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01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12

01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12

Titel: 01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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nach dem, was die anderen so sehr an ihr fürchteten.
    Angelica, die währenddessen kein Wort gesagt hatte, folgte dem unruhig auf und ab gehenden James mit dem Blick.
    »Ihr Geist ist stärker als deiner, Joanna. Wenn sie es darauf anlegt, sich dir zu widersetzen, könntest du deine Pflicht als Führerin nicht erfüllen. Aber sie könnte sehr wohl deinen Verstand manipulieren. Nein, ich fürchte, sie ist überhaupt stärker als die meisten Vampire - wie Kiril selbst feststellen konnte.«
    Joanna klappte den Mund zu und senkte niedergeschlagen den Blick. Und sie hatte so gehofft, ihre neue Freundin irgendwie retten zu können!
    Angelica schwieg noch immer. Sie glaubte keine Sekunde, dass sie das, was der Herzog andeutete, wirklich tun konnte. Aber es hatte keinen Zweck, darauf hinzuweisen. Man hätte ihr ohnehin nicht geglaubt.
    Nein, es war gut, dass sie erst gar keine Hoffnung geschöpft hatte, als Kiril seinen Vorschlag machte. Sie wollte sich nicht wieder fürchten. Fatalismus war die einzige Möglichkeit, gelassen zu bleiben und mit ihrer Todesangst fertig zu werden.
    So entrückt sie im Moment auch war, wusste sie doch zu schätzen, was Kiril und Joanna für sie zu tun versucht hatten. Sie begriff zwar nicht, was das mit dem Führer bedeutete und was von diesem erwartet wurde - und ob ein solcher Vorschlag für sie überhaupt akzeptabel gewesen wäre -, doch sie begriff immerhin so viel, dass die Frau bereit gewesen war, ein großes Risiko für sie einzugehen.
    Mikhail. Plötzlich fiel ihr ihr Bruder ein. Er wäre außer sich; sie musste ihm diesen Schmerz irgendwie ersparen. Gott, wenn er einen Anfall bekäme … Nein, das durfte nicht sein!
    »Lasst mich mit ihr allein.«
    Die dunkle Stimme, die so lange geschwiegen hatte, hallte durch den Raum.
    Angelica schloss die Augen, zwang sich, nicht zu weinen. Warum taten sie ihr das an? Hatten sie denn kein Herz, keine Seele? Warum töteten sie sie nicht einfach und ließen es gut sein?
    Sie konnte Alexander zwar nicht sehen, weil Joanna ihn verdeckte, aber sie wusste auch so, wie sein Gesicht aussehen würde. Ausdruckslos. Wie immer. Nur einmal hatte sein Panzer einen Sprung bekommen, neulich, als er beinahe gelächelt hätte.
    Ohne Protest entfernten sich die drei anderen Vampire. Sie war allein mit Alexander.
    Jeder Instinkt, alles in ihr drängte sie, sich zu wehren, mit aller Kraft, bis zum letzten Atemzug. Aber sie durfte nicht. Sie musste ihn bitten, ihn anflehen, sie am Leben zu lassen. Um ihres Bruders willen.
     
    Alexander musterte Angelica, die stumm vor ihm stand, den Blick auf den Teppichboden geheftet.
    Warum rührte sie sich nicht? Warum wehrte sie sich nicht? Noch nie war ihm eine Frau begegnet, die dem Tod so ruhig ins Auge blickte.
    Aber Angelica war nicht wie andere Frauen.
    Das Kaminfeuer in seinem Rücken warf seinen Schatten so weit durch den Raum, dass er sie berührte. Er wollte sie berühren, ja, wollte sie beschützen, vor der Welt, vor allem. Auch vor ihm selbst.
    Diese Frau war eine Plage.
    »Kein Mensch darf von unserer Existenz erfahren.« Sie hob den Kopf. Ihr Blick bohrte sich in den seinen. Alexander las darin genau das, was er erwartet hatte: Wut.
    »Macht es dir Spaß, mich zu quälen?« Ihre scharfen Worte ernüchterten ihn.
    »Du siehst aber nicht sonderlich gequält aus.«
    Sie tat einen Schritt auf ihn zu. Alexander konnte seine Überraschung nicht verhehlen.
    »Töte mich schon, verdammt noch mal! Mach ein Ende!« Sie blieb stehen, schwankte, streckte hilfesuchend den Arm aus. Erst jetzt merkte Alexander, wie sehr er sich geirrt hatte.
    »Verflucht!« Er war mit ein, zwei Schritten bei ihr, schlang den Arm um sie, hielt sie aufrecht. Seine Augen bohrten sich in die ihren. Begriff sie denn nicht?
    »Ich werde dich nicht umbringen, verstehst du? Niemand wird dir etwas tun.«
    Angelica antwortete nicht. Ihre Augen waren glasig, und sie zitterte.
    Erst jetzt erkannte er, dass sie unter Schock stand. Und er hatte sie tatsächlich gequält, die Qual ihrer Ungewissheit unnötig verlängert. Warum hatte er ihr nicht gleich gesagt, dass er sie beschützen würde?
    Er hob sie hoch und rief nach James. Als sein Freund erschien, wiegte er sie sanft in seinen Armen.
    »Alexander?«
    »Ein Glas von dem Whisky, den die Schotten mitgebracht haben.«
    James gehorchte wortlos, während Alexander Angelica weiterhin behutsam in seinen Armen schaukelte.
    »Sie steht unter Schock«, bemerkte James überflüssigerweise und reichte Alexander das

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