01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12
Alexanders Haus dabei gewesen war und zu jenen gehört hatte, die ihren Tod in Erwägung gezogen hatten.
»Ich habe zu danken, Eure Hoheit«, antwortete Angelica höflich.
»Ach, nur nicht so steif - nennen Sie ihn ruhig James!«, warf die Herzogin ein.
Angelica, die sehr überrascht war über die Art, wie die Herzogin mit dem Herzog redete, musste sich ein Lachen verkneifen.
»Margaret, wir sind in hoher Gesellschaft!«
»Bah! Das ist doch nur Angelica. Und ihr Bruder wartet schon auf sie, siehst du? Gottchen, jetzt ist mir der Name dieser imposanten Dame entfallen, die bei ihm steht …«
»Lady Dewberry.« Angelica musste die Lippen zusammenpressen, um nicht loszulachen.
»Ach, ja! Na jedenfalls, mein lieber Gatte, muss man schon blöd sein, um nicht zu merken, wie sehr dieses reizende Mädchen durch dein Verhalten gestern Abend verletzt wurde!«
James funkelte seine Frau finster an. Angelica war das Lachen im Hals stecken geblieben.
»Das ließ sich nicht vermeiden. Du kennst unsere Gesetze«, sagte er so leise, dass es die Umstehenden nicht hören konnten.
»Piffpaff, James Atholl! Wenn ich da gewesen wäre - wie es auch mein Wunsch war, wenn ich das hinzufügen darf -, dann wären unfeine Worte wie ›sterben‹ gar nicht erst gefallen.«
James gab es auf, seiner Frau mit Vernunftgründen beikommen zu wollen. Immerhin nahm er sich kurz Zeit, Angelica gegenüber auf die Sache einzugehen.
»Ich weiß, Sie wissen wenig über uns und unsere Gepflogenheiten, Angelica, aber Sie werden schon noch lernen, wie wichtig unsere strengen Gesetze sind - selbst wenn wir oftmals bedauern, sie durchsetzen zu müssen.«
Als er sah, dass seine Frau schon wieder etwas sagen wollte, legte er seine Hand auf ihre Schulter, und sie schloss den Mund.
Die sorglose Aura, die ihn umgeben hatte, war auf einmal verschwunden, und vor ihr stand der Anführer des Nordclans der Vampire, wie Angelica klar wurde.
»Wie dem auch sei, es tut mir leid, dass wir Ihnen solche Angst gemacht haben. Ich versichere Ihnen, nun da Alexander Ihr Führer ist, wird Ihnen niemand ein Haar krümmen, weder Mensch noch Vampir.«
Angelica wusste nicht genau, was der Herzog damit meinte, aber sie merkte, dass es ihm aufrichtig leid tat, und das versöhnte sie ein wenig.
»Ach, papperlapapp«, meinte Margaret obenhin. »Sei doch so gut und halte bitte die Stellung, mein Schatz«, sagte sie zu ihrem Gatten. »Ich möchte Angelica ein wenig herumführen.«
»Margaret! Wir haben Gäste zu begrüßen!«
Die Herzogin hob eine aristokratische Braue. »Nun, mein Lieber, dann sagst du eben, dass ich schwanger bin; sie werden das schon verstehen.« Mit diesen Worten hakte sie sich bei Angelica unter und segelte mit ihr davon, bevor James noch ein weiteres Wort äußern konnte.
»Wird er denn nicht böse auf Sie?«, fragte Angelica verwundert, während die Herzogin mit ihrem Schützling auf Lady Dewberry und Mikhail zusteuerte.
»Meine Liebe, er hat Angst, in meinem ›Zustand‹ böse auf mich zu werden«, erwiderte die Herzogin fröhlich.
»Aber was hat das eine mit dem anderen zu tun?«, fragte Angelica verblüfft.
»Nichts.« Margaret zuckte die Schultern. »Aber mein süßer James hat es sich in den Kopf gesetzt, dass Schwangere so etwas wie Invaliden sind. Er lässt mich nicht mal einen Teller anheben, und jetzt redet er sich auch noch ein, dass er mich in keinster Weise verärgern darf, da es dem Kind schaden könnte.«
Angelica musste lachen, und die Herzogin zuckte die Schultern. »Da dies die einzige seiner Spinnereien ist, die mir tatsächlich nützt, hüte ich mich, sie ihm auszureden.«
»Nehmen Sie es mir nicht übel, Euer Hoheit, aber ich habe Sie mir ganz anders vorgestellt.«
Sie hatten die beiden Wartenden nun beinahe erreicht, und Margaret warf ihnen ein strahlendes Lächeln zu.
»Soll das heißen, Sie haben sich keine hübsche Brünette mit großen Brüsten und einem noch größeren Bauch vorgestellt?«
Angelica musste abermals lachen. Plötzlich war ihre Nervosität vollkommen verschwunden, und das hatte sie dieser sehr unkonventionellen Frau zu verdanken, die kein Jahr älter als vierzig aussah und mehr als nur ›hübsch‹ war.
»Ich muss mich bedanken, Hoheit, dass Sie uns unsere Angelica gebracht haben.«
Lady Dewberry strahlte wie eine zufriedene Glucke. Es freute sie, dass eine so hochgestellte Persönlichkeit wie die Herzogin von Atholl so offensichtlich an ihrer Nichte Gefallen gefunden hatte. Sie konnte es kaum
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