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01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12

01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12

Titel: 01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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hinausklettern und weglaufen? Aber wie weit würde sie kommen? Menschenskind, das waren Vampire! Wenn sie die verärgerte, würden sie sie töten, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Vielleicht, wenn sie sich ihren Bruder und ihre Tante schnappte und auf ein Schiff sprang und ans andere Ende der Welt segelte …
    »Angelica.«
    Er sprach ihren Namen so drohend aus, dass ihr Kopf hoch zuckte.
    »Ja?«
    »Solange du keine Dummheiten machst, wird dir und den deinen nichts geschehen.«
    Angelica versuchte, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Natürlich hatte er nicht ihre Gedanken gelesen, das wusste sie. Aber er hatte gut geraten, und es passte ihr gar nicht, so leicht durchschaubar zu sein. Deshalb sagte sie ruhig: »Selbstverständlich werde ich keine Dummheiten machen; aber vielen Dank für die Warnung.«
    Sie lächelte zuckersüß und beobachtete befriedigt, wie sich Alexanders Augen zu schmalen Schlitzen verengten.
    »Benimm dich!« Mit diesen Worten wandte er sich zum Gehen und ließ sie allein in dem großen Schlafgemach zurück.
    »Laken«, brummelte Angelica und machte sich sogleich ans Werk. Falls Alexander glaubte, sie würde einfach abwarten, bis es ihm einfiel, sie doch lieber umzubringen, dann hatte er sich getäuscht!
    In ihrer Hast, ans Bettlaken heranzukommen, warf sie die ganze Bettwäsche zu Boden. Es gab einen dumpfen Aufprall. Was war das? Ach, ja, das Buch.
    Getrieben von einer unwiderstehlichen Neugier, ging Angelica in die Hocke und warf einen Blick auf den Wälzer. Er war älter und dicker, als sie gedacht hatte. Viel älter.
    Vorsichtig schlug sie den Buchdeckel auf und las die Widmung.
    Der Vampir wandelt ungesehen, getrieben von Blutgier.
Er wandelt, ohne Spuren zu hinterlassen:
So muss es sein.
Eines Tages wird er aus der Dunkelheit hervortreten,
vom Durste befreit.
Die Auserwählten werden ihn ins Licht führen.
    Ein Schauder überlief sie. Sie blätterte weiter.
    I. Das Trinken von Menschenblut wird mit dem Tode bestraft.
    II. Keinem Menschen darf ein Leid geschehen. Kein Mensch darf verletzt werden, außer in Notwehr. Nur in äußerster Notwehr darf ein Mensch ungestraft getötet werden.
    III. Kein Mensch darf etwas von der Existenz der Vampirrasse erfahren.
    Fasziniert blätterte Angelica weiter, und es fiel ihr schwer zu glauben, was sie da las.
    VVII. Stirbt ein Vampir, so muss eine Begräbniszeremonie abgehalten werden. Die Anwesenheit aller Clanmitglieder des Territoriums, in dem der Verstorbene geboren wurde, ist Pflicht, ebenso wie die Anwesenheit aller Vampire, die sich innerhalb des Territoriums aufhalten.
    VVIII. Die Zeremonie beginnt mit dem Verlesen der...
    Funkelnde Staubpartikel flogen auf, als Angelica das Buch zuklappte und tief Atem holte. Dieser Mistkerl! Entweder kannte Alexander sie besser, als sie geahnt hatte, oder er hatte einfach unglaubliches Glück. So oder so hatte er mit diesem Buch den wohl einzig sicheren Weg gefunden, wie er sie von ihrer sofortigen Flucht abhalten konnte.
    Hier standen sie alle, die Gesetze, denen sie auch ihre jetzige Situation als Gefangene zu verdanken hatte. Und sie konnte nichts weiter tun als lesen.
     
    Sie war bei Seite achtundzwanzig angelangt, als plötzlich Musik an ihr Ohr drang.
    War Alexander wieder da? Sie hatte so viele Fragen. Das alles war so verwirrend. Wenn Vampire tatsächlich diesen Gesetzen folgten, dann waren sie nicht die blutrünstigen Monster, für die sie sie immer gehalten hatte.
    Sie musste mit ihm reden, und dass er de facto ihr Gefangenenwärter war, durfte sie im Moment nicht bekümmern.
    Sie zerrte ein weißes Laken vom Bett und wickelte sich darin ein. Dann tappte sie barfuss aus dem Zimmer. Ein langer, lichtdurchfluteter Gang erwartete sie. Komisch. Sie hatte eher etwas Düsteres, Modriges erwartet …
    »Der Fluch einer lebhaften Fantasie«, brummte sie und begann, die breite, geschwungene Treppe hinabzusteigen. Beim Anblick des großen Salons begann sie zwar zu zittern, huschte aber rasch daran vorbei und einen Gang entlang, der mit einer burgunderroten Tapete ausgekleidet war. Vor einer Tür, die aus dunklerem Holz bestand als die anderen Türen, blieb sie stehen. Ja, von dort kam die Musik.
    Du schaffst das , sagte sie sich verzweifelt.  Du kannst da reingehen und mit ihm reden. Es ist doch bloß Alexander … der Mann, der dir beigebracht hat, wie man Gedanken blockiert. Der Mann, der dich in der Gemäldegalerie geküsst hat …
    »Das hilft mir auch nicht weiter!«, flüsterte sie.
    Mit

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