fürchten, aber er zeigte es nicht.
Er wurde ruhiger. Seine Hände öffneten sich, sein Körper wurde schlaff. Es war gut. Alles war gut. Er war ein Vampir. Er war ein Mann. Er konnte atmen. Es tat gar nicht so weh. Er würde es schaffen; er würde diese Zeremonie durchstehen.
Als er seine Augen wieder aufschlug, sah er Stolz in den Augen des Prinzen leuchten.
Alexander war stolz auf ihn.
Sein Dad würde stolz auf ihn sein.
Alles war in Ordnung.
Alexander stellte Christopher vorsichtig wieder ab und trat einen Schritt zurück. Die Clanführer musterten sich schweigend, kommunizierten in Gedanken miteinander.
»Christopher, der Vampir«, verkündete James stolz.
»Christopher, Vampir«, wiederholten die Anwesenden laut.
»Auf unseren Clan. Auf unsere Rasse. Auf die Auserwählten!«
Dieser Hochruf bedeutete das Ende der Zeremonie. Nachdem jeder der Anwesenden Christopher persönlich gratuliert und sich einen Moment Zeit genommen hatte, um sich sein Gesicht einzuprägen, machte man sich allgemein zum Aufbruch bereit.
»Danke, dass ihr gekommen seid«, sagte Alexander zu Isabelle und Ismail.
»Ach, das war doch nicht der Rede wert.« Isabelle lächelte. »Wir sind diejenigen, die dir zu danken haben. Wie läuft die Suche?«
Alexander warf einen Blick zu James, der eben an seiner Seite auftauchte. Die beiden waren übereingekommen, den anderen Clanführern noch nichts von
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