01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12
nicht wusste, was sie von ihr wollte. Die Augen starr auf Angelica gerichtet, hob Joanna die Hände an den Hals und begann, an der Schnalle ihres Umhangs zu nesteln.
Wie in Zeitlupe verfolgte Angelica, wie ihre Freundin die goldene Schnalle öffnete und ihren Umhang zu Boden gleiten ließ.
Angelica schaute sich mit weit aufgerissenen Augen um: Margaret tat dasselbe! Angelica hatte gerade noch Zeit, ein kleines Mal oberhalb ihres Nabels zu bemerken, als ihr jäh klar wurde, dass man auch von ihr erwartete, sich zu entblößen.
O Gott , o Gott , o Gott !
Hilfesuchend huschte ihr Blick zu Alexander. Dessen Augen hatten wieder ihre normale Farbe angenommen, doch mied er geflissentlich ihren Blick.
Sie durfte sich jetzt nicht zieren, oder es würde alles auffliegen!
Nicht denken, jetzt bloß nicht denken , befahl sie sich. Tapfer hob sie die Hände und öffnete die Schnalle ihres Mantels.
Immer noch besser, als Blut zu trinken , versuchte sie sich zu trösten, während der Umhang raschelnd hinter ihr über die Stuhllehne fiel, immer noch besser, als Blut zu trinken .
Angelica bekam prompt eine Gänsehaut. Kein Mann hatte sie je nackt gesehen, und nun ruhten gleich fünf Augenpaare auf ihr.
Scham drohte sie zu überwältigen, doch sie drängte das Gefühl resolut zurück. Die anderen Frauen schienen nichts dabei zu finden, und wahrscheinlich war es ganz normal für Vampire - die immerhin wer weiß wie alt waren! -, sich voreinander auszuziehen.
Den Blick starr auf eine Stelle etwas oberhalb von Alexanders Schulter gerichtet, saß Angelica kerzengerade da. Sie zwang sich, an nichts zu denken, nichts zu hören außer den verführerischen Gesang.
Abermals trat der Vampir, der mit dem Kelch die Runde gemacht hatte, in den Kreis, diesmal jedoch mit einer Schale und einem dicken Pinsel. Er ging zuerst zu Margaret, tauchte den Pinsel in die Schale und malte einen dicken Strich auf ihre Stirn.
Als sie selbst an der Reihe war, versuchte Angelica an nichts zu denken, nichts zu fühlen außer dem warmen Blut, das man ihr auf die Stirn strich.
Kurz darauf waren alle Frauen mit dem Zeichen versehen. Abermals veränderte sich der Gesang, wurde noch sinnlicher, noch schwüler. Der Mann verließ den Kreis.
Einen Moment lang herrschte vollkommene Stille.
Dann erhob sich Margaret, wunderschön mit ihrem prallen schwangeren Leib und den schweren Brüsten. Stolz durchquerte sie den Kreis und blieb vor dem Herzog stehen. Dann kniete sie vor ihm nieder und wartete. Dieser beugte sich vor und drückte seine Stirn an die ihre. Da das Blut noch nicht getrocknet war, sah Angelica auf seiner Stirn, als er sich nun wieder aufrichtete, einen identischen rotbraunen Strich. James erhob sich und half seiner Frau auf die Füße. Dann legte er den Arm um sie und führte sie aus dem Saal.
Nun erhob sich die Frau, die links von Margaret saß, eine Blondine mit schulterlangem gelbem Haar und einer makellosen Figur, die aussah wie eine goldene Göttin. Unschlüssig verharrend, näherte sie sich schließlich Alexander.
Nein, dachte Angelica panisch, sie durfte nicht Alexander wählen. Wenn er mit dieser Frau ging, wäre sie ganz allein. Das durfte nicht sein... Alexander durfte sie nicht verlassen!
Erst als die Frau an Alexander vorbeiging und vor dem Vampir niederkniete, der zwei Stühle weiter saß, konnte Angelica wieder atmen.
Als Nächstes war Joanna an der Reihe. Unbekümmert erhob sie sich und schritt mit wallender roter Mähne auf Kiril zu, kniete vor ihm nieder. Die Freundin nickte ihr auf dem Weg nach draußen zu, und da wusste Angelica, dass sie nun an der Reihe war.
Zitternd erhob sie sich. Sie musste sich zwingen, ihre Beine in Bewegung zu setzen. Aller Augen ruhten auf ihr, männliche und weibliche, nur Alexander hatte den Blick abgewandt und saß starr auf seinem Stuhl.
Sie zwang sich, langsam zu atmen, und machte die ersten Schritte. Sie hätte zu gerne gewusst, was in ihm vorging. Ob sie ihm gefiel? Sie hätte am liebsten ihre langen schwarzen Haare nach vorn fallen lassen, um ihre Brüste zu verstecken, wagte es aber nicht. Sie wäre jetzt zu gern mit ihm allein gewesen!
Angelica wusste nicht wie, aber sie erreichte ihn schließlich ohne Zwischenfälle. Als er sich vorbeugte und ihr Gesicht in beide Hände nahm, um seine Stirn an die ihre zu drücken, schloss sie die Augen.
Ohne es verhindern zu können, musste sie an rotglänzende Augen und scharfe Zähne denken. Bleib ruhig! , befahl sie sich. Alexander hat dir das
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